
und bringen, wenn das Jahr nicht zu schlecbt ist, vor-
ziiglichcrn Wein.
Ueber die Behandlung des Weinstockes habe ich
Folgendes gesehen und gehort. Die Hauptarbeit findet
im Friihjahre statt. Dann werden die Stocke aus der
Erde, in welcher sie iiberwinterten, genonnnen und auf
3 — 4 Augen eingeschnitten. Man wahlt hierzu das
Friihjahr, weil sich die Stocke, wenn sie schon im
Herbst so kurz geschnitten wurden, nicht gut mit Erde
bedecken liefsen. Der Nachtheil des grofsen Saftverlu-
stes, welcher beim Friihjahrsschnitte eintritt, wird hier
nicht beachtet.
Eine Hauptarbeit ist um diese Zeit das Absenken.
Man macht um die zu verjiingenden beiden Stocke herum
eine Grube y o u etwa l£ ' Quadrat und 6 — 8 " Tiefe und
biegt die besten Ruthen nieder, so dafs im Herbst nur
vier Stocke dastehen. So werden nach und nach alle
Liicken der Berge ausgefiillt.
Sobald die Augen treiben, werden die Pfahle ge-
sleckt. Dann folgt die Hauptarbeit des Ausbrecliens,
welche vorgenommen wird, so wie die Bliitlienknos-
pen erscheinen. Nach der Bliithe findet kein Ausbruch
mehr statt. Es wird also hier nicht gegeizt, wie man
es nach der Weise der Weinbauer am Spalier nennt.
Nur im Monat September werden die Reben, welche
zu stark getrieben haben, abgeschnitten. Sie hingen
iiberall auf den Zaunen und Baumen zum Trocknen umher.
Im Winter benutzt man sie als gutes Viehfutter.
Das Reinmachen der Weinberge verursacht um diese
Zeit ebenfalls viel Arbeit. Sie werfen die vom Un-
kraute gesauberte Erde in 4 spitzen Haufchen um jeden
Stock herum auf. Eine andere Bedeutung dieser Haufchen,
welche sich in ihrer regelmafsigen Stellung ganz
sonderbar machen, habe ich nicht erfahren konnen. Vor
dem Winter werden, wie ich schon erwahnte, die Gruben
mit den abgesenkten Stocken gedungt und dem Erd-
boden wieder gleich gemacht, dann die Pfahle ausgezo-
gen und saimntliche Stocke niedergelegt. Da die Reben
jetzt noch unverkiirzt sind, so darf man nur mit
dem Fufse darauf treten und einige Spalen Erde darauf
werfen. Ich habe hier nicht gehort, dafs die Stocke
fiber Winter unbedeckt blieben.
Es werden hier wohl verschiedene Sorten gebaut,
aber eine sehr grofse Mannigfaltigkeit bemerkte ich nicht.
Traminer und Schonedel sind die gewohnliclisten. Auch
Muskateller kommt hin und wieder eingesprengt vor.
An vielen Stellen wird in den Weinbergen aber auch
schones anderes Obst gebaut, besonders Aepfel, Kirschen
undWalniisse. Unter ihrem Schatten wachst der Wein
freilich nur sparlich oder gar nicht. Sie haben ein sehr
gesundes, kraftiges Ansehen. Die Schafte sind zwar nur
kurz, kaum 5' lang, auch die ganze Ilohe der Stamme
betragt nur 30—35'; aber die Krone prangt mit einer
aufserordentlichen Fiille von Aesten und hat 13 bis 15
Schritte Durchmesser. Bei den Walnufsbaumen ist die
Entfernung der aufsersten Zweigspitzen von einander
wohl 15 —18 Schritte! Das hier gewonnene Obst bil-
det ebenfalls einen wichtigen Handelsartikel. Es wird
gleich in den Garten in grofsen Backofen verbacken.
Den Urnfang der Weingeschafte, die in Griineberg getrieben
werden, kann man aus den Stcuern abnehmen, die
in guten Jahren iiber 20,000 Thlr. betragen. Sonst er-
fahrt man freilich wenig von dem grofsen Vertriebe,
welchen Griineberg hat; denn obgleich von hier aus
Weinsendungen nach alien Gegenden Deutschlands gehen,
so will doch keine Weinhandlung etwas von Grii-
neberger wissen. Gute Jahrgange lassen sich recht gut
trinken, und man kann sich dreist einmal eine Sendnng
von Griineberg verschreiben, die noch dazu den Vorzng
der grofsen Billigkeit hat. Man kann einen ganz ertrag-
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