
der Bestimmung angelegt, dafs sie den Wald roden
sollte! Wir sind also in noch nicht 100 Jahren so weit
gekommen, dafs wir mit der grofsten Aengstlichkeit das
Gegentheil bewachen. Die Leute scheinen ihre erste
Anweisung aber immer noch vor Augen zu haben, denn
der Holzdiebstahl kann kaum irgendwo grofser seyn, als
hier. In Jagen 89 des Reviers Krascheow sah ich auch
den ersten natiirlichcn Theerofen, iiber den ich liier doch
ein paar Worte sagen mufs. Der ganze Prozefs lauft
auf eine sogenannte absteigende Destination hinaus. Er
unterscheidet sich auch von der Theerschwelerei in ge-
mauerten Oefen nicht weiter, als dadurch, dafs bei den
letztern die Holzmasse von einem Gemauer umfangen
wird und nicht unmittelbar im Feuer steht, bei jener
aber in eine Erdhohle eingesetzt wird und wie ein Mei-
ler brennt, nur dafs man den Zutritt der Luft sorgfalti-
ger als bei einem Meiler abhalt. Unter dem brennen-
den Holzstofse befindet sich eine Erdgrube, aus welcher,
nachdem ein Stopsel herausgezogen ist, der Theer in
einem Strome hervorstiirzt und in holzernen Kannen
aufgefangen wird. Der alte taube Kohler, mit welchem
nur eine sehr schwerfallige und unvollstandige Conversation
gefiihrt werden konnte, hatte sich gewifs in meh-
reren Wochen nicht rasirt und nicht gewaschen. Als
ein besonderes Merkmal von Reinlichkeit und Respekt
mufsten wir es schon ansehen, dafs er sich die Hande,
welche mit dem abgezapften Theer zu thun gehabt hatten,
mit dem umherliegenden Kohlenpulver (Stiibbe)
wusch. Hatten diese Scene doch die feinen Stadtherren
gesehen, welche jeden Tag stundenlang bei der Toilette
zubringen!
Wir fuhren iiber Biestrzinnek nach der Masurmiihle,
wo wir vom Herrn Oberfbrster v. Fuchs schieden und
unsern Weg iiber Konigshuld nach der Oberforsterei
Kupp fortsetzten. Gleich nach unserer Ankunft wurden
frische Pferde besorgt, und wir sahen noch den Nonnen-
Frafs auf der Grenze der Reviere Kupp und Poppelau.
Es war schon spat Abends, als wir nach Kupp zuriick-
kehrten. Der Herr Oberforster Kaboth war unterdes-
sen von seiner Geschaftsreise zuriiekgekehrt und begriifste
uns mit seiner bekannten alten Biederkeit. Leider fiihlte
ich mich, nachdem mir schon in den friiheren Tagen
ein hafslicher Rheumatismus durch alle Glieder gezogen
war, sehr unwohl, und ich mufste mich sogleich zu Bette
legen, ohne von alien den Schonheiten, welche uns die
brave Hausfrau bereitet hatte, etwas geniefsen zu konnen.
Defshalb nahm auch der giitige Herr Oberforst-
meister Anstand, unsere Reise weiter nordlich auszudeh-
nen. Die drei nachsten Reviere Budkowitz und Dem-
browke so wie Bodland liefsen wir ganz liegen. Im
Ganzen wiirde ich liier auch nur wenig gesehen haben,
da diese Reviere im .Weseutlichen mit Kupp iiberein-
stimmen und meistens auch nur Wiederholungen des
schon Geselienen bieten. Sand und Moor herrschen auch
hier, und nur im Revier Bodland findet sich betracht-
lich viel Lehmboden und lehmiger Sand. * Hier siedelt
sich unter der Kiefer sehr haufig die Fichte an, und in
dem Biirgsdorfer Forste, der am Weitesten westlich,
nahe Konstadt gelegenen Parzelle erscheint sogar auf
diesem lehmigen, meist sehr feuchten Boden ein nicht
ganz unbedeutender reiner Weifstannenbestand, welchen
Har t ig einst fiir den besten reinen erklarte, den er je
gesehen habe. Wo der Boden trockeu ist, herrscht die
Kiefer, in den feuchten Distrikten dagegen wachst die
Fichte, zum Theile mit Kiefer untermischt. Ist das Terrain
niedrig und hat der Sand Frische genug und nur etwas
Humus, so bemerkt man einzeln in den gemisch-
ten Kiefern- und Fichtenbestanden die Eiche. Unge-
achtet der geringen Lehmhaltigkeit des Bodens haben
die Stamme doch einen guten Wuchs und* ansehnliche
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