
vielleicht weil feuchte Jahre hinter einander gefolgt waren,
oder auch das andere Extrem, ein ungewdhnliches
Austrocknen, eintrat.
In diesen Orten wiirde es am Zweckmafsigsten seyn,
die in alien Abstufungen vorkommenden Tannen unter
dem Schutze eines Dunkelschlages, oder bei einer Art von
Planterwirthschaft zu erziehen. Es kame auf einen Versuch
an. Man sollte nur auf einigen Morgen die Oberstander fallen,
und es wiirde nicht lange dauern, so sahe man das
jetzt noch iippige Unterholz gewifs grofstentheils kran-
keln. Ueberall sprofsten freudig junge Pflanzen aus dem
iippigen Moospolster hervor.
Meine Nachsuchungen nach Insekten blieben auch
nicht ohne Erfolg. Ich sammelte in einer trockenen
Fichte Boslrichtis cinereus in Menge, und bin nun iiber-
zeugt, dafs dieser kleinste der Borkenkafer in mehreren
Nadelholzern zugleich wohnt, nicht aber in der Kiefer
allein, in welcher ich ihn zuerst fand (s. meine Forst-
insekten Bd. I .). In einer trockenen Weifstanne steckte
Bosirichus Piceae. In der Weifstanne waren eine Menge
mandelformiger Hohlungen, welche sicher den vielleicht
seit langerer Zeit schon ausgeflogenen Curculio Piceae
einst enthielten. Solche Wurmbaume gehoren aber in
diesen sehonen geschlossenen Bestanden und auf diesem
trefflichen Boden zu den grofsten Seltenheiten. Hier
mochte es dem Borkenkafer schwer werden, sich ein-
zunisten.
Eine entomologische Merkwiirdigkeit, deren ich hier
erwahnen mufs, ist die Noctua quadra. Nach derVer-
sicherung des Herrn Oberforsters Kruger , und wie die
noch zuriickgebliebenen Puppenhullen zeigten — selbst
einen Schmetterling fingen wir noch —, ist sie hier in
ungeheurer Menge gewesen, ohne aber im Gering-
sten Nadeln gefressen zu haben. Die Frische und
vollstandige Benadelung der Baume liefse eine Annahme
des Frafses an Nadeln gar nicht zu. Die Raupe hat hier
bestimmt eben so, wie bei Neustadt im Jahre 1839 und
1840, nur Flechten gefressen. Desto auffallender war
es mir, als ich bei meiner Ankunft in Oppeln von Hrn.
Oberforstmeister v. Pannewi tz erfuhr, dafs die Raupe
in den Oberschlesischen Forsten recht t iic htig Nadeln
gefressen habe. Es sind daher fernere Erfah-
rungen iiber diesen Gegenstand noch recht wiinschens-
werth. So viel steht aber wohl fest, dafs das Insekt
nur zu den unmerklich schadlichen zu rechnen ist, da
es doch in den meisten Fal len keine Blatter und
Nadeln frifst (s. meine Forstinsekten Bd. II. S. 178.).
Auf dem Riickwege trafen wir in ; der Gegend von
Jagen 82 auf einen kleinen Kiefernhorst, in welchem
mir die Schaftlange im Verhaltnifs zu dem geringen
Durchmesser der Stamme sehr auffiel. Einzelne freiste-
hende Baume waren kaum im Stande sich gerade zu er-
halten. Wir mafsen den langsten Stamm nach seinem
Schatten — die Schattenlange von 2^-' meines Siockes
diente als Richtschnur — und fanden ihn gerade 100'
lang bei kaum j | j Durchmesser!
Am Morgen hatten wir schon die Samendarre gesehen,
welche in der Nahe des Forsthaus£s liegt. Sie ist
nach der alten Art gebaut. Der zum Darren bestimmte
Raum hat lioohstens 10' Hohe. In der Mitte desselben
ist der Heizkanal, und um denselben herum stehen die
Geriiste, in welche die Darrhorden eingeschoben werden.
Es sind deren auch 6 — 8 iibereinander. Die Hitze
ist unertraglich in dem engen Raume, und selbst der
mit Ziegelsteinen gepflasterte Fufsboden ist bedeutend
warm. Dennoch versichert Herr Oberforster Kruger,
dafs die Samen recht gut werden. Es ist indessen doch
zu wiinschen, dafs diese Art Darren den neu von Ey-
telwein construirten immer mehr Platz machten. Letztere
gewahren die unschatzbaren Vortheile 1) derFeuer-
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