
den Konigl. Nesselgrunder und den Prinzlichen Seiten-
berger Forsten, und yermindert sich von Jahr zu Jahr,
weil die Wilddieberei an der Bohmisclien Grenze zu
sehr Ueberhand nimmt, und iiberall mit Bracken (d.
h. laut jagenden Hunden) gejagt wird. Mit dem scho-
neu Rehwilde ist es ziemlich dasselbe. Dammwild
giebt es nur in den Thiergarten zu Kunzendorf (bei
Landcck) und Eckersdorf. Vor etwa 16 Jahren setzte
man mehrere Stiicke ins Freie, aber sie gingen sehr bald
ein. Sauen fehlen hier naturlich ganz, da es hier keine
Eichelmast giebt. Die Hasenjagden bei Eckersdorf
und Grafenort sind dafur sehr ergiebig. Auch wird
der Jager durch das Auergefliigel in den Hochgebirgs-
waldungen der Nesselgrunder und Carlsberger Forsten
und das besonders zahlreiche Birkwild entschadigt, welches
letztere sich zur Balzzeit auf den Seefeldern und
auf dem Grofsen See versammelt. Haselhiihner werden
nur sehr einzeln, meistens nur in dem vordern, mildern
Theile des hiesigen Gebirges angetroffen. Rebhiihner
giebt es ziemlich viel auf den fruchtbaren Feldern der
Ebene von Glalz. Ueber die Auerhahnbalz theilte mir
der Herr Oberforster eine seit 13 Jahren alljahrlich am
Gebirge wiederholte Erfahrung mit, die hier erwahnt zu
werden verdient, da mir sonst noch niches davon bekannt
wurde oder ich es wenigstens nur als einen Jager-Aber-
glauben erwahnen horte. Der Auerhahn balzt bei ab-
nehmendem Monde niemals so eifrig und anhaltend, wie
bei zunehmendem, und je mehr der Mond sich seinem
Ende naht, desto unregelmafsiger balzt er, bis zuletzt
gar kein ordentliches Schleifen mehr stattfindet. So-
bald aber der neue Mond eintritt, fangt der Hahn an
wieder gut zu balzen, und mit jedem Tage hort man
ihn deutlicher klippen und schleifen, bis das Laub der
Buche ausbricht — dann hat die Freude ein Ende!
Vom Raubzeuge hat hier die Jagd nicht so viel zu
leiden. Wilde Katzen giebt es gar nicht mehr, und
vom Wolfe hat man seit dem Jahre 1831, wo einer das
Glatzer Gebirge durchstreifte und eine Menge Rehe nie-
der rifs, nichts gehort. Auch der Fuchs ist hier nicht
so haufig wie z. B. am Harze, und gewohnlich auch
nur in den Vorbergen. Dafur sollen aber Baummarder
und Steinmarder sehr lastig seyn, besonders der erstere,
welcher im Winter bei tiefem Schnee den jungen Rehen
auf der Fahrte ist. Der Uhu ist noch nicht ganz
selten und horstet in der Heuscheuer am Putusteine
noch. *) Von Falken, die hier iiberhaupt viel seltener
seyn sollen, als an den mehr westlich gelcgencn Gebir-
gen, bemerkte man nur die Gabelweihe, den Bussard,
Hiihnerhabicht und Sperber. Von Adlern sah Niemand
etwas, obgleich der Steinadler nach Gloger bis zur
Holzgrenze hinaufsteigen soil.
Der Dachs lebt meist nur in den kleinern Vorbergen,
auch der Igel nie im hohen Gebirge, aber das Eich-
horn klettert iiberall, wo es noch Baume giebt, munter
umher, meist in rothbrauner, zuweilen auch grauer oder
ganz schwarzer Uniform.
Sonnabend den 19ten. Am Vormittage machte
ich einen Spaziergang nach dem beriihmten Bade. Es
hat eine sehr freundliche Lage, von blumenreichen Wie-
sen und hohen Bergen, die theils mit schwarzen Wald-
massen bedeckt sind, theils von fleifsigen Menschen,
trotz ihrer steilen Hange, beackert werden, umgeben.
Hiibsche kiinstiich angelegte Blumenpartien, die rau-
schende Weistritz, zahlreiche Gebaude und ein belebter
Verkchr von Landleuten sorgen fiir angenelime Zer-
streuung der Badegaste. Die Heilquellen werden zwar
stark besucht — durchschnittlich gehen alljahrlich 300
*) Bei uns wurden noch vor 2 Jahren im Lieper Reviere
einem Uhu 2 Eier ausgenommen.