
cher an einer schonen grofsen Strafse oder Allee liegt.
Diese durchschneidet den ungeheuren Waldkorper der
beiden benachbarien Reviere Proskau und Chrzelitz in
seiner ganzen Breite fast in der Richtung von NO. nach
SW., und verbindet die beiden Schlosser von Proskau
und Chrzelitz, wie man auf Special-Karten sehen kann.
In Hellersfleifs versammelten sich die Forster der
Umgegend zu einem Scheibenschiefsen, an welchem
der Herr Oberforster Friese selbst Theil nahm. Es
dauerle nicht lange, so traf Herr Forstmeister S t e r ni
tzky, der mich hier abzuholen versprochen hatte, in
Begleitung des Herrn Referendarius von Pannewi tz,
welcher von Oppeln mitgekommen war, ebenfalls ein.
Nach kurzem Verweilen setzten wir uns wieder auf,
und waren auch bald auf Chrzelitzer Grund und Boden.
Die Kiirze des Tages erlaubte uns nur Eine Richtung,
namlich durch die Jagen 36—38, 44 — 46, 53 und 54
des Dziedzitzer Beganges zu verfolgen, und diese wurde
durch den Raupenfrafs der Nonne vorgeschrieben. Die
ausgedehnten, zum Theile mit reinen Fichten, zum Theile
mit gemischten Kiefern und Fichten bestandenen Moor-
boden - Distrikte sind schon an und fiir sich sehr inter*
essant, wurden es fiir mich aber doppelt durch die Ver-
heerungen, welche die Nonne (Bombyx Monacha) an
den Fichten angerichtet hatte. Da der Gegenstand aber
nicht Aller Interesse fesseln diirfte, er zur Zeit des Er-
scheinens dieser Blatter auch Gottlob! in seiner Wir-
kung unschadlich geworden ist, und ich ihn iiberdies in
meinen Werken iiber „F o r s t in s e k t e n “ (Bd. II.) und
iiber „ Wa ld verde rb e r “ ( 2te Ausgabe, Berlin 1842)
ausfiihrlich entomologisch behandelt habe, so kann ich
hier die Details iibergehen. Vielmehr wende ich mich
zu einer kurzen Beschreibung des Chrzelitzer Reviers,
nach den giitigen Erorterungen meines Freundes, des
Herrn Forstmeisters, entworfen, und zum Theile aus eigener
Anschauung hervorgegangen, oder wenigstens durch
dieselbe unterstiitzt.
Im Jahre 1784 ging die dem Grafen v. Die t r ic l i st
ein gehorige Herrschaft Proskau-Chrzelitz an den Kd-
niglichen Fiskus iiber, und die Yerwaltung des gesamm-
ten Forstes dauerte, so wie sie bisher gemeinschaftlich
geschehen war, noch bis zum Jahre 1792 fort. Von da
an entstanden zwei getrennte Forstamter, und Chrzelitz
erhielt 30,000 Morgen. Es blieb aber noch lange ein
eisernes Zeitalter, und dauert selbst in dem Mafse, wie
es bei wenigen Revieren der Fall seyn diirfte, noch jetzt
fort. Zwar haben die beiden wackeren Verwalter, der
jetzige und der friihere (Forstmeister Meine eke) schon
manche Wunde geheilt, welche die Barbarei der jiingst
verflossenen Zeit den Waldern schlug; aber noch wird
wohl eine Generation vergehen, ehe nur die Men sehen
aufhoren, ihnen Unbill zuzufiigen. Dafs friiher nur Plan-
terwirthschaft hier stattfand, und dafs an einen regel-
mafsigen Wiederanbau nicht zu denken war, versteht
sich von selbst: die Holzbediirfnisse wurden iiberall und
in jeder beliebigen Masse d a entnommen, wo es gerade
dem Geber oder Empfanger am Schicklichsten oder Be-
quemsten schien; immer das beste Holz wurde zuerst
angegriffen, und auf diese Weise pragte sich in den
schonsten Bestanden bald das Bild der Verwiistung aus.
Was aber noch viel schlimmer war: es wurden die la-
stigsten Servituten ohne alle Besclirankung ausgeiibt;
denn das damalige Wirthschaftsamt wies die Amts-Ein-
sassen selbst darauf hin, nicht blofs ihre eigenen Bediirf-
nisse, sondern auch noch die Mittel zur Entrichtung ih-
rer Abgaben aus dem Forste zu entnehmen; dieser uner-
laubte, und zuletzt unglaublich ausgedehnte Holzhandel,
welcher zur Gewohnheitssache geworden ist, und zur
Demoralisation der an sich schon tragen Bewohner der
Umgegend viel beitrug, hat auch jetzt, trotz aller Con