
Die Felsspalte, in welche wir herabstiegen, ist nicht
leicht zu begchen. Wir ahnten aber noch nicht, dafs
uns eine noch viel miihsamere und gefahrlichere Arbeit
bevorstand. Es gait jetzt den Basalt aufzufinden, welcher
sich nach alter Erfahrung in der Schneegrube, und
auch hier nur allein im ganzen Hochgebirge anstehend
findet. Wir wufsten auch, dafs er an der gegeniiber-
stehenden Wand seyn miisse. Es wurden alle hervor-
springenden Klippen und Felsriegel in Farbe und Bil-
dung verglichen, und mit dem Fernrohre betrachtet.
Wir glaubten zwar an einigen Punkten die schwarzere
Farbe der Basalte, eine saulenformige Zerkliiftung, man-
gelnde Vegetation und dergl. wahrzunehmen, erhielten
aber wegen der grofsen Entfernung der fraglichen Punkte
immer keine voile Sicherheit. Wenn es uns also nicht
gehen sollte, wie vielen andern Reisenden, welche un-
verrichteter Sache wieder umkehrten und nichts vom
Basalte sahen, und wie es mir vor 20 Jahren selbst ge-
gangen war, so mufsten wir uns bis zur westlichen
Wand durcharbeiten. Ein Wald von Cacalia und Son-
clius, wie wir ihn in Hohe, Fiille und Ueppigkeit noch
nicht gesehen hatten, erregte bald unsere Aufmerksam-
keit. Im immerwahrenden Fallen iiber Steine und Fels-
trummer mufsten wdr mit diesen bald vertraut werden,
und es dauerte auch nicht lange, so ward ein machtiges
Stiick schwarzen Basaltes aus der Tiefe des Soncho-Ca-
calien-Dickichts hervorgezogen. Jetzt durften wir nicht
zweifeln, dafs wir auf gutem Wege waren. Wir hatten
noch nicht lange angefangen iiber immer mehr sich
haufende Basalttriimmer bergan zu steigen, so zeigte sich
auch schon das erste a n s te h e n d e Gestein.
Jetzt ware es Zeit gewesen, umzukehren, wenn wir
ohne grofse Anstrengung aus der Schneegrube hatten
kommen wollen. Der Basalt war aber so interessant,
die Verschiedenheit der einzelnen Klippen nahm so zu,
und die Vegetation liefs so viel Besonderheit vermuthen,
dafs wir immer zu stiegen, und nicht merkten, die oberen
Riinder der Grube seyen uns schon naher, als deren
Grund. Als wir dies inne geworden waren, wurde eine
Berathung gehalten und beschlossen, dafs wir nun nicht
umkehren, sondern ganz in die Hohe steigen und auf
anderm Wege den Kamm wieder gewinnen wollten, als
wir uns friiher vorgenommen hatten. Es war ein kiih-
nes Unternehmen *, denn die Felsspalte ist an und fiir sich
schon sehr steil, und hier und da treten Klippen her-
vor, dafs man auf Handen und Fiifsen kriechen mufs,
um in die Hohe zu gelangen; dazu kam nun noch, dafs
der an der gleich zu beschreibenden Steinscheide haufig
sehr auflosliche Basalt von dem gestrigen Regen durch-
geweicht, schliipfrig und brocklig geworden war. Einige
Male hatten wir mit dem rechten Fufse kaum eine
sichere Stelle gefafst, als auch schon das miirbe Gestein
unter der Last des linken zusammenbrach und mit schreck-
lich in den Felsen wiederhallendem Gepolter in die unter
uns ausgebreitete fiirchterliche Tiefe Mounter schofs.
Unsern Begleitern, welche uns einen kleinen Vorsprung
abgewonnen hatten und schon oben am Rande der Grube
angekommen waren, als wir noch einige Hundert Fufs
tiefer an den Klippen hin gen, fuhr es immer eiskalt
durch die Glieder, wenn sie einen solchen Steinfall hor-
ten und uns nicht gleich sahen. An einigen Stellen fanden
wir es sicherer den Steinpfad, zu verlassen, und
rechts oder links iiber den Rasen, der eine weniger ab-
schiissige Stelle besetzt hatte, weiter zu gehen.
Als wir oben angelangt waren, schien uns die ganze
Partie noch halsbrechender, als sie uns unterwegs vor-
gekommen war. Die interessanlen Erscheinungen, welche
sich hier dargeboten hatten, gaben aber reichliche
Entschadigung fiir die iiberstandene Angst und die zer-
rissenen, blutenden Hiin'de. Ich konnte hier ein Verhal