eien des Charakters sind nahezu dieselben geblieben, fast drei
a rtausende sind an den Bergen vorübergerauscht, ohne die
ewohner derselben im Geringsten zu verändern, und erst jetzt
scheint die übermächtige Gewalt der modernen Civilisation einen
wenn auch noch geringen, Einfluss auf sie zu gewinnen.
n D16.i Berber ( 1 lch glaube diesen Famen festhalten zu
so len denn ein Volk, das seihst für sich keinen Famen hat,
kann keinen Widerspruch erheben, wenn andere ihm einen geben
mag er ihm nun gefallen oder nicht, und als Faturforscher
ge rauche ich natürlich den Famen, welchem das jus prioritatis
zukommt — können sich rühmen, trotz jahrtausendelanger Berührung
mit der Civilisation, trotz ihres Heimathrechtes-innerhalb
des eigentlichen Ursitzes derselben, des Mittelmeerbeckens, eins
der am wenigsten gekannten Völker der Erde zu sein. Von den
mazirgh und den Ouled Ri f wissen wir fast nur, dass und wo sie
existiren, von den unabhängigen Scheluh kaum mehr, und nur
u011 .,Kabylen kennen wir wenigstens ihr äusseres Leben
i re fatmhen- und ihre politische Organisation. Ob auch ihre
Denkungsweise, ihr inneres Leben? ich möchte es fast bezweifeln
Wissen wir ja doch noch nicht einmal mit Sicherheit, was ihre religiöse
Ueberzeugung ist, wir sehen nur den islamitischen Firniss der
darüber gezogen ist und unter dem sich zweifellos noch gar
viel alten Heidenthumes' erhalten hat. Le Kabyle n'est pas plus
musulman que moi, sagte einer der genauesten Kenner der Kä-
jen, Camille^Sabatier, der Administrateur von Fort Fational,
aut dem Kongress in Algier, und nach Allem, was ich aus den Berichten'
der wenigen Reisenden, welche mit Berbern in genauere Berührung
gekommen sind, entnehmen kann, bin ich sehr versucht ihm
beizustimmen. Doch davon später.
Kein schrofferer Gegensatz, als zwischen Araber und Berber
in politischen Dingen. Der Araber ist der geborene Legitimist
und selbst der freiheitliebende B'eduine der Wüste, der von keinem
r remden auch nur den mindesten Zwang duldet, weiss es nicht
anders, als dass der Scheikh Gewalt über sein Eigenthum und sein
eben hat und dass diese Gewalt in der Familie des Djiid, des
len vom Vater auf den Sohn forterbt. Er wird nie gegen
Bedrückungen opponiren; der Gedanke an ein parlamentarisches
Regiment gar ist ihm so fremdartig wie. nur möglich. Es kann
as auch nicht anders sein ; wie auf einem Schiffe, das stets von
den Wellen bedroht ist, gar kein anderer Führer möglich ist, als
ein vollständig absolut kommandirender Kapitän, so ist auch für
einen Stamm-in der Wüste, der in fortwährendem Kampfe mit
feindlichen Menschen und feindlichen Faturgewalten steht, dessen
Existenz gar oft am augenblicklichen Entschlüsse Hängt, kein
anderes als ein unbedingt autoritatives Regierungssystem möglich,
im Stamm so gut, wie in der einzelnen Gemeinde und in der
Familie. Im Gegensatz dazu ist der Berber der geborene, entschiedenste
Demokrat, ja er streift an den Anarchisten, denn
er kennt keine Autorität xiber sich, als die von ihm selbst gewählte
und ihm verantwortliche, und sogar dieser bestreitet er das Recht,
ihn ohne Weiteres zu majorisiren. Fiemals hat er es darum
zu einer Staatenbildung, noch viel weniger zu einem FationaL
bewusstsein gebracht; für ihn existirt nur seine Gemeinde, und
in dieser seine Kharrouba, sein Geschlecht. Als ich zum ersten
Mal Kunde erhielt von ihrer Gemeindeverfassung, da habe ich
laut aufgelacht,'und wenn der-Autor, bei dein ich sie fand, nicht
ein Stockfranzose gewesen wäre, hätte ich ihn im Verdacht
gehabt, er habe unsere guten nassauischen Bauern in kabylische
Ganduren und Schellabs gesteckt, um seinen Landsleuten durch
ein Bild von Decentralisation und Selbstverwaltung einen Spiegel
vorzuhalten, wie seiner Zeit Herr Tacitus seinen römischen Zeitgenossen
in der Germania. Aber die Herren Daumas und
Hanoteau' und Letourneux wissen, das wage ich bei. aller
Ehrfurcht vor ihren ungewöhnlichen Kenntnissen dreist zu behaupten,
schwerlich etwas von der nassauischen Gemeindegesetzgebung,
von Bürgermeister und Ortsdiener, von Gemeinderath und Bürgerausschuss,
Gemeinderechner und Kirchenrechner. Da nun schwerlich
die Fassauer von den Kabylen sich das Muster zu ihren Kommunaleinrichtungen
geholt haben, so bliebe eigentlich nur die
Annahme, dass ein strebsamer Vandale, als seine Landsleute das
goldene Mainz bedrängten, in den Taunus - Dörfern sich ein
Muster abgesehen und das nachher den Kabylen _ verrathen
habe. Da dieser Annahme aber doch etliche Schwierigkeiten
entgegen stehen, sehen wir uns der merkwürdigen Thatsache
nesenüber, dass ein Volk am Mi t telmeer, O Ö jg * das s t et s von
despot isch regier ten, cen t r a l i s i r t e n F a c h b a r n umgeben
war, dennoch zu Geme inde e i n r i c h tungen ge-
ko'mmen ist , die wir sonst als den german i s chen