
mufste ich mich yon meinem theuren Gefahrten, dem
ich so viele lehrreiche Bemerkungen verdankte, trennen,
indem er noch denselben Abend die Riickreise antrat.
Ich machte noch spat die Bekanntschaft des Hrn. Berg-
meisters Zobel, welcher mit Hrn. v. Carnall zusam-
men die hubsche geognostische Karte Schlesiens in Kar-
s t e n ’s Archiv fiir Miueralogie Bd. III. Berlin 1831 belichsten
haben schon Vorberge des Mahrischen Gebirges und
der Karpathen. Boden und Bestande des Loslauer Stadtfor-
stes gleichen z B. sehr denen des Konigl. Rybnicker Reviers
(s p. 224.). Um Ratibor, und dann siidlicb und westlich davon
(wo schon die Grauwacke auf kleineii Stellen zuweilen
aus der Tiefe hervordrihgt und frei liegt) bleibt Anfangs,
nach Mittheilungen des Herrn Oberforsters Zebe, der Cha-
rakter noch ziemlich derselbe, nur dafs sich mehr Laubhol-
zer (haufig als Niederwald) einfinden, und dafs sehr melirte
Bestande gebildet werden; aber ostlich von der Oppa (Aupa
der Karten) tritt (im Oesterreichischen) die Grauwacke
machtig hervor, und bildet haufige schroffe Gehange und
kahle Felsen; dennoch wachsen hier die prachtvollsten ge-
miscbten Buchen- und Tannenbestande, auch reine Buchen
und eingesprengte Ahorne, Eichen fehlen ganzlich. Fichten
und Kiefern wurden erst in neuern Zeiten angelegt. In den
Liptiner Forsten am linken Ufer der Mora (Morau der Karten)
gieht es die schonsten 100 — 120jahrigen Lerchenbe-
stande von ungeheurer Hohe, wahrscheinlich die zusammen-
hangendsten und natfirlichsten in ganz Deutschland. Nahere
Angahen fiber Zuwachs, den Herr Zebe bei seinen Excur-
sionen dahin nicht untersuchen konnte, waren ffir Wissen-
schaft und Praxis gleich wfinschenswerth.
Weiter nordlich hinauf am Gebirge wiederholt sich der
Charakter von Neustadt und Umgegend ,s. p. 258 u. f.). Fichten
und Tannen herrschen (z. B. Leobschfitzer Stadtforst).
Am Fufse des Mahrischen Gesenkes, wo durch Absptilen des
verwitterten Gebirges und der humosen Theile stets von
Neuem der lehmige Boden gedtingt wird, herrscht der kraf-
tigste Holzwuchs (s. p. 261 u. f.).
arbeitet hat. Er hatte die Giite mir die wohlgeordnete
und mit seltenen Stricken hiesiger Gegend prangende
amtliche geognostische Sammlung zu zeigen; diese
machte mich auf manches Vorkommen der nachsten
Tage aufmerksam.
Ich hatte schon unterweges geliort, dafs ich in Rei-
chenstein auch wieder einen ehemaligen Neustadter Stu-
direnden finden wiirde, Herrn Jager, der jetzt Oberforster
von Camentz ist. Er kam indessen heute spat
nach Hause, und ich konnte ihn erst am folgenden Tage
sehen.
D o n u e r s t a g d e n f ? t e n . Hr. Oberforster J a ger
erbot sich freundlichst, mich heute zu geleiten, und
mir zugleich die Lage seiner Reviere vonWeitem zu zeigen 5
zu einer speciellen Besichtigung derselben war nicht Zeit.
Wir fuhren bei den Reichensteiner Arsenikgruben vor-
bei, fast immer zwischen Bergen fort, den machtigen
Jauersberg zur Linken lassend. Man durchschneidet hier
den grofsen, dem Heusclieuer-Gebirge fast parallelen Berg-
zug, der sich in das Eulengebirge fortsetzt und so mit
dem Riesengebirge zusammenhangt. Er heifst auch wohl
in specie das Reichensteiner Gebirge. Von hier aus
zeigt sich schon fast die ganze Grafschaft. Die Stadt
Glatz, welche mit ihren kiihn emporstrebenden Festungs-
werken einen imposanten Anblick gewahrt, liegt im
Vorgrunde dieses Gemaldes. Links schliefst sich dasselbe
durch das Habelschwerter Gebirge und den Glatzer
Schneeberg, hinten durch die Hohe Mense und das Heu-
scheuer Gebirge. In der Mitte ist die grofse schone
Ebene, welche der Grafschaft Glatz, obgleich sie ein
Gebirgsland ist, doch einen so milden und lieblichen
Charakter gieht. Die Ebene selbst hat den schonsten
Boden und ist grofstentheils der Ackercultur eingeraumt 5
auf den Bergen aber steht iiberall Holz, und diese zie-
hen sich nah und fern als dunkele Streifen fort. Die