
geheuere Schlucht des brennenden Berges iiberrascht
wurden.
Diese Erscheinung gehort wirklich zu den grofsar-
tigsten, welche wir auf der Reise sahen, und es sollte
sie Niemand, der in diese Gegenden kommt, iibergehen.
Um sie naher zu betrachten mufs man in die 60 — 70
Fufs tiefe Schlucht, welche sich etwa von SO. nach
NW. wohl iiber 1000 Schritte fortzieht, liinabsteigen.
Hier sieht. man, wie aus alien Spalten und Rissen der
schroffen Wande der einen unangenehmen Schwefelge-
ruch verbreitende Qualm hervordringt. An einzelnen
Stellen liort man auch ein Brausen im Innern des Berges,
als wenn ein Sturmwind durch ein halbgeoffnetes
Gewolbe saust. Bei triibem, nebligem Wetter soil das
Rauchen des Berges viel bedeutender seyn, als wir es
an dem lieutigen sehr schonen, warmen und heitern Tage
sahen. Die Hitze ist an einzelnen Punkten so grofs,
dafs man sich den Wanden nicht mit der Hand nahern
kann, und dafs die mitgebrachten und dort eingescharr-
ten Eier in wenigen Minuten gar waren. Es ist nur
die Schicht des Schieferthons, aus welcher Rauch hervordringt.
Wahrscheinlich brennt also nicht blofs das
in der Tiefe liegende Steinkohlenfloz, sondern auch die
daruber liegende Schicht des Schieferthons, nur dafs
diese letzte viel weniger brennbare Theile, etwas Kohle,
Schwefel und dergl., enthalt. Der Schieferthon verwan-
delt sich dadurch allmalig in einen gebrannten und stellen
weise selbst in einen halbverglasten (Porzelanjaspis).
An den Wanden bemerkt man eine Menge von Ausblii-
hungen, deren kleine Krystalle herrlicli in der Sonne
funkeln. Sie bestehen grofstentheils aus salzsaurem Am-
moniak, welches nach ganz neuen Untersuchungen von
II. Rose etwas Brom enthalten soli, auch aus etwas
schwefelsaurem Eisen und sehr wenigem, den ganzen
Ueberzug hier und da gelblicli farbenden Schwefel.
Beim Hinaufsteigen an einer schroffen Stelle der
Schlucht fand ich die Schieferthonschicht 30 — 40 Fufs
machtig, dann die daruber gelagerte Kohlensandstein-
schicht 6—-10 Fufs, und endlich ganz oben eine 2 bis
3 Fufs maehtige Dammerdelage. Man hatte angefangen
den Sandstein zu brechen; der Herr Forstinspector hat
es aber untersagt, damit der Gang der Natur an dieser
so merkwiirdigen Stelle nicht gestbrt werde. Wahrscheinlich
wird doch die Scene sehr bald dadurch ver-
andert werden, dafs das Feuer in der Tiefe immer mehr
um sich greift, und die Wande der Schlucht immer wei-
ter zusammenstiirzen. In dem Stollen, welcher von der
Hiitte aus nach dieser Seite hin getrieben worden ist,
fangt man an die Hitze schon sehr lastig zu fiihlen.
Schlangen und Eideclisen scheint die Warme sehr ange-
nehm zu seyn, denn man findet sie in der Schlucht
stets in auffallender Menge. Auch fur die Vegetation
macht sich die Warme bemerklich. Im Friihjahre trei-
ben namlich die Baume und Straucher auf der Nordost-
seite des Berges 14 Tage friiher, als die iibrigen Holzer.
Es ware interessant, iiber das Verhalten derselben im
Winter Beobachtungen anzustellen. In der Flor bemerkte
ich nichts Auffallendes. Es ist nur ein kleiner Theil
des Bodens, namlich nur in der Schlucht, entblofst, und
dieser so sehr mit Schutt und Felstriimmern bedeckt,
dafs natiirlich keine bedeutende Vegetation Fufs fassen
konnte. Die ganze Umgebung ist mit Holz bestanden.
Anders verhalt es sich mit dem Boden iiber dem (seit
dem Jahre 1641) brennenden Steinkohlenfloze bei Plae-
nitz, unweit Zwickau, in Sachsen. Wir haben eine Be-
schreibung von unserem trefflichen Gopper t ( inWieg-
mann’s Archiv fiir Naturgescli. Jahrg. III. Heft 2.),
welcher jene Gegend den 20. October 1836 besuchte.
Die Oberflache hat hier gar kein Holz, sondern ist ganz
mit Moosen, Grasern, Krautern und Strauchern bedeckt.
7*