
schiedener Wesen umherwandelte, wie sie nach alter
Sage in der Christnacht an gewissen Orten starr und
stumm sich versammelt haben, wohl noch ihre ehema-
lige Klcidung tragend, aber unter derselben nichts von
dem friiheren Leben mehr zeigend.
Thierische Versteinerungen und Abdriicke sind, mei-
nes Erachtens, lange nicht so anziehend fiir den Laien,
obgleich sie allerdings fiir den Na tur for sche r mehr
Mannigfaltigkeit haben. Die ganze Bildung der Muscheln
und Schnecken ist einformiger, und die der iibrigen
Thiere meist so zerrissen, dafs man von dem einen nur
den Kopf, von einem andern den Hals, und von einem
dritten wieder nur Rumpf oder Extremitaten sieht. Und
in der That kennt selbst der Geologe viele vorwelt-
liche Thiere nur zur Halfte, und die andere Halfte er-
ganzt er sich aus dem reichen Schatze seiner Einbildungs-
kraft, oder aus den an Thieren der Jetzt welt gemachten
Erfahrungen.
Ich darf also wohl von der G o pp e r f sehen Samm-
lung, deren wichtigster Theil jetzt in der Konigl. Bi-
bliothek zu Breslau aufgestellt ist, etwas Ausffihrliche-
res erzahlen. Sie enthait beinahe 4000 Stiicke, und unter
diesen Kolosse von 6 Centnern Schwere. Etwa 200
gehoren der Uebergangs-Formation, 1600 der altern Stein-
kohlen-Formation, 900 der Braunkohlen-Formation, und
die iibrigen den verschiedenen andern Formationen an.
Dies giebt einen Anhaltungspunkt fiir die Vertheilung
der Gewachse auf die verschiedeneu vorweltlichen Epo-
chen iiberhaupt. In der Steinkohle, welche Jeder als
Pflanzen-Ueberrest anzusehen gewohnt ist, wurden uns
verhaltnifsmafsig die meisten und schonsten Gewachse
aufbewahrt, und nach dieser kommt die jiingere Braun-
kohle mit einem schon etwas kleineren Gefolge, wahrscheinlich
weil sie eine Zeit ausfiillte, wo die Ueppig-
keit der Vegetation gegen die Ueberhand nehmenden
Thiere zurficktrat. Dafs wir in der Uebergangs-Formation,
welche doch fiir alter gehalten wird, als die iibrigen
hier Genannten, die kleinste Zahl finden, riihrt daher,
weil in dieser Zeit entweder wenige organische
Wesen da waren, oder weil sie durch eine sehr stfirmi-
sche Erd-Revolution spurlos vernichtct wurden. Die
Beispiele haben wir jetzt schon an dem noch altern ge-
schichteten Gneufs-Glimmerschiefer, dafs die organischen
Ueberreste, nicht weil sie zur Zeit der Entstehung jener
Massen iiberhaupt noch nicht da waren, fehlen, sondern
blofs defshalb darin vermifst werden, weil sie (wahrscheinlich
durch Feuer), bis auf wenige, nur an einzelnen
Stellen aufbewahrte Ueberreste, ganzlich zerstort
wurden.
Geht man nun die Gopper t ’sche Sammluug einzeln
durch, so fallt einem besonders die 2—3' im Quadrat hal-
tende Platte, mit dem Aspidites silesiacus, einem riesigen
Farrenkraute mit den zartesten und scharfsten Zeichnungen
der zahlreichen grofsern und kleinern zierlich geboge-
nen Fiederchen, auf. Das grofste Stiick, der 6 Centner
schwere Block einer Lycopodites aus Landshut im Schle-
sischen Gebirge, zeigt uns den schlangenformigen, auf
unsern Markten oft zu sehonen langen Kranzen gefloch-
tenen Barlapp (Lycopodium clavatum und annotinum)
unserer Walder in etwas grofserem Mafsstabe. Ferner
zeichnen sich aus ein vortrefflich erhaltener baumarti-
ger Farrenkrautstamm von 3' Lange aus Ilmenau, Stamme
der Lepidodendra im al tern und jiingern Zustande
mit den zahllosen sehonen Eindriicken der vormaligen
muthmafslichen Blattansatze, ferner so vollstandig erhal-
tene Farren, dafs man ihre Fructifications - Organe bis
auf die die Haufchen umgebenden zarten Kapselringe erkennen
kann.
Von der merkwiirdigen Siigmaria Jicoides sind fiber
100 Exemplare vorhanden, unter diesen so geschickt me-
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