
Es war zwar nocli friih am Tage; allein wir liefsen
es uns doch schon recht gut in der reinlichen Hampel-
baude bei der trefflichen Gebirgskost und im Gesprache
mit dem kraftigen, biedern Wirthe gefallen.
Yon hier ging’s nach den Teicben, und zwar zu-
nachst nach dem etwa 2000 Schritte entfernten Kleinen-
Teiche. Kein Reisender unterlafst es sie zu besuchen,
viele mochten schon ihretwegen allein nach dem Riesengebirge
wandern. Der Wasserspiegel des Grofsen-
Teiches hat nach Graf v. S c hw e in itz 3752 F., und
der des Kleinen-Teiches 3590 Die obern Rander
werden iiber 4200 F. angegeben.
Die Teiche sind schon ofters mit den Kratern aus-
gebrannter Vulkane verglichen worden. Man kann diesen
Vergleich nicht unterdriicken, wenn man nur einen
Blick auf diese grofsartige, dustere Natur wirft. Jeder
der beiden Teiche ist rings herum von Felsenwiinden
umschlossen, welche gegen den Kamm hin die ansehn-
licliste Hohe haben, und mit schrolfen, schwarzen, senk-
recht abstiirzenden Klippen besetzt sind. An der klip-
pigen Seite sind sie fast unzuganglich, und hier ist auch
ihre grofste Tiefe, welche Hr. Graf S c hw e in itz bei einer
eigens zu wissenschaftlichen Zwecken unternommenen
Kahnfahrt in dem grofsen 75 F., und in dem kleinen
21 F. gefunden hat. An der entgegengesetzten Seite,
auf welcher wir uns befanden und das Ganze wie ein
Amphitheater vor uns sahen, sind die einschliefsenden
Wande viel niedriger, und gestatten, dafs man sich uber-
all dem Ufer nahen, und selbst auf einzelne, aus dem
Wasser hervorragende Si eine treten kann.
Ob ein unterer Wasserzuflufs durch Risse und Spal-
ten der Felsen da ist, hat man noch nicht ermitteln
konnen. Der sichtbare Zuflufs geschieht durch die grofse
Lomnitz, welche oben auf dem Koppenplane, unweit
der Wiesenbaude ihren Ursprung hat, und als kleines
Bachlein sich von der hohen Felswand herabwindet.
Der Abflufs ist bei beiden deutlich zu sehen. In dem
kleinen sind viele Fische, besonders Forellen — Herr
Oberforster Haafs sah eine von mehr als 1 F. Lange —,
welche bei heiterm Wetter lustig iiber den Wasserspiegel
hinaus springen. In dem grofsen *) hat man aber
noch keine Fische bemerkt; es wird sogar von glaub-
wiirdigen Leuten beliauptet, die Fische, welche man
schon versuchsweise hineingesetzt habe, seyen nach kur-
zer Zeit todt auf die Oberflache gekommen. Mancher
wird den schauerlichen Gedanken nicht unterdriicken
konnen, dafs mephitische Diinste von unten her dem
Leben dieser Thiere ein Ende machen, und manche
Amme mag schon eine Geschichte vom Riibezahl damit
verflochten haben.
Mit der diistern Farbung des Wassers, welches heute
bei dem ziemlich heftigen Sturme in kleinen Wellen
dahinrollte, und dem schwarzen, nackten Ansehen seiner
Felsen harmonirt auch die ganze iibrige Natur, und
*) Einer spiitern gefalligen Mitlheilung des standesherrli-
chen Oberforsters Herrn Haafs verdanke ich folgende Beob-
achtungen. Herr Dr. H. Scho l t z zu Breslau fand im Gro-
fsen-Teiche den feuerbauchigen Wassersalamander ( Triton
igneus Laur., T. alpestris Bchs t . ) , aber nicht im kleinen,
wo ihn die Forellen verspeisen. Ferner bemerkte er in letz-
terem eine grofse Menge von Phryganeen-Larven, deren Zucht
Herr Dr. Luchs in Warmbrunn vergeblich versuchte, und
dann eine seltene kleine Muschel Pisidium fontinale Pfeiff.
Schwimmvogel haben die Local-Forstbeamten nie auf diesen
merkwiirdigen Gewassern gesehen. Nach einer Abmessung
auf der Kai'te hat der Grofse-Teich einen Flacheninbalt von
29, und der kleine von 12 Morgen, obgleich ich sie nach
dem Augenmafse kaum auf die Halfte angesprochen haben
wiirde. In der Mitte des sehr warmen und trocknen Mai
1842 waren beide noch mit Schnee und Eis hedeckt.