
Der Stamm ist so stark ausgefault, dafs der Prof.
Gopper t mit seinen 18 Studenten darin Platz fand.
Der Boden ist inwendig formlich gepflastert; auf demselben
steht ein Tisch, und um diesen herum sind Banke
angebracht.
Kein Gegenstand erregt im Menschen so grofse Ein-
pfindungen, wie Baume, Felsen und das Meer. So viel
man auch iiber die Vorzfige des grofsen Wassers sagen
mag, ich bin doch lieber bei den Baumen und in den
Bergen. Der Fels ist zwar todt, der stumme Zeuge eines
ehemaligen alles verzehrenden Lebens; allein der
Baum lebt fort und fort, und in ihm erblicken wir das
Symbol der Geschichte, die Analoga der Abschnitte eines
Menschenlebens, oder was sonst die Phantasie bei
Betrachtung seines Stammes, seiner Wurzeln, Aeste,
Blatter, Bliithen und Friichte noch schaffen mag. Aber
wie verschieden sind wieder die Bilder, welche dem
Sinnenden bei Betrachtung eines noch jungen schwachen,
oder eines kraftigen, oder schon halb abgestorbenen Bau-
mes voriiberziehen! Der Greis, welchen ich heute sail,
war mir in dem ehrwfirdigen Alter, welches Generatio-
nen entstehen und vergehen sah, gebfickt unter dem
Sturme, mit dem triefenden Haupte, eine doppelt weh-
miithige Erscheinung. Verdiente ein solches Wesen
nicht eben so gut, wie der morsche Span eines abge-
In den reizenden Elbwaldern bei Dessau, wo es noch so
schone, durch aufserordentliche Astverbreitung so malerische
Eichen, obwohl nicht starke, giebt, finden wir dasselbe.
In der Haude- und Spenerschen Berliner Zeitung vom J.
1841 (No. 265.) heifst es: „Bei dem Dorfe Patz, unweit
Konigs-Wusterhausen, wurde unlangst eine Eiche gefallt,
welche nicht mehr als 4 3 | Klaftern gab.“ Wenn man dies
glauben darf, so ist es das non plus ultra aus der neueren
Zeit.
brannten Parlaments, oder wie der verwitterte Ueber-
rest eines alten Tempels zu Rcliquien verwehdet zu
werden? Sollte man ihm nicht eben so, wie einem Hel-
den, Denksteine errichten? Moge wenigstens dies kleine
Denkmal, wenn die Pleischwitzer Eiche nicht melir exi-
stirt, der Nachwelt davon berichten! Unsere Nachkom-
men, die nichts mehr von der Wirklichkeit sehen, werden
diese Dimensionen anstaunen, wie wir die alten Rtistun-
gen in Zeughausern und Schlossern bewundern.
Es mufs hier noch manche schone Eichen geben $ denn
wir bemerkten selbst dicht neben dem Wege hiibsche
Stamme. Wir gingen fiber die Ablage, fiber die Donawe,
und betraten hinter der Breslauer Brficke einen breiten
Weg, der uns fiber Kottwitz nach Zedlitz ffihrte. An dem
gastlichen Heerde des Hrn. Oberforster Ja e schke hatte
ich bald die Unannehmlichkeiten der nassen Nachmit-
tags-Wanderung vergessen. Die Frau Oberforsterin war
lange vor uns eingetroffen, und wir mufsten uns be-
dauern lasscn, dafs wir nicht von Breslau aus mit ihr
gefahren waren.
S o im a b e n d d e n 5 t e n S e p t e m b e r hatte der
Herr Oberforster die Gfite mir seine schonsten Mittel-
waldbestande zu zeigen. Im Laubholze wird hier fast nur
Mittelwald angetroffen, und wenn derOberbaum auch noch
so geschlossen steht, und einen Hochwald zu bilden
scheint, so drangen sich doch die Unterholzer iiberall
ein, und wachsen auf dem kraftigen Boden, trotz der
Untcrdrfickung, empor. Als Oberbaum findet man zum
Beweise der Kraftigkeit des Bodens, welcher glcich-
sam die Basalt-Vegetation wiederholt, fast Alles von
deutschen Laubholzern, was nur baumartig wird. Die
Eichen herrschen bei Weitem vor. Zunachst haufig sind
Rfistern — aber nur Ulnius suberosa —, ferner Birken,
Weifsbuchen, Linden, Eschen, Ahorne (Acer campeslre
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