
Wol fst ieg, und da wir hier gleich wieder auf eine
geognostische Merkwurdigkeit stofsen, so konnen wir
von der Mannigfaltigkeit des Sollinger Sandsteins gleicli
hintereinander reden. Es befindet sich hier namlich ein
sehr bedeutender Steinbruch, welcher sogar Yersendun-
gen bis Amerika haben soli. Der Sandstein, welcher
eine braunrothe Farbe hat, ist mit sehr vielen feinen
Glimmerblattchen durchschossen, so dafs sich auch leicht
mit Hammer und Meifsel grofse Platten von den mach-
tigen Quadern des Gesteins ablosen lassen. Man giebt
ihnen gewohnlich die Dicke von ly bis 2", und bringt
sie in Quadrate von 1 bis ly Fufs dadurch, dafs man
sich nach dieser Richtung vier Linien auf denselben ab-
zeichnet, und nun mit einem Spitzhammer in der grofs-
ten Geschwindigkeit auf dieselben von oben schlagt,
wahrend ein Flachenhammer in der Richtung derselben
gegen die Unterseitc gedriickt wird. Zuletzt werden
die Platten noch abgeschliffen, d. h. man reibt sie mit-
telst einer einfachen Drehscheibe auf untergelegten, fein
abgeriebenen Steinen ab. Sie werden dazu gebraucht,
in den Hausern einen Belag der Fufsboden, oder eine
Tenne, wie man hier sagt, zu bilden.
Es folgten nun sehr mannigfaltige Buchen- und Ei-
chen-Bestande, theils durch Pflanzung, theils durch Sa-
menschlagstellung erzogen. Den ausgezeichnetsten Wuchs
in Buchen fanden wir am Hilmersberge ( Schonhagener
Begang). Der Bestand ist kaum 100 Jahre alt. Die
meisten Baume haben schon eine Hohe von 100 bis 120
Fufs, dabei 60 bis 70' Schaftlange. Ein kurzlich gefall-
ter und aufgemessener Stamm hatte 131 Fufs Lange er-
geben! Durchschnitilich konnte man hier 50 bis 60
Klafter pro Morgen rechnen. Der Bestand ist sehr ge-
schlossen erwachsen, wie wir an einenr jiingeren, daran
grenzenden ersehen konnten, und befindet sich auf einem
sehr tiefgrundigen Boden an West- und Nordosthangen.
Das Holz wiirde noch mehr klaftern, wenn
es nicht so auffallend diinn ware. Das ist aber bei jun-
gem, so langem Holze gewohnlich der Fall.
Bevor wir in das Thai hinabstiegen, weideten wir
uns noch an der Aussicht, welche man auf die Spiegel-
Manufaktur Amelieth und auf das sehr romantisch gele-
gene Jagdschlofs Nienover geniefst. Das Thai wird von
einem silberklaren Bache durchstromt, in welchem sich,
wie in den iibrigen Bachen des Soiling, Forellen halten.
Amelieth liefert schones Spiegelglas und besehiiftigt oft
200 Menschen. Im Jahre 1776 wurde hier der Anfang
mit einer einfachen Glashiitte gemacht.
Beim Bergaufsteigen auf der anderen Seite des Thales
sieht man wieder sehr schone, unter Aufsicht eines
alten erfahrenen Holzziichters, des reitenden Forsters
Steinhof f stehende Buchenschlage, die zum Theil schon
abgeraumt sind, zum Theil noch altes Holz enthalten.
Obgleich das letztere sich meist noch mit den Kronen
beruhrt, so zeigt doch der etwa lOjahrige dichtgedrangte
Aufschlag einen kraftigen Wuchs. Was man hier schon
Lichtschlag nennt, das wiirde bei uns noch Dunkelschlag
genannt werden konnen. Es ist hier aber auch die schad-
liche Einwirkung der Spatfroste wohi zu beriicksichti-
gen, gegen welche die jungen Buchen sehr empfindlich
sind. Ueberdies darf man mit dem Auslichten hier nicht
so angstlich seyn, wie bei uns; denn wahrend in unse-
rem an mineralischen Nahrungstheilen so armen Ebenen-
boden die junge Pflanze den Lichtmangel gleich sehr
hart empfindet, ist sie hier weniger empfindlich dagegen,
und erhalt von dem vortrefflichen Gebirgsboden eine
grofsere Widerstandskraft, wenn sie nur vor dem
schlimmsten Feinde, dem Froste, gesichert wird. Diese
Ansicht herrscht ja auch fast in alien Gebirgen, und die
Richtigkcit derselben beweisen die schonen Schonungen
und herrlichen alteren Bestande daselbst.