
beisammen wohnen. Aus dem Hausflur tritt man gleich
in einen, einer Scheune ahnlichen, ungeheuern Raum,
und aus diesem in den Kuhstall und in den Pferdestall.
Diese Vereinigung von Stall, Scheune, Wohnhaus tref-
fen wir auch spater noch sehr haufig in Westphalen.
Das weltberfihmte Pyrmont konnten wir doch nicht
iibergehen, da wir so nahe dabei waren. Leider war
aber die Zeit schon so eingetheilt, dafs fiir die Heilquelle
nur wenige Abendstunden blieben, die iiberdies noch
durch ein kleines Unwohlsein, welches mich hier be-
fiel, sehr geschmalert wurden. Der erste Gang war
nach dem Brunnen. Seine ausgezeichneten Wirkungen
mochte man schon beim Kosten des Wassers ahnen,
denn der Gehalt an Kohlensaure, die wenig vorstechen-
den Salze und der nicht unangeriehme Eisengeschmack
geben ihm etwas hochst Eigenthfimliches. Auf anstehen-
des Gestein, aus dem er entsprange, kommt man in der
ganzen Stadt nicht. Er soil aus einem schlammigen
Grunde hervorquellen.
Da aber die benachbarten Berge deutlich Muschelkalk
zeigen, so ist es auch nicht schwer, den bedeutenden
Gehalt an. Kohlensaure sich zu erklaren. Wahrschein-
lich entsteht durch die Zersetzung des haufig im Kalk-
steine vorkommenden Schwefelkieses Schwefelsaure, welche
durch ihre Einwirkung auf den ersteren Kohlensaure
entwickelt. In keiner Gegend von Deutschland kommt
diese merkwiirdige Gasart haufiger vor. In einem Stein-
bruche, 1 Viertelstunde von der Stadt, liegt die soge-
nannte Gashohle, aus welcher oft so bedeutende Quan-
titaten von Kohlensaure aufsteigen, dafs man sich nur
mit Lebensgefahr derselben nahern kann. Alsdann sind
in der Nahe von Pyrmont noch mehr ere andere kohlensaure
Wasser, unter Anderem eine sehr ausgezeichnete,
neuerlich erst in Ruf gekommerie, bei Meinberg.
Nicht minder als die Quelle zieht den Freund derNatur,
welcher diese Gegend besucht, die wunderschone Linden-
Allee vor dem Brunnen an. Die Baume sind iiber 100'
hoch, und einzelne haben gewifs fiber 3 ' Durchmesser.
Die beiden mittelsten Reihen lassen eineWandelbahn von
15 Schritten Breite zwischen sich, und auch bis zu den
beiden, neben den Hausern herlaufenden Baumreihen ist
noch ein Abstand von 6 Schritten. Der Haupttheil der
Stadt, die breite nach dem Brunnen ffihrende Strafse,
ist hfibsch gebaut und nimmt durch die Reinlichkeit und
die gartenahnlichen Anlagen, da wo sonst der Rinnstein
bei uns zu Lande zu seyn pflegt, sehr ein. Es sind zu
viele ausffihrliche Beschreibungen von Pyrmont erschie-
nen, selbst was seine Umgegend, die geognostischen Ver-
haltnisse, Flora, Brunnen und dergl. betrifft, als dafs ich
mich langer mit Relationen aufhalten dfirfte, die wahrend
unsers kurzen Aufenthaltes hierselbst doch nur spar-
sam gesammelt werden konnten. Die vollstandigsten
Nachrichten dfirften enthalten seyn in: „Brandes und
Krfiger Neue physikalisch-chemische Beschreibung der
Mineralquellen zu Pyrmont nebst naturgeschichtlicher
Darstellung ihrer Umgebung, mit einer topographisch-pe-
trographischen Karte. Pyrmont in der Usla r 1 sehen
Buchhandlung 1826. in 8vo. 382 Seiten.44 Es befindet
sich darin auch eine Uebersicht der Literatur, welche
nur in einer, in dieser Hinsicht ausgezeichneten, Biblio-
thek gesammelt werden konnte.
M ittw o e lt d e n 1 3 t e n fuhren wir mit der sich gerade
darbiefenden Postgelegenheit nach Detmold ab. Vom
Wagen aus konnte natfirlich nur wenig genau beobachtet
werden. Wir durften uns aber darfiber trosten, da das
Geognostische sowohl, wie die Vegetation grofse Einfor-
migkeit zeigen. Anstehendes Gestein bemerkten wir nur
selten, und mufsten meist nur aus den am Wege aufge-
hauften Steinen auf Muschelkalk schliefsen. Vor Detmold
kommt man in die Keuper-Region, welche jedoch