
lag wieder zur Stadt. Ich vergesse nicht die schonen
Stunden, welche ich in Gesellschaft der durch Leutse-
ligkeit, Herzens- und Geistesbildung gleich ausgezeich-
neten hohen Familie zubrachte, und beneide die langer
in Warmbrunn Verweilenden, denen dies Gliick ofter
zu Theil wird. Die Kunst w7etteifert hier mit der Na-
tur. Schlofs und Garten haben eine so ausgezeichnete
Lage, dafs wenige andere in Deutschland sich werden
damit messen konnen. Die Aussicht geht auf die ganze
Ausbreitung des Hochgebirges, und dieses zeigte sich
heute bei dem lieblichen warmcn Wetter in einen ungewohnlich
schonen blauen Ton gekleidet. Ueberall
sind die grofsartigen Baum-Partien des Gartens geschickt
durchhauen, wo sie einen schonen Pankt des fernen Amphitheaters
verdeckten. Es w7are iiberflussig, iiber die
gescbmackvolle, zum Theile von der Frau Grafin selbst
angeordnete Anlage des Gartens hier Ausfiilirlicheres
mitzutheilen; er ist zu bekannt. Nur mufs ich eines,
erst vor Kurzem hier bemerkten Baumes erwahnen,
welcher bei mir auch in naturhistorischer Hinsicht gro-
fses Interesse erregte. Es ist eine Arve oder Zirbelkie-
fer (Finns Cembra) von seltener Schonheit. Baume
der Ari, welche von einiger Bedeutung sind, habe ich
nur im Garten zu Worlitz bei Dessau und im Wiirz-
burger Schlofsgarten (s. die friihere Reise) gesehen.
Sie halten aber nicht den Vergleich mit diesem Warm-
brunner Baume aus. Er ist etwa 30 Jahre alt, gegen
25 Fufs hoch und so gesund, wie man ihn nur in seinen
Alpenregionen selbst sehen kann. Von Bliithen oder
Friichten bemerkte man aber noch nichts an ihm. Fru-
her stand er im Schlusse mit vielen andern Baumcn,
und diesem Umstande mag er wohl seine gute Erhal-
tung zu verdanken haben. Jetzt ist er freigestellt, jedoch
so, dafs er noch von alien Seiten Schutz an kleinen
Baumgruppen findet. Es ist bei dieser Gelegenheit
zur Sprache gekommen, wie sich das Riesengcbirge wohl
zu einem Versuche eignen wiirde, diesen interessanten
Baum in grofserer Ausdehnung einzusprengen. Ich
zweifle nicht, dafs Versuche der Art vollkommen ge-
lingen wurden. Die Arve kommt schon in den benach-
barteu Karpathen vor, und es wurden sich im Riesen-
gebirge gewifs viele Stellen finden, wolche denselben
mittlern Temperaturgrad, wie dort, ahnliche Exposition
und Mischungs - Verhaltnisse, wie dort — Lerche und
Fichte waren die besten begleitenden Baume — hatten.
Da sie gern in den tiefsten Thalern unter steter starker
Verdunstung wachst, so wurden z. B. der Melzer-
grund oder die Nahe der Teiche passende Standorter
abgeben. Im Melzergrunde mochten sie an die nordli-
che Wand hinpassen, wo das Knieholz aufhort, vielleicht
auch selbst dahin, wo schon die Buchen einzeln vorkommen.
Man miifste sie an verschiedenen Stellen an-
saen.
Das Innere des Schlosses, mit vielen Kostbarkeiten
und herrlichen, aus alterer und neuerer Zeit herstammen-
den Raumen prangend, hatte eben eine neue Zierde erhalten,
namlich eine Reihe von schonen, nach dem Garten
und dem Gebirge hiuausgehenden Zimmern; ihr ein-
facher Glanz, den sie nach dem Plane des Herrn Gra-
fen erhielten, ist ihre grofste Pracht; eine Schonheit,
die man in der neusten, prunksiichtigen Zeit selten
findet.
Nach Tische hatte der Herr Graf selbst die Giite,
uns mehrere wichtige Punkte der Stadt zu zeigen. Zu
diesen gehort die neue warme Quelle, welche man beim
Anlegen eines Kellers in einem unbedeutenden Hause
entdeckt hat. Sie kommt unmittelbar aus einem sehr
festen Granit hervor, von welchem grofse ausgesprengtc
Stiicke vor dem Hause liegen. Anfanglich hatte sie nur
-+- 9° R., stieg aber bald auf -f-15°, und soli jetzt schon
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