
sehr wunderbar, wenn man die geognostischen und Bo-
denverhaltnisse beriicksichtigt. Aus den aufgelosten und
herabgescbwemmten Trachytmassen der nabe daran lie-
genden Berge und den benachbarten, vielleicht gar dar-
unter liegenden Schichten des Lofs (der aucb in andern
Gegenden des Rheinthales aufserst frucbtbar seyn
und besonders schone Weine, namentlich die soge-
nannten bocksigen tragen soil) bat sich allmalig ein
sehr tiefgriindiger Boden gebildet, dem es-auch wegen
seiner niedrigen Lage nicht an Feuchtigkeit felilt. Man
sieht dies an den benachbarten Erlenbestanden, den Wei-
hern und Graben. Der iippige Wuchs und die Menge
von Tussilago Farfara, Deschampsia cespitosa, Senecio
Jacobaea (bis 5' hoch, wie ich ihn noch nie sah), Clematis
Vitalba, deuten bestimmt genug auf einen eigent-
licben Thonboden.
Das Merkwiirdigste ist aber bier der Zuwachs im
Holze. Mittelwaldahnliche Orte, in denen einzelne alte
Eichen fur den Bauholzbedarf iibergehalten worden waren,
hatten 3jahriges junges Holz, und dennoch waren
die Hainbuchen, Riistern u. s. w. schon bis 15' hoch.
Escben von 8 Jahren hatten eine Hohe von 40' und
cine Dicke von 6 —:8 Zollen. Pyramidenpappeln von
4 Jahren, die am Weiher standen, hatten mindestens
35' Hohe und andere Tjahrige in einiger Entfernung 65
—70' Holie! Auch sah ich hier Eplieu an Eichen bis
40' hoch hinaufsteigen, wie es mir wenigstens an Bau-
men noch nicht vorgekommen ist. Im Unterholze fan-
den sich hier, aufser Cornus sangtiinea, -Acer campeslre
(mit auffallend stark korkartig gefliigelter Rinde), noch
wilde Kirschen, die uberhaupt in diesen Trachytbergen
selir haufig vorkommen und schonen Wuchs haben.
Nach diesem phytologischen Exkurs setzteu wir unsere
Reise ins Siebengebirge fort, und gelangteu sogleich
zu einem Berge, der zwar nicht unter die 7 Namen *)
aufgenommen ist, aber dennoch zu den interessantesten
gehort. Er ist der schon einmal beim Coiner Dom ge-
nannte Stenzelberg. Seine Kuppe enthalt einen der
grofsartigsten Trachytbriiche. Man tritt in einen gerau-
migen Platz, welcher durch den angelegten Abbau sehr
bedeutend erweitert worden ist. An der ungeheueren
Menge umherliegenderTriimmer und abgesprengter Stiicke
sieht man wenigstens, dafs die Gewalt, welche die Men-
schen hier ausgeiibt haben, keine ganz unbedeutende
ist, obgleich sie gegen die Masse des ganzen Berges nur
gering erscheint.
Der Trachyt des Stenzelberges gehort zu den feste-
sten; daher wird er jetzt auch fast bei alien Bauten ange-
wendet. Seine Farbe ist blaulich grau. Einzelne in ihm
vorkommende Hornblende - Krystalle sind von aufseror-
dentlicher Grofse. Mit Ausnahme von wenigen Steilen,
an denen das Gestein brocklicher ist, findet man auf ihm
fast uberall flachgriindigen Boden und schlechten Holz-
wuchs; der Boden aber ist, im Vergleiche mit den andern
Trachyten, auffallend dunkel.
Auf dem Wege zum Stenzelberge, mufs ich doch
noch bemerken, iibergehe man ja nicht die seltene Er-
scheinung eines Basaltganges im Trachyt-Conglomerat
dicht bei dem sogenannten Stenzelberger Kreuze, im
Hohlwege. Sie wiederholt sich zwar an mehreren Steilen,
ist aber schwerer in den Bergen aufzufinden als an
*) Die drei ostlichsten und zugleich grofsten sind: Oel-
berg, Lorberg (Trachyt mit Basalt), Lowenberg (Dolerit).
Dann folgen nach der Reihefolge der Grofse der Geisberg,
die Wolkenburg und der Drachenfels, welche sammtlich Trachyte
sind, und zuletzt der Petersberg mit einer Basalt-
kuppe.