
Bielefeld, welche einen etwas mergeligen Kalkstein, die
oberen Glieder des Jura-Kalkes, der zum Kalkbrennen
gebrauclit wird, enthalten, iiberschritten, und wir befan-
den uns in der fiir unsere Zwecke so unergiebigen Ebene,
welche immer dieselbe Einformigkeit yon Sand und torf-
ahnlichem Boden darbietet. Selbst in unsern einformi-
gen Sandgegenden findet man mehr Abwechselung als
hier, da wir zu Hause doch auch zuweilen Hiigelkctten
und Waldstriche mit verschiedenen Holzarten, kleine
Seen und dgl. antreffen. Holz sieht man nur in kleinen
Feldholzern und an den zahlreichen Scheidejwan-
den welche die Gegend durchschneiden. Laubholzer
sind Eichen, Buchen, Erlen, Weiden, Pappeln, und von
Nadelholzern sieht man nur die Kiefer, selten mehr als
15 — 20 Jahre alt, und dann hochstens 20' hoch und
meist schlecht gewachsen, oft von Ilylesinus jammerlich
beschnitten. Bis zu einem Torfsticlie ist es nirgends ge-
kommen, aber der schwarze, schwammige Boden, das
Vorkommen von Sphagnum und Erica Tetralix, welche
ich hier besonders haufig fand, geben hinreichende Winke.
Pamassia paluslris, Gentiana Pneumonanthe, Dianthus
superbus, und die haufigste Pflanze der Gegend, Erica
vulgaris, geben der Flora noch Reiz genug. Ich hatte
mir den Spafs gemacht, fiir meinen Freund einen Straufs
zu pflucken, der, nach seinem Ausspruche, eine Blumen-
Ausstellung zieren wurde.
So waren wir denn fiir dieses Mai aus dem Gebirge
lieraus, und befanden uns seit langer Zeit zum ersten
Male wieder auf einer weiten Strecke des aufgeschwemm-
ten Bodens. Nur an einzelnen Steilen, wie bei Miinster
und weiter gegen den Rhein hin, erhebt sich aus dem-
selben die Kreideformation, die wir noch ordentlich vor
Arnsberg kennen zu lernen hoffen, wo sie sich zwischen
Ruhr und Lippe fast bis zum Rhein ununterbrochen hin-
zieht. Die herrschende Flora haben wir bis hierher so
sehr unserer Miirkischen ahnelnd gefunden, dafs nur dann
und wann sich einmal ein Gewachs zeigte, welches nicht
zu den bei uns einheimisclien geliorte. Wir waren froh
Wiedenbriick bei guter Zeit erreicht zu haben. Da wir
hier erfuhren, dafs morgen ganz friih dfe Post auf L i p p -
stadt weiter gehe, so beschlossen wir d i e s e abzuwarten
und begniigten uns fiir heute die Umgegend zu besehen,
die schon besser zu werden anfangt. Die Aecker und
Wiesen umher sind in gutem Stande, und dalier ist es
auch wohl erklarlich, warum von Geschieben nichts auf
denselben zu finden sey. Das Fehlen derselben auf den
Feldern dieser Gegend ware also noch nicht als Beweis
anzusehen, dafs die nordischen Diluvialmassen bis hierher
nicht gekommen seyen.
S o n n a b e n d d em 1 5 tem ging es also per Post
weiter, und wir hatten dies zu bereuen nicht Ursache,
da der ganze Weg so wenig Abwechselung darbietet,
dafs man auf einer Fufswanderung nur wenig Ge-
legenheit, naturhistorische Untersuchungen anzustellen,
finden wurde. Lippstadt, welches wir schon um 10 Uhr
erreichten, gehort nebst Soest, wohin wir, wegen eines
langweiligen Aufenthaltes in Erwitte, erst um 4 Uhr ge-
langten, zu den ansehnlichen Mittelsladten, derenWest-
phalen so ungewohnlich viele aufzuweisen hat. Der
Weg dahin wurde schon immer interessanter durch die
gut bebaueten Felder und die Aussicht auf den fernen
Arnsberger Wald und das Hardt-Gebirge. In Soest ver-
liefsen wir daher den Wagen, und setzten den Weg wieder
zu Fufse fort. Gieich hinter der Stadt ist an der
Chaussee links ein grofser Steinbruch, aus welcliem die
Platten kommen, die wir schon hinter Giitersloh ange-
wendet sahen. Dicht unter der Dammerde stelit eine
6 ' hohe Schicht eines gelben Lehms, dann folgt ein 2|
machtiger, grauer kalkreicher Lehm, und dann 4—-5'
machtig eine Lage von diinnen, brocklichen Kalkschich