
Reviere auch noch sehr sehenswcrthe Orte; allein sie
liegen weit auseinander, und enthalten sehr viele Wie-
derliolungen, so dafs der, welcher sie besehen wollte,
schon sehr viel Zeit iibrig haben miifste. Ich bin mit
dem, was ich gesehen habe, vollkommen zufrieden, d. h.
ich habe einen d^utlichen Begriff von der Natur des
Spessarts, besonders von seinen Bodenverschiedenheiten
und seinen Vegetations -Verhaltnissen erlangt. Die zu-
vorkommende Gtite der Herren, die mich fiihrten, hat
allerdings einen wesentlichen Antheil daran, dafs ich in
so kurzer Zeit so viel gesehen habe. Der Hr. Revier-
forster Rot tge r ftihrte mich im Revicr Rothenbuch und
der Herr Baron v. Truchsefs in seinem Revier Rohr-
brunn. Den Hrn. Revierforster Stumpf fand ich lei-
der nicht zu Hause; es begleiteten mich aber an seiner
Stelle zwei wackere junge Forstmanner, der Herr Re-
viergehiilfe Mantel und der Herr Forstpraktikant M tin -
nich. Der Letztere ist erst seit kurzer Zeit auf dem
Revier und hat seine Staatsprtifungen noch nicht bestanden,
der Erstere hingegen ist bereits angestellt. Die
Reviergehtilfen, welche freilich nur* ein sehr geringes
Gehalt, wenn ich nicht irre, 80 Gulden und freie Station,
erhalten, sind namlich den Revierftirstern zur Un-
tersttitzung in den Bureauarbeiten, so wie zur Kontrole
und ftir den Forstschutz beigegeben, so dafs man der bei
uns angestellten Unterforster gar nicht bedarf. Es giebt.
hier zwar noch sogenannte Lokalaufseher ftir den Forstschutz;
allein sie verursachen, wie die Beamten versi-
chern, mehr Last als Erleichterung, da sie auch noch
beaufsichtigt werden miissen. Es werden dazu die zu-
verlassigsten Bauern, die aber ihr Gewerbe immer noch
als Hauptsache betreiben, gewahlt. Zur Empfehlung dieser
Einrichtung, dafs auch die niedrigsten Stellen mit
gebildeten zuverlassigen Leuten, die schon durch die
Aussicht auf Beforderung angespornt werden, bekleidet
sind, dient die grofse Ordnung im Spessart. Forst-
frevel fallen nicht haufig vor, Wilddieberei 1 st ein ganz
seltenes Ereignifs, und unerhort, dafs ein Wilddieb zur
Widersetzlichkeit schritte. Dazu mag aber aber auch
die nattirliche Gutmtithigkeit der Spessarter viel beitra-
gen; denn man hort hier tiberhaupt von Diebereien —
bis auf Efswaaren, die einen Spessarter leicht in Versu-
chung ftihren sollen — wenig, und Strafsenraub ist vor
vielen Jahren zum letzten Male, und damals auch nur
von Fremden, hier vertibt worden.
Der bewaldete Spessart ist in geognostischer und
oryktognostiseller Hinsicht *) sehr einfach zusammen-
gesetzt, namlich aus sogenanntem Urgebirge und bun-
tem Sandsteine. Das Urgebirge hat nur eine geringe
Ausdehnung; es mag sich allerdings tiber das Vorland
und das Vorgebirge weiter erstrecken, aber im eigentli-
chen Spessart bemerkt man nur wenig davon. In der Er-
wartung, recht schone Bestande auf demselben zu finden,
waren wir daher nicht wenig tiberrascht, eine Stunde spater,
nachdem wir Aschaffenburg verlassen hatten, schon
wieder im bunteu Sandstein zu seyn, und dann auch nicht
wieder herauszukommen. Wir hatten auch nur einen ein-
zigen Bestand, einen alten, sehr mittelmafsigen, ltickigen
Eichenhochwald, auf unserrn Wege auf dem Urgebirge
bemerkt, Schmerlebacher Wald genannt, wie wir spater
erfuhren.^ Die Baume haben doch wohl 70—80' Hohe
*) Ki t t e l ’s gehaltvolle ,,Skizze der geognos t i s chen
Ve rhal tni s s e der nucbsten Umgegend Aschaffen-
burgs, Aschaffenburg 1840., in 4to“ ist mir leider erst, >vah-
rend ich die Correktur besorge, zugekommen, bestatigt aber
die von mir bebauptete mineralogisehe Armuth des nur. aus
buntem Sandsteine bestehenden bewaldeten Spessarts (p. 50.).
Ueber den Gneufs-Boden stimmen unsere Ansichten aber
nicht iiberein. Bei der Konigsfichte in der Grafschaft Glatz
mehr davon. rn * *