war die Zeit vorbei, was noch an Orangen da war, begann scbon
einen strohigen Geschmack anzunehmen; die japanischen Mispeln
waren hier oben noch herzlich sauer , ebenso die Kirschen, die
noch, wie bei uns die ersten Maikirschen, an Stäbchen gebunden
verkauft wurden. Nur die Erdbeeren .waren gut und
reichlich und sie, wie die unreifen Mandeln, von denen ungeheure
Quantitäten verbraucht werden, bildeten unser gewöhnliches
Dessert.
Die Stadtverwaltung hat den Plan , die ganze Stadt oder
wenigstens den Theil nördlich von der Rue Nationale mit
einem Aussenboulevard zu umgeben. Noch sind nur einzelne
Theile vollendet, sie bieten eine prächtige Aussicht und die Wohnungen
an ihnen sind sehr gesucht und noch theurer als die o v o
sonstigen, deren Preise für Algerien schon unerhört hoch sind.
Es scheint aber , dass das Projekt ins Stocken gerathen is t, wie
denn überhaupt auf der Kasbahseite die Anlegung einer Aussen-
strasse kaum möglich wäre. Ausserdem hat man durch das
maurische Häusergewirr eine Anzahl Strassen gebrochen, deren
Mittelpunkt die mit Bäumen bepflanzte Pl a c e du P a l a i s bildet.
Das ächte altmaurische Konstantine findet man darum nur noch
in der kleineren Stadthälfte südlich von der Rue Nationale.
Den Sonntag verwandten wir zu einem grösseren Ausflug,
auf welchem wir eine besondere Schneckenart zu erbeuten hofften.
Dieselbe sollte in der Umgebung der Quelle des Bo uMe r z o u g
Vorkommen , aber wo diese Quelle eigentlich sei, das wusste uns
Niemand im Hotel anzugeben. Nach dem, was ich bei der Herfahrt
gesehen, musste sie in der Nähe von el -Guerrah liegen,
der Station, wo die Bahn nach Batna abzweigt, und wir fuhren also
in köstlicher Morgenfrische mit dem ersten Zug bis zu dieser Station.
Bis Ouled Rhamoun, der nächsen Haltestelle hinter
.Khroubs, bleibt das Thal üppig grün und reich bewässert, mit
flachen, bewachsenen Gehängen, dann treten Kalkklippen auf, und
wir waren 'so eifrig mit deren Betrachtung und der Abtaxirung
ihrer muthmasslichen Ergiebigkeit an Schnecken beschäftigt, dass
wir ein nach Süden abbiegendes kleines Thälchen , mit dem das
Wasser plötzlich verschwand, gar nicht beachteten, was sich später
bitter rächen sollte. —
El Guerrah ist ein kleines Kolonistendörfchen, das aussieht,
als sei es gestern erst erbaut; ein Dutzend Häuschen stehen völlig
unvermittelt zu beiden Seiten der Strasse ♦ als habe sie irgend
Jemand für einen Augenblick da abgestellt; kaum dass man
um sie. herum die ersten Anfänge von Gärten bemerkte, von
Ackergeräthe , von'Vieh, von Bäumen war keine Spur zu sehen,
wovon diese Kolonisten leben, ist mir ein Räthsel geblieben. Allem
Anschein nach hatten sie ihre Grundstücke an die früheren Eigentüm
e r , denen man sie expropriirt h a t, wieder gegen einen Ant
e i l am Ertrage verpachtet und warten nun faullenzend und
Absynth trinkend ab , bis die nötige Anzahl Jahre .um ist und
sie die ihnen als freies Eigentum zugefallenen Kolonistenstellen
verkaufen können. Das ist zwar keine sehr einträgliche Spekulation,
aber sie erfordert auch nicht viel Mittel und vorab keine
Arbeit, nur ein paar gute Freunde bei der Behörde. Das Dorf
müsste eigentlich prosperiren, denn der Thalgrund scheint fruchtbar,
Wasser ist da und die Lage am Eisenbahnknotenpunkt bringt
doch etwas Verkehr.
Wir wandten uns den kahlen Bergen unmittelbar über dem
Dorfe zu und stiegen ein paar Stunden in dem Steingewirr herum,
ohne zu finden , was wir suchten. Es waren nur die auch um
Konstantine gemeinen Arten da, und diese in sehr geringer Individuenzahl;
Schlangen sahen wir gar keine, Eidechsen nur sehr
wenige. Auch Insekten waren spärlich; nur ein schwarzer Weichkäfer
fand sich wie überall um Konstantine in Unmasse und' entblätterte
die wild wachsenden Kreuzblüthler; er tritt in solchen
Massen auf, dass seine Larve gewiss für den Ackerbau nicht
unwichtig ist. Beim Herabsteigen kamen wir an einem Douar
vorbei und wurden natürlich sofort von einem Rudel der grossen
weissen Spitzhunde attakirt, die da nie'fehlen; die Eigenthümer
sahen dem ruhig zu, bis einer der frechsten Angreifer von einem
faustgrossen Stein getroffen aufheulte, dann sprangen sie herbei
und holten die Hunde zurück, begnügten sich aber uns gegenüber
mit ein paar Flüchen. Im Bahnhofrestaurant — Knotenpunkte
haben glücklicher Weise immer ein solches — konnten wir ein
leidliches Frühstück bekommen und zogen nun Erkundigungen
nach der Quelle des vorbeifliessenden Bou Merzoug ein. Die
sei zwölf Kilometer weiter oben, sagte der Kellner, bei Ain Mlila,
an der Bahn nach Batna. Ein Zug in dieser Richtung ging erst
am Abend, wir mussten also darauf verzichten und uns mit einer
Exkursion nach der anderen Thalseite begnügen, wobei ich mir