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Ueber den Holzbestand ist Folgendes bemerkens-
werth. Yon nutzbarem Areal sind 10891 Morgen Hochwald
und 4889 Morgen zu Mittelwald bestimmt. Die
Hochwaldbestande sind gemischt aus Buchen und Eichen.
Auf 8800 Morgen dominirt die erstere, im Uebrigen die
letztere Holzgattung. Doch selbst auf dem grofscren
Theile der Flache, wo die Eiche dominirt, findet sich,
mit wenigen Ausnahmen, noch immer viel Buchenholz
eingesprengt, oft fast bis zur Halfte. In den vorherr-
schend Buchen enthaltenden Bestanden kann man aber
nicht dasselbe von der Eiche sagen.
Sowohl die alten, als die angehend haubaren Bestande,
wie die Stangenholzer von 60 — 30 Jahren sind
theilweise unregelmafsig, und nicht so vollkommen ge-
schlossen, wie es normale Verhaltnisse verlangen. Da-
gegen sind die meisten jiingern Bestande und Schonun-
gen, welche letztere sich grofstentheils aus den reichen
Samenjahren von 1823 herschreiben, durchgangig sehr
regelmafsig und vollwiichsig, einige bedeutende Abthei-
lungen, wie im Gumbert und Schwarzendachsbau, selbst
von seltener Vollkommenheit. Zu einer so starken Bei-
mischung von Weichholz, wie sie die vorgefundenen
Stangenholzer darbieten, kann es gegenwartig nicht mehr
kommen, da solches gewohnlich bei der letzten Rau-
mung der Samenbaume herausgehauen wird. So war
auch in den besser beslandenen Schonungen, und namentlich
im Gumbert, Dachsbau, auch im Hirschsprung
und Netzbacherwald die Besamung so vollkommen, dafs
hier, einzelne ganz unbedeutende blofsige Stellen ausge-
nommen, gar kein Weichholz aufkommen konnte.
Trotz des vortrefflichen Wuchses ist es doch auffal-
lend, hier und da, z. B. im Mittelteicherwalde Jagen 49,
besonders die Buchen stark mit Flecliten behangen zu
sehen. Die Hohe ist hier zwar noch unbedeutend; allein
es ereignen sich auf den weit zusammenhangenden Bergen
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doch schon haufigere atmospharische Niederschlage, und
nicht selten Schneedruck. Auch mag es daran liegen,
dafs stellenwcise viel grobkorniges, kiesiges Gestein im
Untergrunde ruht und hier die Wirkungen eines todten
Sandbodens hervorbringt. Auf solchem Boden, wie auch
schon auf feuchtem, undurchlassende Thonlager bergen-
dem (s. die Besclireibung des Soilings und der hoheren
Berge im Siegen’schen) sah ich bereits mehrmals ahn-
liche Flechtenbehange, nur natiirlicli in weit grofserem
Mafse.
Die Mittel- und Niederwaldungen bestehen meist aus
gemischten Holzgattungen, wie Birken, Hainbuchen, Aspen,
Rothbuchen, Eichen und Erlen. In vielen Orten
dominirt die Hainbuche, in den meisten aber das Weichholz.
In den Mittel- und Niederwaldungen bemerkt man
im Verhaltnifs zum Hochwalde viel mehr Unvollkom-
menheiten. Das mag seinen Grund darin haben, dafs
oft die Bestande, in welchen die Hainbuche und selbst
die Rothbuche steiienweise uGininirten, zu alt waren,
und daher nicht mehr kraftig vom Stocke ausschlugen.
Solche Stellen bleiben aber nicht lange kulturbediirftig,
in so fern es sich nicht darum liandelt, die Schonungen
durch bessere Holzgattungen, wie durch Eichen,
Aliorn, Eschen und dergl. zu veredeln; denn in 5 bis
hochstens 10 Jahren fliegen sie mit Weichholzern, besonders
Birken, gewohnlich so vollkommen an, alsv es
zur Deckung des Bodens erforderlich ist.
Die unvollkommensten Bestande der Hoch- und Niederwaldungen
haben ihren Ursprung meist in einer frii-
heren planlosen Wirthschaft, bei welcher mancher Hoch-
waldbestand auf die Wurzel gesetzt wurde. Unter Fran-
zosischer Verwaltung wurden Hochwaldbestande von 50
bis 70 Jahren in einer Art Mittelwaldstellung abgetrie-
ben, und dagegen alte iiberstandige Orte iibergehalten!