und im Gebiet von Guelma, wo die verwilderten Oelbäume ganze
Wälder bilden und neuerdings in ausgedehntem Maasse veredelt
werden, ist es nur das Kabvlenland, in welchem Oel in Masse
gewonnen wird, aber die Zubereitung ist eine so rohe, dass der
Ueberschuss nur zur Seifenfabrikation verwendet werden kann.*)
Orangen werden in der näheren .Umgebung von Bougie, vereinzelte
Exemplare in den Hausgärte'n ausgenommen, nicht gezogen
; die berühmten Orangen von Bougie, welche an Güte denen
von Blidah mindestens gleichkommen, aber sie an Schönheit übertreffen,
wachsen etwa vier Stunden landein am, Südabhang des
Dschebel Toudja, dessen reiche Quellen die Römer durch eine
noch teilweise erhaltene Wasserleitung nach ihrem Saldae geführt
hatten. Dort, durch den hohen Takul a vor dem Nordwind ge-
geschützt, kultiviren die Kabylen seit der Araberzeit die Agrumen
in ganzen Wäldern. Es ist das eine Ausnahme im Kabylenland,
obschon noch an zahlreichen anderen Punkten, besonders des
Sebaouthales Boden und Klima ebenso günstig sind. Aber der
Orangenbaum wurde, so lange die Kabylen noch unabhängig waren
und kein Export stattfinden konnte, immer als eine Art Luxusgegenstand
betrachtet, und während es. für einen schweren Frevel
galt, selbst in den erbittertsten Bürgerkriegen, Oelbäume und Feigen
zu 'schädigen, machte man sich nicht das geringste Gewissen daraus,
dem besiegten Regner seine Orangenbäumchen umzuhauen; man
fand sie deshalb fast nur in der Umgebung von Heiligthümern
(Let our neux) , Seitdem die Franzosen Ruhe geschafft, nimmt
der Anbau rasch zu und ich erinnere mich, Tetuan ausgenommen,
nicht, jemals schönere Orangen gesehen zu haben, als die, welche
die Kabylen von ihren Dörfern zum Verkauf nach Bougie brachten.**)
Einen weiteren reizenden Spaziergang, besonders wenn Scirocco
oder Westwind wüthet, bietet der Weg dem Strande entlang nach
Westen, den man durch die Promenad e aux ol iviers betritt.
Immer in geringer Höhe über dem Meere, eine wunderbare Aus-
*) Dem Kabylen schmecken Oel wie) Butter .erst wenn sie ranzig sind,
auch ein Zug, den er mit dem Spanier gemein hat.
**) Mandarinen habe ich in Bougie nicht gesehen, freilich war ihre
Saison auch schon vorüber und in die Gärten bin ich nicht gekommen. Jedenfalls
ist sie ins Kabylenland erst in den beiden letzten Decennien gekommen,
wie nach Tripolis, wo man sie heute noch nach dem türkischen Beamten,
welcher das erste Bäumchen mitbrachte, Jussuf Effendi nennt.
Zu p. 209.
BERGKABYLE
(Copie nach Gaffarei,lAlgerie)
Lith. Anst. vWerner &"WinteK Frankfurt/M.