
den, ob dieser Baum, oder sein Nebenbuhler in Nessel-
grund starker und hoher ist. Die nachstens damit vor-
zunehmenden genauen Messungen werden uns grfindli-
cher dariiber belehren. Den Umfang dieser Karlsberger
Konigsfichte fanden wir 9' fiber der Wurzel. Die Hohe
ist von Vielen auf 140' angesprochen worden, und der
ganze Inhalt auf 13 Klafter Holz. Was ich an diesem
Baume noch vorziehen wiirde, das ist die vollkommene
Astfreiheit bis auf 80 — 90'. Die Nesselgrunder Konigsfichte
setzt griine Aeste zwar auch erst in dieser Hohe
an, allein es stehen bis dahin sehr viele trockene, die
die Schonheit des Schaftes storen *).
Die Stelle, an welcher der Baum steht, ist aber auch
die gfinstigste, die man sich nur denken kann. Der
vortreffliche Boden, welcher hier iiberall ist, wird fort-
wahrend an der Lehne des Berges herabgespfilt. Es stehen
fibrigens in dem ganzen Orte zerstreut noch mehrere
Fichten, welche nicht viel schwacher, als jene sind.
In so fern ist die Grofse Ebene im Karlsberger noch se-
henswerther, als der Tannicht im Nesselgrunde.
Und dieser vortreffliche Boden wird nur durch Qua-
dersandstein erzeugt. Welcher nur durch Bficher gebil-
dete Bodenkundige sollte, wenn er von Sandstein hort
und ganz besonders wenn er den vom Harze gesehen
hat, der den Reisenden auf Markischen Sand versetzt,
wer sollte da an einen so fetten Lehmboden denken?
Da wo der Schatten der hochsten Bestande die Verdun-
stung hindert, verliert sich das Wasser in den durch
Fufstritte gebildeten Eindrficken gar nicht. Ich habe
nie einen fetteren und zaheren Lehm gesehen, als hier.
Um nichts haben die Hausfrauen hier so grofse Sorge,
als um den Sand zum Scheuern. Euphorbia Cyparissias
und Gnaphalium arenarium soil, nach Hrn. Neumann,
*) Vergl. die neueren Nachrichten fiber die Nesselgrunder
Konigsfichte p. 288.
in der ganzen Grafschaft nicht wachsen. Daher ist denn
auch der Feldbau in eben so gutern Stande, als der
Waldbau. Man baut hier den schonsten Hafer, hier und
da sogar vortreffliches Getreide. Der Garten des Hrn.
Oberforsters, in einer Lage von circa 2300' hoch fiber
dem Meere, enthielt noch Schoten und Bohnen, die erst
gegessen werden sollten. Alles ist kleiner, aber sehr
schmackhaft. Die Gurken werden uicht reif und mfis-
sen unter Fenstern gezogen werden. Diese sind auch
schon deshalb noihwendig, weil unter ihrem Schutze
alle die jungen Pflanzen erzogen werden miissen, die
spater auf das freie Land und in den Garten ausgepflanzt
werden. Die Erndte der Kirschbaume des Gartens, eine
kleine, aber sfifse und schmackhafte Sorte, half ich noch
verzehren.
Das Karlsberger Forstrevier ist eins der interessan-
testen und tragbarsten in der ganzen Grafschaft. Es er-
streckt sich von der Bohmischen Grenze bis nach Silber-
berg, und besteht aus den 3 Forstschutz-Bezirken (in der
Richtung von SW. nach NO.) Karlsberg, Friedrichsgrund
und Silberberg, welche 7 Blocke enthalten. Von den
14512 Morgen kommen auf Friedrichsgrund ( Block I.)
3148^, auf Karlsberg (Bl. II. und III.) 8370^, und auf
Silberberg (Bl. IV — VII.) 2993^. In den beiden am
Hochsten (1800 — 2000') gelegenen Blocken I. II. ist
etwa ^ Hochebene, sonst aber die Oberflache aufseror-
dentlich filippig und steilhangig, fiberdies mit vielen
Versumpfungen von der Grofse einiger Ruthen bis zu 30
Morgen, und selbst 300 Morgen (der Grofse See) Oberflache
auf den undurchlassenden muldenformigen Vertie-
fungen des Sandsteins besetzt. Daher findet man hier
den meisten zur Holzzucht nicht tauglichen Boden —
410 Morgen in Block II., und 71 Morgen in Bl. I. —.
Block III. liegt nur 1400—1800' hoch, hat aber au-
fserordentlich steile, schon mit Granitbrocken besaete
Lehnen, und dennoch nur 10 Morg. nicht nutzbaren Boden.