
Am Grunde des Steins gingen sie in den Boden. Selbst
Kiefern sah ich ein ganz ahnliches Manover machen; sie
vertragen es jedoch nicht so gut wie Fichte und Tanne,
sondern sehen gar sehr gebiickt dazu aus.
Am Fufse des Berges, wo wir wieder in den Wa-
gen stiegen, welcher in dem Hohlwege hatte gehemmt
werden miissen, fanden wir schon den rothen Sandstein.
Alle Felder, Berge und Thaler, so weit das Auge reicht,
leuchten roth. Die Vegetationskraft bleibt sich aber
iiberall gleich. Sie ist auf dem Rothen Sandsteine vielleicht
noch etwas iippiger, als auf dem Quader.
Dieselbe Erfahrung konnte ich auch auf dem Wege
hinter Wiinschelburg machen, das ich, um die Schon-
heit der Gegend besser geniefsen zu konnen, blofs von
einem Fiihrer begleitet zu Fufse verlassen hatte. Der
Rothe Sandstein, welcher anfanglich als ein grobes Con-
glomerat erscheint, spater aber sehr feinkornig wird, ist
iiberall sehr productiv. Der Boden ist ein sandiger^
glimmerreicher Lehmboden. Im Bieler Walde sah ich
schone Kiefern und Fichten von 80' Lange auf demselben.
Die Kieforn hatten Triebe von 1 ' und die Fichten
von 2 ' Lange gemacht.
Ehe ich tiefer in den Wald eindrang, warf ich noch
einen Blick auf die Stadt und die dahinter liegende Heuscheuer
zuriick. Es ist eine wunderschone Aussicht;
ich wiifste ihr kaum irgend eine andere aus dem Glatzer
Gebirge an die Seite zu stellen. Heute trug zur Staf-
firung der Landschaft noch das rege Leben bei, welches
der Sonntag und der Markt zu Wiinschelburg brach-
ten. Landleute stromten im hochsten Staate von alien
Seiten zur Stadt, Glocken ertonten und die Heerden
wurden in Eile heimgetrieben. Ich durfte mich daher
nicht wundern, dafs ich als der Einzige, welcher der Stadt
den Riicken zukehrte, von Allen grofo angesehen wurde.
Als ich aus dem Bieler Walde heraus war, ging ich
ununterbrochen in dem sehonen Thale der Steinau fort,
der Rothe Sandstein immer mit mir, und mit ihm auch
die uppigste Vegetation. Es fielen mir an den Ufern
des Flufschens besonders schone Erlen, und vor Walditz
Weiden auf, wie ich sie noch nicht gesehen habe. Sa-
lix acuminata, die iiberhaupt nur selten wild vorzukom-
men scheint, bildete Mutterstocke, aus denen 10—20
Stangen von 15 — 20' Lange emporstrebten. Salix Helix
kam ebenfalls in 10 —1 2 ' langen Stangen vor. Auch
pentandra fand sich hier neben den gemeinen S. alba
und fragilis, viminalis, aquatica und Caprea. Da wo
die Hauser des langen Dorfes eine weite Unterbrechung
erleiden, tritt plotzlich aus der linken Thalwand ein
rother Porphyr, welcher der Bildung des benachbarten
Sandsteins nicht fremd zu seyn scheint. Bald behaup-
tet aber der Sandstein wieder sein Recht und geht bis
hinter Neurode. Gleich hinter der Stadt sah ich die
ersten Stucke von Gabbro und Hypersthenfels. Sie sind
aber wahrscheinlich nur als Geschiebe hierher gekom-
men. Vor Volpersdorf hat man die ersten deutlichen
Spuren des wirklich anstehenden Gesteins. So wie man
weiter im Dorfe hinaufgeht, vermehren sie sich und
kommen nicht nur als zahlreiche Klippen iiberall an den
Thalwanden zu Tage, sondern finden sich auch in grofsen
Steinhaufen, Garten- und Feldeinfassungen am Wege
aufgehauft. Das Gestein kommt bekanntlich nicht haufig
vor. Ich sah es erst einmal im Harze auf der Baste
bei Harzeburg. Dieser Volpersdorfer Gabbro ist von
jenem Harzer sehr verschieden und zeigt eine grofse
Mannigfaltigkeit.
Auch hinsichtlich der Vegetations-Verhaltnisse ist er
von jenem sehr unwirthbaren, Sumpf erzeugenden verschieden,
indem er den besten Boden giebt. Ueberall
sieht man schones Holz,* welches in dem ganzen Neu-
roder Gebirge wieder vorherrschend ist, natiirlich da,