
Der Hochwald ist durchgangig mit Fichten, Tannen
und Kiefern bestanden, welche jedoch theilweise mit
Laubholz gemischt sind, und bis zur Spitze des Berges
(2246') hoch gehen. Das Gebirge ist grofstenilieils Ser-
pentin, und der Boden ein schoner humoser Lehm, grofstentheils
aber sehr steinicht.
In Deutsch-Wartenberg stieg ich ab, um die Be-
kanntschaft des Herrn Forstrathes v. Wurmb zu machen.
Da ich ihn nicht zu Hause fand und das Wetter
schon war, so ging ich zu Fufse nach Giinthersdorf,
der schonen Besitzung der Herzogin von Dino, und hatte
hier das Vergniigen den Herrn Forstrath und seine Ge-
mahlin kennen zu lernen. Er war so giitig mir einige
nahe gelegene Forstorte (namentlich die Astritzer Heide)
zu zeigen, in welchen friiher mit sehr gliieklichem Er-
folge ein Frafs der Forleule und der Kienraupe unter-
driickt worden war, und wo erst kiirzlich das Anpral-
len der Stangenholzer gute Wirkungen gegen die Nonne
geliabt hatte. Die Nacht brachte ich in dem beriihm-
ten Griineberg zu und setzte mich am andern Morgen
sehr friih in Bewegung, um die W’ein berge zu besehen.
Ich wahlte mir zuerst einen passenden Standpunkt, von
welchem aus ich die ganze Gegend iibersehen konnte.
Keiner eignet sich besser dazu, als der August-Berg,
welcher nach der siidwestlichen Seite der Stadt hinaus
liegt. Man hat von hier aus eine recht malerische Aus-
sicht, welche bei klarem Wetter bis an’s Riesengebirge reichen
soli, und vorziiglich eine Uebersicht des aufseror-
dentlichen Reichthums der Gegend an Obst. Nach alien
Seiten reihen sich Hiigel an Hiigel, von Einsenkun-
gen durchschnitten, welche mit dem edlen Rebstocke
dicht bepllanzt sind. Nur hier und da wird das ein-
formige aber angenehme Griin desselben durch kleine
Blumen - Partien und Obstbaume unterbrochen. Ue-
berall liegen kleinere und grofsere vereinzelte Hauser
durch die Weinberge zerstreut. Sie dienen theils den
Winzern zu Wohnungen, theils sind die Keltern darin.
Die Stadt mit ihren freundlichen rothen Dachern und
den nicht unbedeutenden Thiirmen liegt in Mitten dieser
griinen Fluren. W7ald bemerkt man, aufser an der
ostlichen Seite, nur in weiterer Entfernung.
Der Grund und Boden ist ein Sand, bald mehr fein-
kornig, bald mehr kiesig, oft mit zahlreichen kleinen
Geschieben, die auf Diluvium schliefsen lassen, durch-
mengt. Er ist entweder ganz weifs, oder durch Eisen
ein wenig braunlich gefarbt. Die Winzer bezeichnen
ihn als einen milden Boden, und ziehen die Lagen, welche
keinen Lehm im Untergrunde haben, den lehmigen,
die hier gar nicht selten seyn sollen, vor. Der lehm-
reichere, kaltere Boden wird ausnahmsweise mit Pferde-
mist gediingt; in’s Sandland bringen sie aber am Lieb-
sten andern Diinger, besonders Kuhmist. Die Diingung
wird im Herbst vorgenommen. Die Gruben, in welche
die Reben im Friih jahre abgesenkt werden, bekominen
im Herbste eine Schvvinge voll Diinger und werden
dann zugeschiittet.
In guten Jahren, wie z. B. 1834, wird schon zu
Micliaelis (Ende Septembers) geerntet, in schlechten,
wie z. B. dem gegenwartigen, kann man vor Allerhei-
ligen (Aufang Novembers) nicht daran denken, wenn
iiberhaupt noch im October ein Nachreifen der Trauben
moglich ist. Die Trauben dicht iiber der Erde waren
schon recht siifs; je hoher sie aber am Stocke sitzen,
desto unreifer sind sie. Es verhalt sich dies aber auch
wieder in den verschiedenen Lagen verschieden. In den
Einsenkungen, wo iiberdies ein feinerer, milderer Sandboden
ist, reifen die Trauben um 8 —14 Tage friiher;
allein die Bliithen sind im Friihjahre dafiir auch wieder
den Spatfrosten mehr ausgesetzt, als auf den Hohen.
Daher kommen die Hohen auch oft glucklicher durch,