
Auf der Alten Burg trennten wir uns von unserm
gefalligen Fiihrer, und kamen in Eschenbach und Nie-
der-Netphen wieder in bewolinte Gegenden. In Siegen
langten wir ziemlich spat und gehorig ermiidet von der
heutigen Tour an.
D o n n e r s t a g d e n fcO sten . Siegen ist eine
ziemlich bedeutende Stadt und fiel uns besonders we-
gen der steilen Berge in den Strafsen auf. Leider ver-
fehlten wir hier mehrere Herren, namentlich Herrn
Forstmeister von Do rr e n b e r g , welcher verreist war.
Hrn. Direktor Dr. Suffrian *) konnte ich nicht ken-
nen lernen, weil er krank seyn sollte. Der Herr Ober-
Bergrath Haus le r, den ich gliicklicherweise antraf,
hatte die Giite mich von einigen petrographischen und
oryktognostischen Merkwiirdigkeiten der Gegend zu un-
ierrichten, und mir eine Menge dieselben erklarender
Stiicke in der Sammlung der Bergschule zu zeigen. Aus-
gezeichnet sind hier unter Anderin mehrere Eisenerze
(Gothit, Eisenglanze, Spatheisenstein, Gelbeisenerz etc.),
sehr schone Bleivitriole, Fahlerze, Kupferkiese, und unter
den geognostischen Yorkommnissen besonders die
Suiten des Thonschiefer-Grauwackengebirges mit seinen
Einschliissen. Yon Herrn Ober-Bergrath Hausler ist
noch eine Suite von Gesteinen, welche im hiesigen Ue-
bergangsgebirge vorkommen, fiir die Konigl. Sammlun-
gen in Neustadt zu erwartcn. Es interessirte mich sehr
das Yorkommen eines basaltischen, den Rotheisenstein
durchsetzenden Ganges von der Grube Junge Birke. Man
*) Leider war es ein blofses, durch die Dummheit des
Kellners veranlafstes Mifsverstandnifs, welches mir die per-
sonliche Bekanntschaft dieses um die Entomologie seiner
Gegend so verdienten Mannes O raubte;* ein neuer Beweis, wie
sehr man nothig hat, sich in fremden Stadten um die Zuver-
lassigkeit dcr Boten selbst zu bekiimmern.
sieht hier als Hauptmasse eine sehr thonige Wacke, wrel-
che ganz unveranderte Basaltstiicke enthalt. An vielen
Steilen, wo dieser Gang mit dem Thonschiefer in Be-
riihrung kommt, ist der letztere in eine verglaste Thon-
masse (Porzellan-Jaspis) umgewandelt, und beweist die
friihere feurige Natur des Basaltes, wenn diese nicht
schon aus andern Griinden klar genug ware. Die Grube
selbst befahren zu konnen, erlaubte die Zeit nicht.
Unser Gefahrte, Hr. Dr. v. Middendor f f , machte
Nachmittags noch cine Excursion nach einem nahe ge-
legenen Basaltberge, der Hiibach, und brachte eine Menge
schoner Exemplare mit, welche die Umwandlung des
Basaltes in Wacke und den feurigen Einflufs des erstern
auf den benaclibarten Thonschiefer nachweisen.
Abends geht die Post nach Olpe, und wir beschlie-
fsen sie zu benutzen, da wir, mit Hiilfe von Extrapost,
am andern Morgen, Freitag, in Coin seyn konnen. Dje
Ferienzeit naht sich dem Ende, und wir miissen eilen
an den Rhein zu kommen.
Ehe ich noch diese Gegenden verlasse, mufs ich der
mcrkwiirdigen Fichte erwahnen, welche ich in der Liitzel
(1700' hoch), im Garten des Herrn Forster Klein, gesehen
habe. Sie ist zwar schon vom Herrn Oberforst-
meister Hi nkeldey in Har t ig' s Archiv beschrieben,
jedoch ist dessen Bericht zu wenig bekannt, und auch
so veraltet, dafs ein Jeder, der sich fiir Baum-Monstro-
sitaten int-eressirt, hier gern noch etwas iiber die selt-
same Bildung lesen wird. Nach der Erzahlung des Hrn.
Oberforsters Ri tgen wurde das Exemplar im Jahre
1808 wegen seines auffallenden Wuchses aus einer Ficli-
tensaat im Giller-Thale ausgehoben und hierher an eine
hohe Stallwand gepflanzt. Es wuchs heran, ohne Sei-
tenaste zu bilden, bis es, nachdem es 7^-' erreicht hatte,
i. J. 1820 oder 1821 ein Zwiesel trieb. Der schwach-
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