
Stiibchen ist tapezirt und mit reinlichen Betten besetzt.
Ueberdies lernt man hier den Charakter des Volks ken-
nen, wahrend in den Hotels keine Naturlichkeit zu finden
ist? und mchts als Kiinstelei und Geldgier berrscht.
Wir entschlossen uns, um friiher nach Trier zu kommen,
am andern Tage zur Post, welche wir
S o n n e r s t a g d e n 3 9 s t e n in Kehrich, wo-
hin sie von Meyen kam, trafen. Abends 9 i Uhr waren
wir schon am Ziele, hatten also einen grofsen
Vorsprung gewonnen. Der Tag war uns ungemein an-
genehm und auch lehrreich vergangen; denn wir konnten
von den hohen Cabriolet - Sitzen aus alle nahere
und entferntere schone Punkte sehen, und auch haufig
am Wege einzelne Steilen untersuchen, da die sehr steilen
Berge oft •*- Stunde weit den Postwagen, trotz seiner
starken Bespannung zwingen, langsam zu fahren.
So konnten wir uns aus Chaussee-Steinhaufen eine Menge
schoner, mit eingesprengtem Olivin gezierter Basalte und
Laven, die, wie wir spater in Trier horten, von Bertrieh
in der Eifel (nahe bei Kaisersesch) herkommen, aussuchen.
Auf diese V^eise bekamen wir noch etwas mehr von
der Eifel zu sehen, als wir anfangs gehofft hatten. Es
steigerte aber die Lust, diese hochst interessante vulka-
nische Gebirgspartie grundlich zu untersuchen, nur noch
mehr. Freilich wurde dazu wenigstens eine ganzeWo-
che gehoren. Wollte man diese Zeit daran wenden, so
wurde man gut thun, die Excursion gleich mit Nieder-
Mendig und dem Laacher See anzufangen, gar nicht wieder
an den Rhein zu gehen, sondern parallel der Chaus-
see nach Trier Berg fiir Berg durchzunehmen, etwa bis
nach Manderscheid hin. Die Hauptpunkte sind hier der
Weilerkopf, die Hohe Acht (der hochste Punkt mit
2400' Hohe), die Berge bei Daun und Duckweiler, so
wie der Hochsimmer, welche alle deutliche Kraterbildung
zeigen sollen. An mehreren Steilen durchschnitt unser
Weg geradezu die Eifel, namentlich Luzzeratt, welches
nach Hrn. Oberforstmeister Lintz 1600' hoch seyn soil.
Diese Gegenden (50° n.Br.!) gehoren auch zu den rauhesten
des Landes. Meist kann gar kein Weinbau mehr getrie-
ben werden, und auch die iibrigen Friichte reifen langsam.
Man findet daher ganze Strecken unangebaut und
blofs fiir Schafweide bestimmt. Holz miifste hier aber
recht gut wachsen. Der Boden liegt auf Thonschiefer
und ist meist tiefgriindig. Wem fallt es dabei nicht
auf, dafs grade die freie, ungeschutzte Lage der ganzlich
entwaldeten Gegend Schuld ist an der Armuth dersel-
ben? In Schlesien gedeiht am hohen Heuscheuer-Gebirge
noch bei 2000' Hohe, und hoher hinauf, das Getreide.
Auf den Feldern bemerkte ich Campanula Speculum.
F r e i t a g d e n 2 8 s t e n machte ich meinen ersten
Gang zum Hrn. Regierungs-Prasidenten v. Ladenberg,
hatte, aber, da derselbe sich eben auf einer Geschafts-
reise befand, nicht das Gliick, ihn personlich kennen zu
lernen. Noch an demselben Vormittage stattete ich bei
Hrn. Oberfortmeister Li n tz meinen Besuch ab. Mehrere
Stunden, die der Herr Oberforstmeister die Giite hatte
uns zu schenken, vergingen sehr angenelim. Wir be-
sahen seine, durch Seltenheiten der Gegend ausge-
zeichnete Mineraliensammlung, und erfuhren manches,
die niitzliche Fortsetzung unserer Reise Betreffende.
Der Herr Oberforstmeister kennt die Gegend sehr genau,
da er schon so viele Jahre dieselbe bewohnt und
dieselbe auch in mehreren Druckschriften beschrieben
hat. *) Von den Merkwiirdigkeiten der Stadt hatten wir
nur Zeit die beiden Denkmaler aus der Romerzeit zu
besehen. Das erste ist die Porta -nigra, das den nord-
westlichen Eingang der Stadt bildende Thor. Bis auf
den obern Theil eines Thurmes ist es noch sehr gut er-
*) „Die Grenze z wi schen F e ld- und Waldkul tur ,
in besonderer Bez iehung aufdi eLande r des l inken
Rheinufer s etc.1 Bonn 1821“ ist Rhein-Reisenden vorziig-
lich zu empfehlen.