
in den bun ten Sandstein, der ein Auslaufer der grofsern
Rheinischen Formation zu seyn scheint. Aber auch hier ist
derWaldbau fast = 0 . Vor Meisenheim fangt der Weinbau
wieder an und begleitet den Wanderer mit wenigen Un-
terbrechungen bis zum Rhein. Meisenheim ist ein hiib-
sches Stadtchen an der Glahn, und zahlt, wie uns mehrere
unterwegs Befragte versicherten, nur gliickliche Be-
wohner, da man Bettelei hier nicht kennt. Hinter Meisenheim
tritt wieder Thonschiefer hervor. An den Han-
gen nach der Glahn zu wachst viel Rosa pimpinellifo-
lia. Um 3 Uhr war Ober-Moschel, beriihmt wegen des
Quecksilberbaues am steilen, oben mit sehonen Ruinen
gezierten Landsberge erreicht. Leider konnten wir nicht
einfahren, da der Zugang, seitdem die Englander die Werke
gekauft haben, sehr erschwert wird. Der Herr Direk-
tor Gunthe r in Bingart, der als sehr gefallig und mit-
theilend geschiidert wird, konnte uns auch nicht hel-
fen, denn er war mit mehreren Englandern nach Wolf-
stein, wo auch Quecksilber-Bergbau getrieben wird, ver-
reist. Ich konnte mich indessen trosten, da mir wenig-
stens das Gestein und die hauptsachlichsten Oryctogno-
stica dieser Gegend ( besonders Zinnober, oft hiibsch kry-
stallisirt, gediegen Quecksilber und Amalgam) aus scho-
nen Exemplaren wohlbekannt waren.
Der Abend wpr sehr schon, und die hiesigen Wirth-
schaften in Folge der eben iiberstandenen Kirms in sol-
cher Unordnung und Aufregung, dafs wir noch Kreuz-
nach zu erreichen wiinschten. Bei Tage hatte man al-
lerdings noch mehr von der herrlichen Gegend gesehen;
was man aber von einem Abende verlangen kann, das
leistete er. Der fast voile Mond schien mitten in das
Thai hinein, in welchem wir gingen, und die Sterne
sahen wie iiber den Rand der Felsenwande hingesaet
aus. Die Vertiefungen waren freilich rabenschwarz,
aber die vortretenden Partien waren dafiir auch so
schon beleuchtet, dafs wir selbst das Gestein (Porphyr)
erkennen konnten. Der Mond spiegelte sich in den Sil-
berwellen der Nahe und erleuchtete die gespensterartig
auf uns niedersehenden steilen Berge auf das Grellste.
Wir zogen an dem alten beriihmten Rheingrafenstein,
einer der schonsten und altesten Ruinen, voriiber, sahen
noch manchen sonderbaren Felsen, aber keinen Menschen,
und setzten gegen 9 Uhr, nach dem wir nur mit Miihe
einen Fahrmann bei dem spaten Abend hatten auftrei-
ben konnen, iiber die Nahe, durcliwanderten dann die
verschiedenen Abtheilungen der grofsen Saline, und
langten gegen 10 Uhr in Kreuznach an, das wir im
hellcn Mondscheine schon in weiter Ferne sehen konnten.
Es ware interessant, hier den Einflufs der an
Jodine so reichen Soole auf die Vegetation zu beob-
achten.
Da es nicht in unserm Zweck lag, viel Zeit auf die
Besichtigung von Stadten zu verwenden, so wurde auch
Kreuznach friih des andern Morgens, den 3ten, wieder ver-
lassen. Wir wollten um Mittag schon in Bingen seyn,
um mit dem Dampfboote noch heute Mainz zu erreichen.
Unterwegs giebt es doch noch Manches zu sehen.
Das vorherrschende Gestein ist bunter Sandstein.
Er kommt in den mannigfaltigsten Abanderungen hier
vor, bald wegen seiner grofsen Weiche abgerundete
Berge bildend, bald so hart, dafs Grotten, von Pfeilem
unterstiitzt, in den Felsen eingehauen zu treflen sind.
Die Farbe wechselt von ganz heller bis dunkelrother.
Vor Langenlonsheim ist der Charakter „des bunten44 in
einem Bruche recht deutlich ausgesprochen! Dunkel-
rothe ganz horizontale Schichten schneiden haarscharf
gegen ganz weifse ab, und sind ofters nur wenige Li-
nien, oft aber auch mehrere Zolle stark. Hier und da
bemerkt man auch wohl ein Quarzgeschiebe von unge-
wohnlicher Grofse in Mitten der Hauptmasse, und wird