
hob, war unser Gliick gewesen; er hatte, als wir zur
Stadt hinauskamen, bereits alles Gewolk zerstreut, und
die von der Sonne beschienenen Triimmer desselben la-
gen wie Gletscher noch auf den fernen Bergen. Man
fahrt auf dem schonsten ebensten Wege, und sieht in
die Ferne, wie auf ein Panorama. Am Horizonte ziehen
sainmtliche Berge der complicirten Sudetenkette sich in
einem grofsen Bogen herum. Zur aufsersten Linken hat
man das Gesenke mit der nun erst recht charakteri-
stisch hervortretenden Bischofskoppe. Herr Forstmeister
S t e rn i t z k y hatte mir schon gestern gesagt, dafs man
an der Bischofskoppe zwei ganz verschiedene Seiten be-
merke. Heute sah ich denn auch in der That die spitze
Kegelform, die gestern nur als eine stumpfe Abrundung
ersehien. Sie war, auch selbst als wir schon die mei-
sten Berge aus dem Gesichte verloren hatten, noch dar-
an zu erkennen. Auf sie folgt gegen rechts der Quer-
berg mit seinem Gefolge. Dahinter sieht man, besonders
wenn man weiter nach Ottmachau kommt, das
Altvater - Gebirge, alsdann den Mahrischen Schneeberg
nebst Hockschaar und Peterstein, und zuletzt ragt dann
der Glatzer Schneeberg hervor. Zur aufsersten Rechten
prasentirt sich schon das Eulengebirge, welches den Ue-
bergang zum Riesengebirge macht, und endlich, wenn
man bis in die Gegend yon Reichenstein vorgedrungen
ist, zeigt sich der isolirte Zobten. Im ganzen Neifser,
so wie im benachbarten (nordlichern) Grottkauer Kreise,
giebt es nicht viel Forsten, da der Boden fast ohne
Ausnahme schoner Lehm ist und den Ackerbau langst
lockte; meist sieht man hier nur kleine Feldholzer, bald
aus Niederwald, bald aus Kiefern- und Fichten-Hoch-
wald bestehend. Das Holz hat indessen hier viel Werth,
und die Wirthschaft neigt sich daher immer mehr zu
dem oft und schnellen Gewinn bringenden Niederwald.
Die Neifse macht haufige Ueberschwemmungen, und
diingt dann den Boden, der oft moorig, wie an der
Oder erscheint, noch mehr, daher hier treffliehe Eichen-
und Erlenzucht zu finden ist.
Hinter Ottmachau hielten wir in Friedrichseck an. Ich
hatte die Freude einen alten lieben Freund, den Herrn
Baron Hermann von Humboldt und in dessen Ge-
sellschaft einen andern ehemaligen Neustadter Commili-
tonen, Ilrn. v. Stu c k r a t , zu finden. Leider dm’fte nur
ein kurzer Aufenthalt gemacht werden. Ich konnte nur
einen fliichtigen Umgang halten, und mir die Schonlieit
und grofse Ordnung des Gutes im Grofsen ansehen. Auf
dem kleinen Thurme des Wohnhauses ist der herrlichste
Punkt, den man in der ganzen Gegend finden kann.
Lange zu verweilen erlaubte der heftige Wind nicht,
der gerade vom amphitheatralisch vor uns ausgebreite-
ten Gebirge her wehte. Wir besahen dann das Innere
des stattlichen, mit schonen aus inlandischen Holzern
gearbeiteten Meubles und manchem Kunstschatze gezier-
ten Hauses, nahmen einen kleinen Imbifs, und eilten
dann noch nach Reichenstein zu kommen. *) Hier
*) Ehe ich in die Glatzer Gebirge komme, will ich noch
von denjenigen Gegenden Oberschlesiens, die ich nicht selbst
sah, einige den Boden und die Holzvegetation betreffende
Mittheilungen nach den gutigen Notizen des Hrn. Oherforst-
meisters v. Pannewi tz machen. Die Forsten in den Kreisen
am rechten Oderufer, welche nicht koniglich sind, haben
mit den Koniglichen viel Uebereinstimmendes. Es ist hier
viel Sand (in den siidlichen Gegenden, wie z. Beuthen, Soh-
rau, Gleiwitz, Lublinitz, frischerer, als in den nordlichen),
theils rein, theils lehmig, hier und da, besonders nahe an der
Oder auch Moor. Kiefer und Fichte herrschen, dann und
wann mit Weifstanne vermischt, und Laubholz ist selten,
meist nur in die Nadelwalder eingesprengt. Erlenbriicher, zu
welchen gute Anlage ist, giebt es wenige, da in Oberschle-
sien so aufserordentlicher Mangel an Wiesen ist. Die siid