jungen Erbsen und Pferdebohnen bepflanzt. Hier hörte aber
wieder einmal der Weg auf. In der Hoffnung einen anderen zu
finden kletterten wir in den engen Ravin hinunter, aber da war
nichts und wir hatten ziemlich lange in den aufgeweichten lehmigen
Aeckern herumzusteigen, bis wir endlich an ein paar zerfallenen
Gurbis, die aber trotz ihres trümmerhaften Aussehens
bewohnt waren, wieder einen Pfad fanden, der uns zum Meere
hinabführte. Zum Glück blieb es von oben trocken, und als wir
schliesslich noch wenigstens ein paar Stücke einer seltenen
Schnecke (Helix calopsis Let.) fanden, die nur hier vorkommt und
um derentwillen wir eigentlich hergekommen, waren die Mühsale
schnell vergessen und wir kehrten vergnügt ins Hotel de France
zurück, wo uns die freundliche Wirthin — in Algerien trifft man
fast immer Wirthinnen und ist-bei ihnen meistens sehr gut aufgehoben
A-y mittlerweile ein recht hübsches Zimmer zurecht gemacht.
hatte.
Den ganzen Sonntag verwandten wir auf die Jagd nach der
unseligen Helix calopsis und dem arabischen Friedhof, auf dem sie
. zuerst gefunden worden. Man sprengte uns dabei in der ganzen
Stadtgemarkung herum und so hatten wir die Gelegenheit, den
ungeheuren Raum, den die alte Königsstadt einnahm, kennen zu
lernen. Die Ringmauer von 'Cherchel umfasst nur ein Neuntel
des alten Raumes und es ist noch Platz genug für Neubauten.
Die alte Mauer ist stellenweise noch recht gut erkennbar, überall
liegen behauene Steine, Ziegelstücke und dgl. An einer Stelle
wurde ein Weinberg angerodet; man traf dabei auf eine Menge
Sarkophage, schmucklose Steinkisten ohne Inschriften und Beigaben,
den sehr prosaischen Kolonisten als Schweinetröge hochwillkommen.
Systematische Nachgrabungen würden wohl bessere
Resultate ergeben,- aber die Regierung hat für solche Zwecke kein
Geld und gibt kaum die kleinen Beträge für die Unterhaltung
des Museums. Endlich fanden. wir den maurischen Friedhof, aber
er war so klein, dass in der .Stadt absolut Niemand sterben dürfte,
wenn der ausreichen sollte. Die Juden bringen ihre Todten nach
Algier, - vielleicht haben auch die Mauren ein Heiligthum draussen,
wo sie ihre Todten begraben. Mit der Kubbah der Familie Ber-
kani , die dicht vor der Stadt zwischen der Strasse nach Marengo
und dem Meere liegt, scheint ein Friedhof nicht verbunden, Auch
hier fanden wir nicht was wir suchten, und so stiegen wir Nachmittags
hinauf zu den Burgen, die-Cherchel überragen und an
die Zeiten, erinnern-, wo Flüchtlinge aus Andalusien sich hier
niederliessen und als kühne Seeräuber eine neue Blüthezeit der
Stadt herbeiführten. Die Burgen gleichen ganz denen bud-
spaniens, hier und da sieht man noch-Verzierungen aus bunten
Azulejos. Der Aufstieg war anstrengend, die Ausbeute aber durchaus
nicht lohnend; auch Insekten sah man trotz der Blüthenfülle,
die alles Brachland bedeckte, nur ganz einzeln. Schliesslich suchten
wir noch einmal die Stelle auf, wo wir am Tage vorher mn
paar Stücke gefunden, und rafften im Gebüsch zusammen, was
an leeren Schalen umherlag, eine Sammelweise, die ein richtiger
Schneckensammler sonst als eine Art Aasjägerei verachtet.
Mehr Genuss bot uns am Nachmittag das Fenster. Cherchel
hat nur eine Hauptstrasse und die ist nicht so lang, dass man sie
nicht bequem von einem Ende bis zum anderen übersehen könnte, ^
Es war Sonntag, und - den scheinen hier auch die Eingeborenen
zu feiern, wohl weil, sie meistens bei Europäern beschäftigt sind.
In Feierkleidern stolzirten sie auf der Strasse herum. Zwischen
Mauren und echten Arabern fielen uns die unverfälschten Berber
auf, die hier Arbeit suchen; sie tragen' meistens Hosen und Blouse
und haben nur die rothe Schaschia (Fez) beibehalten, um die sie
ein zusammengedrehtes buntes Taschentuch binden. Nur zu diesem
Zweck dienen die grossen grellgemusterten Kattuntaschentücher,
die man in jedem Laden und bei jedem Hausirer sieht, und die
den Fremden leicht zu total irrigen Anschauungen über die Art
und Weise bringen können, wie der Eingeborene in Nordafrika
seinen Gesichtserker reinigt. Zwei junge Kabylen serviren im
Hôtel und man kann entschieden mit ihnen zufrieden sein. Auch
auf der Strasse sind sie stets munter und zum Scherzen aufgelegt,
und während die Araber halbe Tage lang nebeneinander hocken
können, ohne ein Wort zu sprechen, stehen Berber nie auch nur
eine Minute zusammen ohne Scherz und Neckerei. Europäer und
Eingeborene verkehren im Ganzen nur wenig mit einander,
höchstens die Kinder, doch ist ein gewisses gegenseitiges Nachgeben
und Akkomödiren nicht zu verkennen und mit der Zeit
wird es sich schon machen.
Zu längerem Aufenthalt in Cherchel hatten wir keine Veranlassung,
also bestiegen wir am 31. März morgens neun Uhr
wieder den Omnibus, um uns nach el Affroun zurückbefördern zu