
nister yon Ladenberg war daher so gnadig, mich zu
beauftragen, dafs ich mich iiber diese bei uns fehlenden
Verhiiltnisse belehren, und dann daruber berichten sollte.
Am 31sten August, nach dem Schlusse der Vorlesun-
gen, reiste ich von Neustadt ab, und ging den lsten
September Abends 8 Uhr schon yon Berlin mit der Post
nach Breslau weiter. Ungeachtet mir in Berlin an dem
einen Tage die Zeit sehr sparsam zugemessen war, so
besuchte ich doch meinen alten Freund Meyeii. Eine
Ahnung hatte mich getrieben. Ich fand ihn krank, ob-
gleich er versicherte, dafs er seit einigen Tagen wieder
aus dem Bette sey, und bereits wieder angefangen hatte
zu arbeiten. In der Nacht darauf starb er, wie ich
spater in Oppeln aus den Zeitungen erfuhr. Viele be-
trauern seinen Verlust: die Liicke in der Reihe der Bo-
taniker, welche durch seinen Tod entstanden ist, diirfte
schwer wieder auszufiillen seyn. Er nahm eine Menge
schoner Erfahrungen mit in’s Grab, und manche Arbeit,
die noch nicht ganz vollendet war, wird yon Neuem
angefangen werden miissen!
Ueber meine Reise nach Breslau habe ich nicht viel
zu berichten. Auf dem Wege kommt wenig vor, was
von den Verhaltnissen bei uns zu Hause bedeutend ab-
wiche. Ueber Griinebcrg, wo am andern Tage Mittag
gemacht wurde, konnte ich wohl jetzt schon Einiges
sagen; allein ich gedenke dies ausfiihrlicher bei derRfick-
reise zu thun, die mir Gelegenheit gab, etwas langer in
Griineberg zu verweilen.
D e n 3 t e n S e p t e m b e r friih war ich in Breslau.
Ich bin hier meinem so oft beobachteten Grund-
satze, nur die Forsten und das aufserstadtische naturhi-
storisch Merkwiirdige auf meinen Reisen zu sehen, wieder
einmal ungetreu geworden, weil es hier zu viele
und zu wichtige, selbst den Forstmann angehende Dinge,
wie z. B. die unter i rdi schen Wiilder, Ilolzsammlungen
und dergl. zu sehen gab. Ueberdies fand ich hier
meinen alten Universitats - Freund Go p per t , den ich
lange nicht gesehen hatte, und tmter dessen orts- und
sachkundiger Fiihrung ich Breslau’s sehr bedeutende na-
turhistorische Schatze in der kfirzesten Zeit kennen ler-
nen konnte. Ich hatte mich, in Folge seiner giitigen
Einladung, bei ihm einquartiert, und konnte nun mit
der grofsten Bequemlichkeit viele schone Sachen seheu,
ohne aus der Stube zu gehen.
Es wird vielen meiner geehrten Leser nicht unlieb
seyn, hier etwas Ausfiihrlicheres fiber die Ausbeute in
Breslau zu erfahren. Sie werden vielleicht schon ge-
hort haben, dafs Professor Gopper t sich mit Unter-
suchung des schonsten Theiles der vorweltlichen Na-
tur, nemlich der Flora, beschaftigt; denn er ist gewifs
der ausgezeichnetste jetzt lebende Forscher in diesem
Fache, und Zeitungen so wohl wie Journale aller Art haben
schon oft von seinen Entdeckungen gesprochen, so
wie von der Art und Weise, wie er die Sache behan-
delt. Wenn sie auch nicht gerade den Naturwissen-
schaften obliegen, so wfirden sie doch mit Vergnfigen
die Sammlungen sehen, welche Gopper t durch seinen
aufserordentlichen Fleifs auf Reisen im Auslande, und
ganz besonders in Schlesien, welches eben so friiher,
wie jetzt, mit reicher und mannigfaltiger Vegetation ge-
segnet gewesen zu seyn scheint, zusammenbrftchte, und
mit manchem werthvollen Geschenke aus klassischer
Hand und aus fremden, berfihmten Sammlungen berei-
chern konnte. Sie wfirden hier herumgelien zwischen
Gewachsen, die man bei fltichtigem Blicke wohl gleich
fiir Farrenkrauter, Schachtelhalme, Palmen und dgl. er-
kennt, die bei genauerer Betrachtung aber alle ihre Ei-
genthfimlichkeiten zeigen, und den jetzt um uns her grii-
nenden Gewachsen grofstentheils fremd sind. Es kommt
einem so vor, als wenn man unter den Schatten abge-
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