
Wenn nicht die Anlage yon Saatkampen in dieser Hohe
wegen der Heraufbringung der Zaun - Materialien und
wegen der Bodenbearbeitung so kostspielig ware — 75
Thaler pro Morgen —, so wiirde der Herr Oberforster
dieser Pflanzung schon eine viel grofsere Ausdehnung
gegeben haben, da der ganze Bohmische Kamm ober-
halb Grunwald culturbediirflig ist. Mit der Saat kommt
man hier nicht fort, einmal weil die aus Samen gezo-
geiien Fichten im ersten Sommer gar nicht so weit ver-
holzen, dafs sie der Kalte des nachsten Winters Trotz
bieten konnen, alsdann wegen des dicken Rasenfilzes der
fast seit 50 Jahren zuWeideland benutzten Hange, und
endlich weil die wirklich durchkommenden Pdanzchen
bis 20 Jahre in Schonung gelegt werden miifsten; die
Viehweide ist aber bei dem armen Gebirgsvolke das
grofste Bediirfnifs.
In der Jugend wird wohl der rasche Trieb der jungen
Fichtenpflanzung beibleiben; spater aber geht er
seinem Tode die Anlage von 1 Morgen Saatkamp bewilligt,
darin also den dringenden Bitten des Herrn Oberforsters
nachgegeben und die weitere Ausdehnung dieser niitzlichen
Pflanzungen moglich gemacht. Das ist sein letztes Werk auf
dem Gebirge; im Herzen seiner friihern Untergebenen aber
lebt er durch seine Rechtschaffenheit, Humanitat und seinen
seltenen Diensteifer fort. Noch vor Kurzem, erzahlte mir der
Herr Oberforster, als wir gerade auf dem vom Winde um*
brausten Kamme der Hoben Mense fortgingen, sey der alte
Mann in den Acbtzigern mit ihm hier wie ein Jiingling im
tollsten Wetter herumgeritten, und babe, nachdem zu Hause
die nassen Kleider gewechselt worden waren, gar nicht ge-
than, als wenn etwas Besonderes vorgefallen ware. Ich er-
wahne dies als Beispiel und Nacheiferung fur den jungen An-
wuchs in der Forstwelt, damit er nicht zu fruh iiber Stra-
pazen anfange zu klagen, sondern sich tapfer halte, wie der
alte jetzt immer mehr und mehr unter der Axt der Zeit ge-
lichtete Bestaad.
desto langsamer vorwarts. Der Boden hier oben ist
trotz der Hohe ganz vortrefflich, schwarz und bindig,
die Vegetation der Krauter und Graser hochst iip-
pig. Unter den Buchen und Fichten am Kamme kommen
noch manche Pflanzen der niedrigern Gegenden
recht kraftig fort, wie z. B. Oxalis, Convallaria verti-
cillata, Trientalis europaca, Polypodium Dry opt er is und
dergl. Die gemeinste Pflanze ist Tussilago alpina.
Auf den Bergwiesen und den dreijahrigen Brachen ober-
halb Grunwald verzeichnete ich mir folgende Flora:
Ap a rg ia autumnal i s , Tormentilla replans, CfMTy-
s n n t h e m u m J L e i i c a n th e n i i i n i , T r i f o Hum
repens und p ra t e n s e , Poa annua, Plantago major,
Lolium perenne, Beilis perennis, Fesluca ovina, Gna-
phalium uliginosum, AMcfaewiittfM vtilf/fti'ift, Achillea
Millefolium, Hieracium Pilosella, Campanula patula,
Euphrasia o f f i c i n a l i s , Anthoxanthum, Bumex Ace-
tosella, B,anunculus acris, Tussilago Par fa r a, D ia.nl hus
deltoides., Agroslis vulgaris, und an Quellen Sisymbrium
Nasturtium.
Die Aussicht auf der Hohen Mense war trotz des
schonen Wetters sehr getriibt, da es schon gegen Abend
ging und die aufsteigenden Nebel einen Flor iiber die
ganze Gegend zogen. Dennoch machte es mir viel Ver-
gnugen, einmal wieder eine bedeutende Fernsicht zu ge*
niefsen. Nach Bohmen hinein iiberschaut man ein gan-
zes Meer von Bergen. Bei hellem Wetter soil sogar
Prag gesehen werden konnen, woran indessen zu zwei-
feln ist, da eine Menge hoher Berge dazwischen liegt.
Beim Herabsteigen von der Hohen Mense sah ich
noch eine hiibsche Fichten - Buschelpflanzung. Es ist im
Werke eine bedeutende culturbedurftige Flache des Boh-
mischen Kammes auf dieselbe Weise anzubauenJ Erst
mufs aber noch ein Saatkamp angelegt werden. An dieser
Seite des Gebirges kommen die blauen Aconiten in