an die Kolonisten billig abgegeben werden. Eine Querreihe von
Latania borbonica (Livingstonia sinensis) brach fast unter der Last
der 1 ruchttrauben und die bläulichen olivengrossen Beeren bedeckten
überall den Boden, die Bäume- selbst aber hatten gelbe
Blattspitzen unj sahen aus, als hätten sie von dem Winter gelitten.
Schöner ist eine Allee der chinesischen Chamaerops excelsa,
lauter Prachtbäume von 10—12 m. Höhe und im üppigsten Gedeihen,
und eine andere Allee von schenkeldickem Bambusrohr,
das einen vollständigen Tunnel bildet. Der Bambus hat hier schon
die Grundlage für eine kleine Industrie abgegeben, deren Produkte
in den Wärterhäuschen an den beiden Eingängen dem
Publikum angeboten werden. Leider lässt dje Etikettirung in dein
Garten sehr viel zu wünschen übrig, nur ganz einzelne Pflanzen sind
mit Namen,täfelchen bezeichnet und auch auf diesen die Namen
häufig unleserlich; ein gedruckter Führer scheint nicht zu exi-
stiren und einen Gärtner, von dem man sich belehren lassen
könnte, bekommt man nur selten zu Gesicht.
Die als Baumschule dienende Abtheilung des Versuchsgartens
wird begrenzt durch eine Allee, welche mit der Platanenallee
parallel läuft, und aus abwechselnd gepflanzten Dattelpalmen,
Latanien und Dracaenen besteht. Sie war früher, wo die Bäume
noch gleichmässig wuchsen, der Stolz des Gartens, aber nun haben
die Dattelpalmen, denen natürlich das Klima hier viel besser zu-
sagt, ihre Nachbarn zu sehr überholt und eine Höhe von 15—
20 Metern erreicht, während die Latanien, obvVohl auch sehr gut
gedeihend, kaum 5—6 Meter hoch sind, und die Allee sieht in
Folge davon sehr ungleichmässig aus. An vielen Stämmen ranken
sich Schlingpflanzen fast bis zum Wipfel hinauf und geben ihnen
ein höchst eigenthümliches Ansehen. Unten trifft diese Allee auf
ein Thor, das zur Strasse von Konstantine, /die hier dicht dem
Meer entlang läuft, führt; jenseits derselben steht im Schatten
einer Gruppe von 70 Dattelpalmen ein arabisches Kaffeehaus
dicht am flachen Strande; es bietet vielleicht die schönste Aus-
sicht auf Algier und die meisten Bilder und Photögraphieen der,
Stadt sind von hier aus aufgenömmen.
In gleicher Richtung mit der grossen Palmenallee läuft eine
andere, unbestritten die schönste des ganzen Gartens, nur aus.
indischen Gummibäumen (Ficus Roxburghi) bestehend. Die
Stämme, überall durch Luftwurzeln und Anschwellungen verdickt,
haben ein seltsam abenteuerliches Ansehen. Zwölf der schönsten
stehen um ein Rohdel herum, in dessen Mitte sich eine schlanke
Palme erhebt; sie können schon einen kleinen Begriff geben von
der Pracht der Tropenvegetation. Immer und immer muss man
sich aber beim Beschauen dieser Baumriesen ins Gedächtniss zurückrufen,
dass keiner derselben 40 Jahre alt, die ganze Prachtallee
erst 1847 gepflanzt ist.
Was östlich Von dieser Allee liegt, ist ein in englischem
Geschmack angelegter Park, der seines Gleichen vielleicht in
Kalkutta oder auf Java haben mag, am Mittelmeer aber sicher
nicht. Selbst die sicilianischen Gärten müssen gegen ihn die Segel
streichen, obschon sie in Palermo wenigstens viel besser gehalten
sind. Der Begründer des Gartens, Herr H a r dy, hat es verstanden,
Schönheit und Wissenschaft zu vereinigen. Die Bäume sind
nach natürlichen Familien geordnet, aber sie bilden gleichzeitig
auch Gruppen von prachtvoll malerischer Wirkung, an
denen auch der Laie seine Freude haben kann. Die Krone des
ganzen sind die Palmen. In einer langen Ellipse stehen die
zahlreichen Arten dieser Fürsten des Pflanzenreiches in prachtvollen
Exemplaren, in denen man nur sehr schwer die alten
Bekannten aus den Gewächshäusern wiedererkennt, was die
mangelhafte Etikettirung doppelt empfinden lässt. Oreodoxa regia,
die kubaner Königspalme, erhebt ihren in der Mitte angeschwollenen
Stamm bis zu 20 Meter; sie fällt auf durch die grasgrüne
Färbung des oberen' Stammendes, das wie mit Oelfarbe angestrichen
erscheint. Daneben steht die walzenrunde Säule ■ der
Jubaea spccJabilis, der chilenischen Honigpalme, erst vor 20 Jahren
gepflanzt und nun schon 1,20 m. im Durchmesser betragend,
vielleicht die stattlichste Palme im ganzen Garten. Prachtvoll
ist auch Garyota excelsa, und zwei Cocosarten (ftexuosa und lepida
aus Brasilien). Die gemeine Cocospalme (Cocos nucífera) will hier
nicht gedeihen; eben darüber klagten mir die Gartendirektoren
m Palermo. Wahrscheinlich liegt die Ursache am Mangel von
Salz im Boden, ich erinnere mich gelesen zu haben, dass man
m Polynesien, sobald man die Cocospalme einigermassen entfernt
vom Meere pflanzt, der Nuss eine Hand voll Seesalz beigibt.
Nach Mart ins standen 1864 40 Palmenarten*) hier im Freien
*) Martin zählt folgende auf (die mit * bezeichneten haben im Garten
geblüht)1:!: *Chamaerops tomentosa, *Ch. lirrho, Gh. hystrix, Ch. martiana,