
Diese Gewachse zeichnen sich vor denen der Umgebung
durch vorziigliche Entwickelung aus. Wenn ich nicht
irre, hat man auch schon den Yersuch gemacht, auf sol-
chen Stellen, die durch unterirdischen Brand erhitzt
werden, Treibhauser anzulegen.
Ehc wir weiter gingen, untersuchte ich noch die
Flora zwischen dem Walde und den Hiitten, und fand
hier: Euphorbia exigua und Helioscopia, Hypericum perforatum,
Linaria vulgaris, Ranuncuhis repens, Senecio
vulgaris, Prunella vulgaris, Anthemis Cotula, Daucus
Carota, Plantago lanceolata und major, Chrysanthemum
Leucanthemum, Anagallis arvensis. Chironia Centau-
rium.H
err v. Middendorff war, wahrend ich mit dem
Herrn Forstinspeclor nach Dudweiler vorausging, in den
Hauptstollen eingefahren, versicherle aber, dafs er nicht
eben sehr belohnt worden sey, indem die Stollen sehr
niedrig, und die Kohlengange nur wenig machtig waren.
Die starksten sind lifters von diinnen Scliiefer-
thonschichten durchsetzt.
In Dudwreiler hatten wir Gelegenheit durch die Giite
unsers Begleiters einige schone Schieferthonstiicke mit
Pflanzen-Abdriicken zu acquiriren, und vollendeten dann
den Weg nach Saarbriicken zu Wagen. Wir trafen zwar
verschiedene der Herren, deren Bekanntschaft ich gern
gemacht liatte, nicht zu Hause, indessen wurden wir
doch enlschadigt durch einige angenehme Stunden, wel-
clic wir im Casino in der Gesellschaft mehrerer unter-
richteter Bewohner der Stadt zubrachten. Es giebt gewifs
wenige Stadte von so geringem Umfange, die
doch auf das Pradikat ,,grofsstatisch“, so wie Saarbriicken,
Anspruch machen konnen. Es ist zum Theil sehr regel-
mafsig gebaut, hat schone Kirchen, ausgesuclites Militair,
ist aufserst wohlhabend, und liegt in einer sehr sehonen
Gegend. Der Verkehr mit Frankreich ist hier schon
sehr lebhaft, und man bemerkt taglich Journalieren,
welche zwischen hier und Metz circuliren. Die Fran-
zosische Grenze ist nur % Stunde entfernt.
Am andern Morgen friih um 4 Uhr reisten wir mit
der Post von Saarbriicken ab, um heute noch bei guter
Zeit Oberstein zu erreichen.
D e r I s t e O c to b e r trat mit einer ungewohnli-
chen Frische *) ein, und es war ein Gliick fiir uns Un-
bemantelte, dafs man die Fenster des Wagens verschlie-
fsen konnte. In Ottweiler, wo unsere erstarrten Glie-
der durch einen warmen Kaffee wieder regsam gemacht
wurden, kamen ein paar Herren hinzu, welche die beiden
gekreuzten Hammer vor der Miitze hatten. Ich er-
laubte mir daher sie auf ein geognostisches Gespracli zu
bringen, und meine Verwunderung stieg, je mehr ich
von dem Einen Aufschliisse und Erklarungen erhielt, die
man nur von dem geiibtesten Gelehrten erwarten kann.
Vor St. Wendel stiegen sie aus, um, wie sie saglen,
eine kleine Promenade iiber den Hundsriick zu machen
und mehrere Hiitten zu besuchen. Beim Abschiede sag-
ten sie uns ihre Namen. Wir hatten den Herrn Berg-
rath Bo eking aus Saarbriicken vor uns gehabt, und
den beriihmten Herrn Ober-Bergrath v. Oeynhausen
aus Bonn, dessen Bekanntschaft ich schon so lange zu
machen gewiinscht, hatte. So bringt der gliickliche Zu-
fall offers etwas, was der gewohnliche Gang des Lebens
nicht herbeizufiihren im Stande ist. Ich hatte aus den
Unterhaltungen mit Herrn v. Oeynhausen Manches
gelernt, was mir fiir den geognostischen Theil meiner
Reise wichtig war. Wir waren auch auf unserm heu-
tigen Wege bei mehreren Punkten voriibergekommen,
die fiir die hiesige Gegend nicht uninteressant; sind. Es
*) In dieser Nacht hatte man auch im nordlrchen Deutschland
den ersten bedeutenden Frost gehabt.