
noch auf dieser Reise Wege zuriickgelegt, die einem Jfing-
linge Ehre machen wurden, ja wir haben noch manches
Wagestfick ausgefiihrt.
Mein Reisegefahrte war der Herr Forstmeister Ster -
ni tzky aus Chrzelitz, mit dem ich schon im vorigen
Jahre das Vergniigen gehabt, hatte zu reisen. Ihm mufs
ich hier noch meinen ganz besondern Dank abstatten;
denn ihm allein gebiihrt das Verdienst, wenn ich mir
eins durch genaue Beschreibung so mancher Oertlich-
keit des Gebirges erwerben sollte. Er verliefs mich
nicht von friih bis spat, und war unermiidlich, Alles,
auch das ihm langst Bekannte wieder mit mir durchzu*
gehen. Da er die Graf lichen Forsten seit 20 Jahren re-
gulirt und eingerichtet hat, so ist ihm jeder Winkel des
Gebirges bekannt. Ich habe nie einen Mann mit sol-
chem Ortssinne kennen gelernt. Schon im vorigen Jahre
hatte ich Gelegenheit seine Kenntnifs von den Glatzer
und Mahrischen Gebirgen zu bewundern. Oft ergotzte
ich mich an dem Staunen der Holzhauer oder Maher,
wenn wir mit ihnen in einer ganz menschenleeren Gegend
zusammentrafen, und der Hr. Forstmeister sie fiber
alle kleine und grofse Berge, Thaler und Wasser anfing
auszufragen. Wahrend sie uns beim ersten Grufse wohl
fur Reisende gehalten haben mochten, die hier tag-
lich zu Dutzenden den sehonen Aussichten nachziehen,
so ordneten sich alle ihre Mienen respektvoll, als sie
sahen, dafs der Eine ihre Gegend oft besser kannte, als
sie selbst5 denn auf ihre Ortskenntnifs bilden sich solche
Leute des Meiste ein, und sind schwer von der Ue-
berlegenheit eines Andern zu fiberzeugen. •
Herr St e rn i tzk y hat sich seine genaue Kenntnifs
vom Gebirge und von den Holzbestanden nicht allein
durch haufige Reisen und grofse Aufmerksamkeit erwor-
ben, sondern er ist bei Erlangung derselben auf ganz
eigenthfimiiche Weise zu Werke gegangen. Die meisten
Orte beging cr mit geometrischem Schritte, und
verschaffte sich durch fortwahrendes Zahlen einen sichern
Begriff von der Grofse der Dislrikte und den Stellen,
an welchen die Bestande anfangen einen andern Charakter
anzunehmen.
Wir hatten unsere Zusammenkunft in Hermsdorf un-
ter’m Kynast verabredet, wo wir von dem Herrn Forstmeister
Per schke sehr zuvorkommend und gastfreund-
licli aufgenommen wurden. Durch den Aufenthalt im
Hause eines so alten, erfahrenen, durchaus praktischen
Forstmannes wurde ich doppelt in Stand gesetzt, tag-
lich und stfindlich fiber das Gebirge sprechen zu konnen,
und verschiedene Ansichten fiber dieVorrathe und
Bewirthschaftung desselben zu horen.
Meine Abreise von Hause erfolgte am lsten September,
und meine Ankunft in Hermsdorf den 3ten. Das
Wetter war, als Fortsetzung der herrlichen, fast tiber-
mafsig warmen August-Tage, sehr schon. Man hatte
zwar in den letzten 8 Tagen mehrmals Gewitler, Regen
und Sturm im Gebirge gehabt; das Wetter nahm aber
immer bald wieder seinen warmen, sonnigen Charakter
an. Ich will bei der Gelegenheit nur erwahnen, dafs
am Mittwoch den lsten September ein tfichtiger Regen
hier gefallen war. Davon war sichcr der plotzliche,
aber auch schnell vorfibergehende Regen- und Wind-
schauer, welcher uns im Postwagen vor Miincheberg
fiberfiel, ein nordlicher Auslaufer.
Am Tage meiner Ankunft in Hermsdorf hatte ich
noch so viel Zeit, den Kynast zu besteigen, und mir
das Panorama des Gebirges bei dem heitersten Wetter
zu besehen. Es waren hier die ersten stattlichen Fichten,
Tannen und Lerchen, die ich seit langer Zeit wieder
begrfifste. Wenn ich diese ein ganzes Jahr lang
nicht gesehen, so ist es mir immer, als fehlte mir etwas,
und ich sehne mich nach ihnen, wie nach entfernt