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die der Spessart noch hat, sah ich. Sie steht im Reviere
Waldaschaff, Ort Fichtel, und hat 24' Umfang und
etwa 25; Schafthohe *). Die meisten Aeste fehlen schon.
Wir schatzten sie sehr mafsig auf 7 Klafter; gewifs hat
sie weit mehr. Wenu also von den schonen, beispiellos
starken Eichen des Spessarts die Rede ist, so meint man
damit wohl die Stamme, die ehedem hier waren.
Was nun den bunten Sandstein betrifft, welcher den
Boden fiir alle die genannten schonen Baume abgiebt,
so habe ich dariiber noch Mehreres zu bemerken. Er
gehort zu denjenigen, welche seiten frei zu Tage ausge-
hen. Nur einmal bemerkte ich in der Lichtenau, dafs unter
der Dammerdeschicht wirklich anstehendes Gestein
hervorkam. Auch waren meinen Begleitern nur wenige
Steinbriiche im Spessart bekannt. Einen ziemlich bedeu-
tenden, welcher rothe Quadern liefert, sah ich in der
Abtheilung Halle (Waldaschaff) selbst. Dagegen fanden
wir sehr haufig zertriimmerte Felsstiicke in den Revie-
ren umher liegen, jedoch waren auch diese seiten fiber
1 Cubikfufs grofs. Das Korn ist in der Regel mittel-
mafsig, variirt aber auch ins Feinere und Grbbere. Die
Farbe meist rothlich und braunlich, seltener schmutzig
weifs. Das thonige Bindemittel war sparsam. Vollkom-
men thonige Schichten bemerkte ich nicht, da ich das
Gestein zu wenig anstehend gesehen habe. An einer
Stelle gab es auch undeutliche Versteinerungen in den
Geschiebestiicken.
Mit diesen Eigenschaften hangt auch gewifs der Mangel
an scliroffen, steilen Bergen im Spessart zusammen.
Letztere sind alle gewolbt und allmalig abgerundet, bil-
den hier und da sogar langgezogene Riicken, Plateaus*
) Sie ist also doch lange noch nicht so stark, wie die
von Pleischwitz in Schlesien, welche ich 2 Jahre spater auf
einer Excursion von Breslau aus sah.
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Kein Hang ist so steil, dafs" an ihm nicht mit Bequem-
lichkeit Holz gebaut werden konnte. An kleinen Ba-
chen ist der Spessart ziemlich reich. Sie entspringen
aber nicht an den Bergen selbst, sondern kommen auf
der Sohle derselben in den Thalern hervor, was be-
weist, dafs das auf der Hohe der Berge sich niederschla-
gende Wasser durch das Gestein derselben bequem hin-
durch siekern kann. Dafiir mochte auch die grofse Rein-
heit und Frische des Wassers sprechen, welches im Sand-
steine filtrirt wird.
Es giebt also auf dem Spessart nirgends felsige, un-
kultivirbare Flachen. Vom Geiersberge, wo man das
ganze Gebirge iibersieht, bemerkt man nichts als Wald
und Wald. Gewohnlich ist das Gestein mit einer, we-
nigstens 3—4' machtigen Dammerdeschicht bedeckt, und
diese besteht aus einem sandigen, schon bindenden Lehm,
welcher nach der Oberflache hin immer dunkler und hu-
moser wird. An den meisten Stellen erkennt man den
aufserordentlichen Humus-Reichthum schon durch das
aufsere Ansehen, und kann ihn sich auch aus den ob-
waltenden Umstanden leicht erklaren. Nicht allein die
Blattermenge von den schonen Baumen hat hier den Boden
gediingt, sondern auch die aus dem Urwalde her-
stammenden faulenden und langst verfaulten Lagerstamme
hatten einen Vorrath von Humus gebildet, der sobald
nicht verzehrt werden konnte. *). Indessen ist nichts un-
verganglich, und auch die Bodenschatze des Spessart
fangen an hier und da erschopft zu werden. An den
Siid- und Westhangen, ganz besonders aber an den letz-
tern (z. B. am Mausesclinabel), im Bohmig u. s. f., vor-
ziiglicli wenn friihere schlechte Wirthschaft dazu dispo-
*) S. defshalb auch die Nachrichten vom Riesengebirge
an der Flofskochel, am Reiftrager, Toffelsloche und Schweine-
loche.'