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-t-21°Warme zeigen! Die Benutzung dieser Heilquelle
wiirde yon grofser Wichtigkeit seyn, da bis jeizt nur
zwei gebraucht werden konnten, und diese fiir den grofsen
Andrang der Badenden nicht melir recht ausreichen.
Sie hahen bis + 2 9 ° R. Ihre genaue Untersuchung lag
nicht in meinem Zwecke, auch wiirde eine solche kaum
etwas Neues ergeben liaben, da die hiesigen zu den
wichtigsten deutsclien Heilquellen, besonders bei Gicht
und Rhematismus, gehoren, und Gegenstand der zahl-
reichsten und griindlichsten Beobachtungen wurden (s.
Wendt die Thermen zu Warmbrunn. Breslau
1840).
Eine andere wichtige Einrichtung ist die neue Aufstel-
lung der Graflichen Bibliothek und Naturalien - Sammlung
in einem besondern Gebaude der ehemaligen Cister-
zienser-Probslei. Die Kiirze der Zeit erlaubte mir nicht,
lange in diesen zu verweilen; indessen darf ich doch schon
nach einer flficlitigen Durchsicht der hier gesammelten
Sachen versichern, dafs sich viele Kostbarkeiten darun-
ter befinden. Die Bibliothek enthalt mehr als 40,000
Bande aus alien Fachern der Wissenschaften; jedoch gehoren
sie meist der altern Zeit an. In der Naturaliensamm-
lung befinden sich Mineralien, Pflanzen und Thiere, und
unter den letztern besonders Insekten, grofstentheils
richtig bestimmt und gut conservirt, wenn auch zum
Theile nicht geordnct. Da sich aufserdcm noch schone
naturhistorische, besonders mineralogische Sammlungen,
unter denen ich nur die Manger’sche nenne, in der
Stadt befinden, so werden Naturforscher, welche sich
langere Zeit hier aufhalten, niitzliche und angenehme
Beschaftigung, mehr als in ahnlichen Badeorten, finden.
Ich lernte in Warmbrunn auch einen jungen Arzt,
Herrn Dr. Luchs, kennen, welcher die Entomologie
crfolgreich treibt, und bald schone Beitrage zu der schon
tfichtig durchforsehien Fauna des Gebirges liefern wird.
GANG ZU R S C H N E E K O P P E . 363
Der Herr Graf beabsichtigte, uns heute noch nach dem
Rittergute Boberrohrsdorf fahren zu lassen; allein es wurde
zu spat dazu, und wir schoben diese Excursion auf.
Dienstag den 6ten September treten wir
unsere grofse Gebirgs-Excursion, welche uns mehrere
Tage von Hause entfernt halten wird, an. Das Gebirge
sollte seiner ganzen Lange nach, d. h. von NO. nach
SW , durchwandert werden. Wir fuhren mit des Hrn.
Forstmeisters Pferden fiber Giersdorf, wo wir beim
Herrn Oberforster Haas, der friiher in Neustadt stu-
dirte, einen Besuch machten, bis zum Ober-Kretscham
von Steinseifen, und hatten unterweges Gelegenheit mehrere
der schonsten Dorfer Schlesiens mit Mufse vom
Wagen aus zu sehen. Hinter Seydorf fangen die Hauser
an, welche die Auswanderer des Zillerthales vor einigen
Jahren sich erbauten. Sie geben der an sich
schon schonen Gegend noch mehr Reiz durch ihre eigenthiimliche
Bauart, bei welcher gewifs die Tyroler
Alpenwohnungen genau zum Muster genommen wurden.
In der Bewirthschaftung der umgebenden Felder, auf
denen eben mehrere der Tyroler beschaftigt waren, be-
merkt man ebenfalls manche Eigenthfimlichkeit; man
will sie hier aber nicht loben, und behauptet, dafs diese
Art der Ackerwirthschaft wohl ffir Tyrol, aber nicht
ganz ffir Schlesien passe.
Steinseifen macht den angenehmsten- Eindruck, eben
so wie das gegenfiber liegende Krummhfibel. Ueberall
herrscht Ordnung und Reinlichkeit vom Hause bis zum
Garten. An vielen Hausern bemerkte ich Kasten, in
welchen Staare brfiten sollten. Mein Begleiter sagte,
dafs dieser schone und niitzliche Vogel in alien Gebirgs-
dorfern sehr haufig sey, und dafs er im August regel -
mSfsig auf 14 Tage wegziehe, wahrscheinlich in die
Mahrischen Weinberge, wo er die reifen Trauben speise,
dann aber zurtickkehre. Dazu kommt noch ein ge-
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