
gesucbt sind. Von der Eiche fanden sich iibrigens auf
dem Wege, welchen wir heute nahmen, nur kleine Orte.
Sehr schdne Bestande, aus denen wohl noch Stamme
yon 150 Thlr. Werth gewonnen werden, befinden sich
jenseits Miisen und zwar auf einem sehr tiefgriindigen
(wohl bis 12' tiefen) Boden.
Bei der Flora der hiesigen Gegenden ist mir nichts
Auffallendes vorgekommen, dennoch will ich dies aus-
driicklich anfiihren, damit man sieht , wie weit die ge-
wohnlichen Forst-Urkrauter durchgehen. Epilobium an-
gustifolium findet sich auffallend haufig und belastigt
den Voriibergehenden mit seinen wolligen, umlierfliegen-
den Samen. Ruhus Idaeus hatte alle Liickeir zwischen
der Buchen-Verjiingung an der hohen Kuppe der Alten
Burg eingenommen; die kleinen Buchenpflanzen unter derselben
waren aber nicht erstickt, da sie „eher treiben als
die Himbeere. Ich habe schon offers Gelegenheit ge-
habt zu sehen, dafs die Himbeere kein so hoses Unkraut
ist, wie man gewohnlich annimmt. Digitalis purpurea
ist hier iiberall gcmein. Atropa Belladonna soil im
Giller-Thale an Nordseiten wachsen, und wird schon
wegen der fiir Kinder so gefahrlichen Beeren vertilgt.
Von Grasern bilden Agrostis vulgaris und Air a caespitosa
die dichtesten Rasen, und Avena Jlexuosa mischt sich
iiberall darunter. Sie sind schlimmer als Hiinbeeren.
Der Torfmoor, welchen wir sahen, liegt auf denji
Plateau, am Hohen Rothe. Er ist 4 — 6 ' machtig und
hat zur Unterlage Thon, der hier und da schneeweifs
seyn soil. Der geforderte Torf ist Stechtorf. Unter den
Gewachsen sind nur Sphagnum, Oxycoccus und Erio-
phorum achte Torfpflanzen. Aufserdem wachst Erica
vidgaris, Viola paluslris, Tormentilla reptans und dgl.
hier in Menge.
Zu den interessanten Gegenstanden dieses Tages ge-
horte noch die Kronprinzen-Eiche, die von Sr. Konigl.
Hoheit dem Kronprinzen im Jahre 1833 an einem, von
dem Herrn Oberfdrster R it gen geschmackvoll angeleg-
ten Ort (neben der sehonen Wittgensteiner Chaussee)
gepflanzte junge Eiche, und Jung - St i l l ing’s Geburts-
ort und Spielplatze. Ganz in der Nahe der Kronprin-
zen-Eiche, dicht unter der Chaussee in tiefem Thale, liegt
nahe bei Hillchenbach, das Dorf Grund, in welchem
der merkwiirdige Mann geboren wurde. Ueber einem
ist das hohe Giller, nahe dabei die Ruine des Schlofs-
berges, und so mehrere Orte, die mir noch aus der an-
ziehenden Lektiire von St i l l in.g’s originellenWerken er-
innerlich waren. Es diinkte mich, als hatte ich nun die
treueste Charakteristik der Bewohner dieser Gegend, und
in jedem alten Kohler, den wir bei seinem Meiler tra-
fen, glaubte ich den alten Grofsvater St i l l ing wieder
zu erkennen. Ich kann nicht leugnen, dafs dies Alles
einen sehr ernsten Eindruck auf mich machte. So stark
wirkt die Sympathie derVorstellungen! Hatte der Schrift-
steller, welcher mir diese Gegenden zuerst ausmalte, einen
weniger schwermiithigen Charakter gehabt, so wiirde
mir hier Alles in heitererm Lichte erschienen seyn. In-
dessen kann ich doch nicht sagen, dafs die Stimmung,
in welcher ich diese Berge durchwanderte, eine unan-
genehme gewesen ware. Die schdne Natur konnte ili-
ren Eindruck nicht verfehlen. Menschen sieht man, be-
greiflicherweise, wenig, und alle die, welchen Vrir ein-
zeln im Walde begegneten, schienen aus einer friiheren
Zeit heriibergelebt. Von der Wittgensteiner Chaussee
nmfs ich doch noch einige Worte erwahnen. Sie ist
eine der schonsten, die man nur finden kann, und mit
ungeheurer Miihe durch die Thonschieferfelsen gefiihrt.
Ungeachtet sie iiber und durch die grofsen Berge und
Thaler fiihrt, so kann man sie im Galop fahren; denn
ihr Gefalle ist pro Ruthe nicht iiber einen Zoll. Die
Prellsteine sind wunderschooe, 7f hohe Basaltsaulen.
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