
sind Daphne Mezereum, Betonica officinalis und Col-
chicum autumnale (auf den Wiesen). Zum ersten Male
sah ich hier wild Calaminthe officinalis ( Thymus Cala-
mintha Dc.) und Centaurea montana L., beide sogar
sehr haufig, erstere in den Gebiischen, letztere an freien
Felsen.
Wir weideten uns noch lange auf dem Drachenfels
an der herrlichen Aussicht, welche durch die unterge-
hende, den Rhein vergoldende Sonne eine unbeschreib-
liche Lieblichkeit gewann. Ich stand an einigen Punk-
ten des steilen Berges so, dafs ich einen Abschnitt der
Panoramic Map o f the Bhine aus T om b le so n ’s be-
kannten Rhein-Ansichten *) vor mir zu sehen glaubte,
so sehr hatte sich die Landschaft durch die Entfernung
verkleinert. Wir stiegen nun hinunter nach Konigswin-
ter. Unterweges bcgegneten uns Damen auf Eseln rei-
tend, und an der untern Ecke des Berges standen 6 bis
8 Thiere mit ihren rothen Satteln. In Konigswinter
liefsen wir uns auf das Dampfboot einschreiben, um
noch zur Nacht nach Linz zu kommen, und um auch
die n a cht l iche Wasserfahrt, kennen zu lernen. Es
war zwar etwas strapazios, nach einem so beschwerli-
chen Tage noch auf den Beinen bleiben zu miissen, allein
es entschadigte uns doch die Neuheit der Sache
und die wirklich sehr romantische Scene, die es hier
gab. Wahrend in den Stuben des hart am Rhein liegenden
Gasthauses frohlich gezecht und an der ande-
ren Seite ein lustiger Canon gesungen wurde, standen
wir in der dunklen, sehr warmen Nacht auf dem Yor-
bau des Hauses, und betrachteten den schweigend dahin
fliefsenden Strom, der die vielen am Ufer in den verschiedenen
Ortschaften zerstreuten Lichter abspiegelte.
*), Wegen der Menge der schonen Stahlstiche und der
Billigkeit des Buches gleich empfehlenswerth.
Dabei ereignete sich noch eine iiberraschende Scene.
Wahrend ich mit Middendor f f iip Gesprache begrif-
fen war, schallte mit einem Male sein Name' aus einer
Gruppe von Menschen heriiber, welche wir in der Dun-
kelheit der Nacht nicht erkannt hatten. Er war von einem
Ereunde an der Stimme erkannt worden, den er seit seiner
Abwesenheit aus Rufsland nicht gesehen hatte. End-
lich erschienen ein paar bewegliche Sterne am Horizont,
und bald erkannten wir auch an dem Brausen des Was-
sers, dafs sie vom Maste des herbeieilenden Dampf-
bootes herblitzten. Es dauerte nur wenige Minuten,
als die Glocke vom Schiffe ertonte. Die Ueberwurf-
bretter wurden an der Landungsbrucke bereit gehalten,
und Alles drangte sich beim ersten Anstofs von dem
Schiffe und auf dasselbe. Middendorf f trennte sich
von seinem hier wiedergefundenen Freunde, um ihn in
Coblenz wiederzusehen. Nach wenigen Minuten sauste
der Dampf wieder zum Schornstein hinaus, die Maschine
arbeitete mit erneuerten Kraften, und wir waren mitten
auf dem Rhein. Der grofste Theil der Passagiere hatte
jedoch von Allem, was uns eben so sehr beschaftigte,
gar keine Notiz genommen. Sie lagen, in tiefen Schlaf
versunken, auf die gepolsterten Banke der Kajiite hin-
gestreckt. Wir durften ihrem Beispiele nicht folgen,
da in einer Stunde schon das Landen bei Linz zu erwarten
war. Man setzte uns, nachdem die Maschine wieder
auf wenige Minuten zur Ruhe gebracht worden war,
in einem Boote ans Land, und nach 11 Uhr waren wir
auch zur Ruhe.
M o n t a g d e n 2 4 s t e n machten wir, bevor die
Reise weiter fortgesetzt wurde, einen Abstecher nach
dem eine Stunde entlegenen Minterberge. Yon einigen
wird er auch Mendeberg genannt, ja selbst Winterberg,
welche Benennung man aber in der Gegend am Wenig-
sten anerkennen will. Er ist wegen seiner schonen Ba