nichts schaden, wenn sie die Exposition permanente- zeitweise
genauer studirten.
Ein günstiger Stern schièn dem Ünternehmen aufzugeben,
als die Associ a t i on f rançai s e pou r l ’av anceme n t des
sciences 1881 in Algier tagte; die zoologische Sektion schlug
einstimmig vor, die Exposition in ein'Staatsmuseum umzuwandeln,
eine Zeit lang war Alles Feuer und Flamme, aber seitdem sind wieder
ein paar Jährchen ins Land gegangen und man spricht nicht mehr
davon. Stirbt Frau Loche, so wird die Exposition permanente
wahrscheinlich mit ihr zu Grabe getragen.
Neuntes Kapitel.
Um d en Dseh.urdsch.ura herum.
Unter den in den vorhergehenden Kapiteln beschriebenen
Exkursionen war so nachgerade die letzte Aprilwoche herangekommen
und es war die höchste Zeit, dein schönen Algier Lebewohl
zu sagen, wenn wir den Süden von Konstantine noch vor
dem Beginn der grössten Hitze besuchen wollten. Flüchten ja
die meisten algerischen Wintergäste schon Ende April überhaupt
aus Algerien, weil sie den Mai für unerträglich heiss halten. —
Am schnellsten und bequemsten wären wir natürlich zur See über
Philippeville nach Konstantine gekommen, aber uns lag doch mehr
daran, das Land zu sehen und ganz besonders wünschten wir
auch das Sahelthal kennen zu lernen,. Bougie zu besuchen und
von da durch die herrliche Schlucht von Chabet .el Akra die
Eisenbahn bei Setif zu gewinnen. So lange die Eisenbahn bis
Konstantine noch nicht fertig ist, besorgt eine tägliche Diligence
die Verbindung von Menérville bis Bordsch Bou Ariridsch, und
diese konnten wir bis Beni Mansour benutzèn, aber ob und wie
wir von da nach Bougie gelangen könnten, darüber wollte in
Algier. Niemand etwas wissen, auch die Post und die Direktion
der Compagnie Bonnifay, welche die Diligence expedirt, nicht.
Tchihatcheff hat die Tour in einem eigenen Miethwägen gemacht,
aber dazu reichte unsere Kasse nicht aus und so war ich schon
entschlossen, den ganzen Plan aufzugeben und zur See nach
Bougie zu gehen, als ein günstiger Zufall mich in dem Laden
eines Buchhändlers mit einem Herrn bekannt werden liess, der
als Lehrer: in Akbou im Sahelthal mir die genaueste Auskunft
geben konnte.- Von ihm erfuhr ich dann, dass eine Verbindung
zwischen Beni Mansour und Akbou bestehe, und dass man in
Beni Mansour auch ein Nachtquartier finden könne , und somit
stand der Ausführung unseres Planes kein Hinderniss mehr im
Wege. Ich übergab die Kisten mit meinen gesammelten Naturalien
einem Spediteur, liess mich aber leider bereden, meineu
Koffer mitzunehmen, .statt ihn zur See nach Konstantine vorauszusenden
und überzeugte mich erst später, dass der Rath, den
mir der Agent der Compagnie Bonnifay gab, auf sehr eigennützigen
Beweggründen beruhte. , Am 23. April waren alle Vorbereitungen
beendet und nicht ohne Wehmuth nahmen wir Abschied
von dem schönen Algier, hoffentlich nicht auf Nimmerwiedersehn.
Wieder führte uns am 24. April das Dampfross durch die
nun schon im vollen Aehrenschmuck prangende Metidscha nach
Menerville und von da die Diligence durch das Isserthal und die
Gorges von Palestro nach Palestro. Wir hatten Coupeplätze und
freuten uns hübsch sitzen bleiben zu können, aber der Mensch
denkt und die Compagnie Bonnifay lenkt. In Palestro hiess es:
Wagenwechsel. Das ganze schwere Gepäck wurde ahgeladeh und
auf einen anderen etwas kleineren Wagen übergepackt. Wir benutzten
die Zeit, um unsere originelle Wirthin noch einmal zu begrüssen
und eine Tasse ihres sogenannten Kaffee zu trinken; dabei erfuhren
wir, dass der alte fidele Herr, der auf der Imperiale gerade
über uns sass, Monsieur le General sei. Man denke es sich in
.Deutschland, ein General im Civilrock oben auf der, Diligence!
Dann ging es weiter, das Isserthal hinauf, dem Dschurdschura zu,
der nicht wie ich den .Karten nach angenommen, schon hier bis zur
'Schneeregion aufsteigt, sondern nur einen niedrigeren Ast dem
Isser entlang sendet. Sein Hochrücken, noch immer mit Schnee
bedeckt, erscheint erst in ziemlicher Entfernung, den Hintergrund
des Thaies sperrend, einen scharfen, steilabstürzenden Grat bildend,
der sich nach und nach in einen spitzen Pik verwandelt, bis er
schliesslich hinter die Vorberge untertaucht. Das Thal selbst
bietet wenig luteresse, es scheint noch ganz in Araberhänden ;
seine Bewohner gehören zu den Ouled Isser und haben schon
früh die Kabylen aus dem flachen Grunde wie überhaupt aus
allen Gegenden verdrängt, in denen ihre Rosse traben konnten;