
Dicht so zalilreich und dicht gedrangt. Vielleicht ist
dies nur zufallig auf den wenigen Punkten gewesen, die
ich sah.
Die ganze Iserwiese tragt den Charakter eines Torf-
bruches, und hat daher die bezeichnendsten Gewachse
gerade wie auf den Seefeldern, auch die hiibsche Betula
nana in grofser Menge, ferner Empelrum nigrum, welches
ich auf den Seefeldern nicht bemerkte. Eigenthiim-
lich ist ihr nur aufserdem noch die im Gesenke am Hock-
schar und Altvater, so wie auf der Babia Gora wach-
sende Juniperus nana. Auf der Iserwiese soil er bis
2350 F. hoch gehen nach Lutz. Er hat auf den ersien
Blick viel Aehnlichkeit mit dem Junipet'us communis,
und diirfte auch ahnlichen Einwirkungen seine Entste-
hung verdanken, wie Pinus Pumilio. Die Stamme sind
fast eben so gestreckt, wie die des Knieholzes, und rich-
ten sich auch mit ihren dicht benadelten Zweigen ad-
scendirend auf. Das Gewachs ist in alien Theilen klei-
ner, als der gemeine Wachholder. Die Nadeln stehen
nicht so weit ab, sondern sind melir in einem leichten
Bogen aufsteigend, und fast anliegend, so dafs man von
der braunen Rinde der Triebe weniger sieht; sie sind
verhaltnifsmafsig kiirzer und breiter (lanzett-linienfor-
mig), krautartig weicher, fast gar nicht stechend; der
Kiel der Mittelrippe ist auf der Unterseite starker und
gerundeter hervortretend. Die Beeren sind grofser, so
grofs wie die Nadeln, oder noch grofser, mehr langlich-
rund.
In der Flora dieser grofsen unwirthbaren Flache
giebt es gewifs noch manches Neue zu entdecken; die
Salix herbacea, die Naclibarin des ewigen Schnees in
den Alpen, soli hier sogar waclisen. An dem sehr stei-
len, schon nach Bohmen (zur Herrschaft Friedland, Grafschaft
Clam Gal lasch) gehorigen Hange jenseits der
Iser, der nach unserer ubereinstimmenden Schatzung
wohl 45° Neigungswinkel haben mag, ist ein schoner
Fichtenbestand, zwischen welchem von Laubholzern nur
einzelne Ebereschen wachsen. Wieder ein Beweis der
unverhaltnifsmafsig rauhen Lage der Gegend.
Der Moor soli auf der Iserwiese bis 8 F. Tiefe haben.
Am Kobelwasser und unter’m keuligen Hubei sind
Abzugsgraben angebracbt, von denen man sich fiir den
Wuchs der Fichten, die jetzt nur sehr sparlich umher-
stehen und kuminerlich aussehen, viel verspricht. Die
nach Siiden laufenden Graben bilden Distrikte von re-
gelmafsiger Figur, welche nach und nach in Cultur ge-
nommeu werden sollen.
Ich trennte mich ungern so friih von dieser interes-
santen Gegend, welche trotz des Mangels an grofsen
Bergen doch viel Grofsartiges hat. Man glaubt, wenn
man die grofse horizontale Flache libersieht, in der
Ebene zu seyn, und gleichwohl bemerkt man iiberall etwas
Ungewohnliches in der Natur. Die einzelnen Hauser
der Kobelwiese, so wie die entfernteren Iserhauser
haben viel Melancholisches; kein Gartchen zierte ihre
Umgebung, kein Zaun, der irgend etwas vor dem Vielie
zu Sicherndes umgab, war zu sehen. Die Wiesen, welche
hier eben so miihsam, wie bei den hochsten Ge-
birgsbauden cultivirt werden miissen, haben aber ein
freundliches iippiges Griin; Carduus personatus, den ich
auf dieser Reise noch nicht sah, wachst hier in grofser
Menge und wird gern gelitten, scheint auch durch den
Diinger begiinstigt zu werden.
Den Riickwcg nahmen wir unter’m Nordabhange des
Schlofsberges zur Michelsbaude (dem Goldgrubenhiibel
und W ilden Mann gegeniiber), wo die Grenzen der Reviere
Schreiberhau, Flinsberg und Carlsthal zusammen-
fallen. Obgleich wir bergauf gesiiegen sind — denn die
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