
der hier selten ganz schweigt. Auch wir wurden durch
ziemlich unangenehmen Sturm belastigt, waren aber so
gliicklich eine schone Fernsicht in die ungeheuere Ebene
nach Norden, und in die grofsen Gebirgsziige Bohmens
nach Siiden zu geniefsen. Indessen ist doch die allge-
meine Meinung, welche man von dem Standpunkte auf
sehr hohen Bergen hat, vollkommen gagriindet. Die
wir finden nicht selten die Bedinguneen o o zur Erzeuoe unOs von
verschiedenen Regionen auf einer kleinen Stelle in hor i -
zontaler Ausbr e i tung beisammen, je nachdem das Aus-
dauern des Schnees durch vorspringende Felswande und dgl.
begiinstigt wird, oder nicht. Das Schlimmste ist dabei, wir
kommen um die altherkommliclien, bisher so schon in den
Alpen durchgefiihrten Ausdriickc, und sind dann in Verle-
genheit, wie wir die niedrigern deutschen Gebirge eintheilen
sollen. So z. B. konnen wir im Harze kaum von einem
Hochgebirge sprechen, da ihm die subalpine Region bei seiner
Phanerogamen-Armuth ganzlich abgeht, wohl aber konnen
wir sehr gut die noch Buchen tragende untere Bergregion
(bis etwa 1800 — 2000 Fufs), und eine nur noch mit Nadel-
holz besetzte obere Bergregion unterscheiden.
Die weitere Ausfiihrung dieses Gegenstandes wird Jeder mit
grofsem Yergniigen in Wimme r ’s, von einem Gebirgsprofil
begleiteter Flora, welche bis zur Soldanellen erzeugenden
Babia Gora im Klokacz-Gebirge reicht, nachsehen. Kein Land
hat wohl so viele und so tiichtige Floren aufzuweisen wie
Schlesien, und wenige mir bekannte Floren behandeln ihren Ge-
genstand so umfassend und geistvoll, wie die Wimmersche.
Die subalpinische Region kiindigt sich um die Koppe
nicht blofs durch die eigenthiimliche Flora, sondern auch
durch die Steindrossel ( Turdus saxatilis) und den Alpen-
Fluevogel ( Accentor alpinus) an, welche hier ihre nordlich-
ste Gienze auf dem Gonlinente erreichen. Accentor alpinus
soil von Herrn Oberforster Haas vor einigen Jahren ge-
schossen worden seyn. Schnee- und Steinhuhner hat das
Riesengebirge nicht.
Umrisse der einzelnen, so sehr entfernten Gegenstande
verschwinden zu sehr, und man hat nicht die bestimm-
ten lieblielien Bilder, nicht die sichere Untersclieidung
der Ortschaften, Hauser, Wasser u. s. £, wie man sie
von dem Kynaste, Prudelberge u. A. geniefst.
In der Kapelle sind jetzt allerlei Erfrischungen zu
haben, auch giebt es hier allenfalls Nachtquartier, wenn
man Sonnen - Untergang und Aufgang abwarten will.
Sonst ist es aber ein trauriges, diisteres, inwendig nur
mit genauer Noth zu menschlicher Wohnung umgewan-
deltes Gemauer, und man ist froh, wenn man wueder
unter Gottes schonem blauen Dome steht.
Wir hatten noch eine tiichtige Strecke hinunter zu
machen. Ich beeilte mich daher, die Flora zu untersu-
chen. Es findet noch ein recht iippiger Pflanzenwuchs
am Ende des Kegels statt. Wie viel Tausend und Mil-
lionen Samen sind aber hier wahrscheinlich wieder fort-
geweht worden, ehe einer auf dem unwirthbaren Boden
zum Keimen kam! Hieracium alpinum, Anemone alpina
und Primula minima, die lieblichste aller Gebirgspflan-
zen, an einzelnen schattigen Platzen noch in Bliithe,
nach der Meinung Einiger zum zweiten Male bliihend,
hatten uns bis oben hinauf begleitet. Auf dem obern
um die Kapelle herum befindlichen Plateau, welches
etwa 60 Schritte im Durchmesser hat, wachsen JRoa
Amitm ce&jpitosUy A lc h em illa v u lg a r
is , Leonlodon Taraxacum, Achillea Millefolium (den
freundlichen Rasenplatz vor der Kapellenthiire bildend),
ferner Primula minima. Hieracium alpinum, Anemone
alpina, Tussilago alpina, Polygonum Bistorta, Conyza
squamosa, Tormenlilla crecla, Ranunculus acris *).
*) Goppert hat, wie er mir giitigst spater mittheilte,
noch folgende Pflanzen auf dem Gipfel der Schneekoppe und
des Koppenkegels iiberhaupt, unfern der Spitze gefunden: