an | der Küste von Korsika gefangen genommen, abgetreten.
Karl V. baute dort eine Citadelle aus den Steinen der Römerstadt
Tabraka, welche gegenüber auf dem Festland gelegen,
und unterhielt auch eine Besatzung©,’ aber seinem Nachfol©g er. wurde
das /Ti kostspielig, und so erhielten1 die Lomellini die volle Souveränität.
Bis 1741 hielten diese dort eine Besatzung und trieben
Korallenfischerei und Handel mit den Stämmen auf dem Festland,
den berüchtigten Khroumirs. Sie wurden wohl manchmal von
den Korsarenschiffen wie vom Bey von Tunis zu allerhand Geschenken.
gezwungen, auch sonst hier und da • belästigt, aber ihr
vom Sultan verbrieftes Eigenthumsrecht wurde — ein ächt nrahame-
danischer Zug —- niemals in Frage gestellt. Als Peyssonel
hier war, fand er eine genuesische Besatzung von 100 Mann,
ausserdem 40 Boote und 350 Korallenfischer, ferner noch 50 Lastträger,
zusammen mit den Familien gegen 1500 Personen. Bald
nachher zeigten sich aber auch hier die Folgen der Raubfischerei;
die Korallenbänke verarmten, die Erpressungen der Herrscher von
Tunis nahmen immer grössere Dimensionen an und im Handel mit
den Khroumirs machte die Compagnie d’Afrique von la Calle aus
immer schärfere Konkurrenz. Da übertrug zunächst die Familie
Lomellini ihre Rechte an Giacomo de Lomel l ino (1728) und
dieser schenkte, nachdem er einen vergeblichen Versuch gemacht
hatte, höhere Erträge zu erzielen, den Anerbietungen der Compagnie
d’Afrique Gehör, die schon lange gerne die Insel erworben
und damit der genuesischen Konkurrrenz ein Ende gemacht hätte.
Aber die Unterhandlungen wurden dem Dey von Algier verrathen
und dieser, der damals eine gewisse - Oberherrschaft über Tunis
ausübte, schrieb dem Bey (mit Anspielung auf das spanische
Oran, das ihm sehr lästig war): »Ich habe schon einen bösen
Zahn in meinen Kiefern, den ich nicht herausziehen kann; willst
Du mir noch einen zweiten hineinsetzen, damit ich gar nicht mehr
beissen kann?« Gleichzeitig drohte er, dass er nöthigenfalls den
Bey von Konstantine mit' einer Armee vor Tunis schicken und
dem Bey eine seidene Halsbinde umlegen lassen werde. Das wirkte.
Im Frühjahr 1741 erschien der Sohn des Beys mit einer Armee
in der Nähe der Insel, angeblich um die Steuern von den
Khroumirs einzutreiben; gleichzeitig liefen ein paar Korsarenschiffe
ein, um sich, wie oft, in Tabarka zu verproviantiren. Der
Gouverneur und seine Officiere fol©g ten arg© los einer Einladun©g an
Bord der Schiffe und wurden alsbald gefesselt. Dann wurde die
Insel geplündert, Besatzung und Korallenfischer, soweit sie nicht
auf dem Meere waren, in die Sklaverei verkauft und eine Garnison
in die Citadelle gelegt. Die Compagnie d’Afrique war nicht gesonnen,
ihre Ansprüche so leicht aufzugeben, und da Frankreich
damals gerade im Kriegszustände mit Tunis war, versuchte sie
die Insel durch einen Handstreich zu nehmen. Aber der Anschlag
wurde verrathen, der französiche Kommandant de Saur ins fiel
bei dem Angriff, und in dem schmählichen Frieden von 1742
blieb die Insel bei Tunis. Die entkommenen Einwohner wurden
auf der sardinischen Insel San P i e t r o angesiedelt, wo ihre
Nachkommen heute noch die Korallenfischerei betreiben und ihren
genuesischen Dialekt bewahrt haben.
1785 fand De s fo n t a in e s Tabarka bis auf eine kleine.
Garnison verlassen und durch einen auf Befehl des Bey aufgeschütteten
Damm mit dem Festland verbunden. Er richtete damals
ein ausführliches Memoire an die Regierung, um sie zur Besitzer
©g re_ ifun©g zu veranlassen,7 aber die Revolution vereitelte den Plan
und Tabarka blieb verlassen. Die Aufschliessung des Khroumir-
landes und seiner Metallschätze bringt ihr vielleicht einen Aufschwung,
denn der Ankerplatz ist leidlich; eine Eisenbahn von
Tabarka nach den reichen Eisensteingruben im Lande der Ouled
Nefza ist schon konzessionirt. Auch werden die Franzosen nicht
umhin können, hier eine Garnison zu errichten, um die unbändigen
Khroumirs im Respekt zu halten, denn so ganz schnell lässt sich
denen der nöthige Unterthanenverstand nicht angewöhnen. Die
Biedermänner haben, seitdem sie im sechzehnten Jahrhundert hier
eindrangen, niemals Steuern bezahlt, wenn nicht der Bey mit
einer Armee kam, und auch dann nicht immer. Wie man mir
in Tunis 'erzählte, befragten sie jedesmal, wenn Geld von
ihnen verlangt wurde, einen heiligen Baum; bewegte er seine
Blätter auf und ab,, so zahlten sie ohne Widerrede, verhielt er
sich ruhig, so musste das Pulver sprechen. Die Ch’mi rs, denn
so wird der Name eigentlich geschrieben, sind trotz ihrer Wohnsitze
in den Bergen und ihrer Lebensweise keine Berber, sondern
der Hauptmasse nach ein Araberstamm, welcher früher in der Vorwüste
in Südtunis wohnte. Sie dienten im fünfzehnten Jahrhundert
der religiösen Konföderation der Schabbia als Makh’zen, d. h.
als berittene Miliz, welche die Steuereintreibung besorgt, und
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