
Stamm war besonders wegen seiner vielen und starken
Aeste ausgezeichnet. Meine Herrn Begleiter sprachen
ihn, incl. Ast- und Stockholz, iiber 8 Klafter an.
Es war schon hoch am Nachmittage, als wir Hartenberg
erreichten. Dem Revierjager gegenuber ist vor
Kurzem ein hiibscher kleiner Pflanzengarten angelegt
worden, in welchem allerlei Holzer, meistens solche,
die dem Gebirge fehlen, wie Rustern und Eschen, aus
Samen erzogen werden. Die Anlage steht unter der
Aufsicht des Herrn Oberforsters Bormann, der ge'-
wifs noch manche hiibsche Erfahrung daraus hervorgehen
lassen wird. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dafs
besonders Eschen in den niedrigern Lagen des Gebirges
vorziiglich gedeihen werden. *)
Im Kretscham in Hartenberg fanden wir die Pferde
des Herrn Forstmeisters Per schke, und fuhren nach
kurzem Verweilen nach Hermsdorf. Im Ganzen hatten
wir auch heute eine strapaziose Tour gemacht; es war
uns daher ganz angenehm, noch ein Weilchen ohne unsere
Fiifse zu reisen, und ganz gemachlich bei schonem
Wetter die schonen naclisten und ferneren Umgebungen
zu betrachten. Wer Steinseifen, Krummhiibel und dann
noch Hermsdorf und Petersdorf gesehen hat, mufs einen
*) Der Forstmeister Perschke hat das Verdienst an mehreren
geeigneten Stellen dergleichen Pflanzgiirten angelegt zu
haben; in der Leopoldsbaude, ebenfalls im Seiffershauer Revier,
und bei der Forsterei zu Querbach sind schon sehr
schone Pflanzstammchen, besonders Ahorn, zu Alleebaumen
gezogen worden. — In dem Rabishauer, zur Oberforsterei
Flinsberg gehorigen Reviere, hat der Forstmeister Perschke
die ersten Eichenkampe, und zwar schon in fast grofsartiger
Weise angelegt; der eine Ort enthalt iiber 30 Morg. Flache;
dieselben gewShren dem Beschauer Vergniigen und machen
dem Producenten Eh re.
vortheilhaften Begriff von der Ordnung, Reinlichkeit und
selbst von dem Wohlstande der Schlesier mit sich nehmen.
S o n n a b e i td und S o n n t a g wurden mit Ausar-
beitung des Tagebuches, Verpacken der Sammlungen und
dergleichen hausliclien Verrichtungen zugebracht. Ich
war auch noch einmal in Warmbrunn, und macbte bei
dem Edelstein- und Naturalienhandler Bergmann einige
hiibsche Einkaufe von Feldspath-, Iserin-, Spinel-
len- und Langenbielauer Beryll-Krystallen; auch wurde
SchonfeId’s Zacken-Staubbad, das mich dieses Mai
nicht zu Boden warf, besucht.
Am Nachmittage verschaffte unser gutiger Wirth uns
ein grofses Vergniigen dadurch, dafs wir nach Stohns-
dorf fuhren. Es liegt Meile von Hermsdorf, und
fiihrt einen durch interessante Gegenden am Fufse des
Gebirges. Gewifs nur wenige Reisende umgehen das
Stohnsdorfer Bier und den Stohnsdorfer Prudelberg. Wir
waren zwar nicht unempfmdlich gegen die erstere Schon-
heit, deren Aufbewahrung in den Felsenkellern von sel-
tener Zweckmafsigkeit sogar zu naturhistorischen Be-
trachtungen aufforderte; auch sind Stohnsdorfer Kase,
Butter und Brod nicht das Letzte, was der Reisende
hier probt; allein der Prudelberg trug mit seinen Ge-
niissen doch den Sieg davon. Ein Romanheld oder Mar-
chensehreiber wiirde hier von Giganten traumen, welche
den Berg, wie die Ameisen ihren Hiigel, aus unzahligen
Stiicken zusammensetzten. Die altern Geologen hatten
ihn durch das Wasser auffiihren lassen; denn in der That
es wird oft sclrner, sich von dem Gedanken loszuma-
chen, als habe eine machtige Fluth diese Felsblocke
iiber einander gefiihrt, sey dann verlaufen und habe nun
diesen bunt zusammengewurfclten Steinhaufen zuriickge-
lassen. Mancher wiirde dies aber fiir unwahrscheinlich
halten, wenn er auch nichts von den neuesten geologi-
schen Hypothesen wiifste. Die Felsblocke sind zu grofs