
gestein einen so schonen, jungen Buchenort, dafs man
seinen Zuwachs wohl um ein Procent besser ansehen
kann, als den vom Thonschieferboden. Die Stangen
sind lang, grade gewachsen und spiegelblank; der Boden
ist dabei aber nur flachgriindig, wie man an den,
neben der Chaussee entstandenen Abfallen sehen konnte.
Sonst hat der Holzwuchs in diesen Gegenden nicht viel
Erfreuliclies; denn die uniibersehbar sich aneinander rei-
henden, von unzahligen schmalen, nach alien Richtungen
laufenden Thalern durchschnittenen rauhen Bergkopfe, die
gewifs ehedem das schonste, hochstammige Holz trugen,
sind nur schwach und liickenhaft mit Schlagholz bestan-
dcn, oder sind wohl gar schon ganzlich entblofst. Wie
lange dieser traurige Zustand schon dauert, ist schwer
zu ermitteln. Wahrscheinlich schreibt er sich aus einer
Zeit her, wo man noch glaubte, das Holz konne gar
nicht erschopft werden. Wahrscheinlich hat man an-
fanglich das Holz nur planterweise herausgenommen.
Die Hoffnung, dafs sich der Bestand durch natiirliche
Besamung wieder herstellen wiirde, schlug auf dem meist
flachgriindigen Boden und in dem rauhen Klima bei der
empfindlichen Eiche und Buche fehl. Die Privatbesitzer,
denen sie gehoren, wirthschaften ganz nach Belieben,
und so kann es natiirlich nicht fehlen, dafs dereinst ein
driickender Holzmangel die Gegend heimsucht. Bauhol-
zer sind jetzt schon weit und breit wenig oder gar nicht
mehr zu finden. Unter den Gewachsen, welche hier die
Thenschiefer-Klippen bedeckten, bemerkte ich die <?«-
leopsis ochroleuca ( G. grandiflora Wi l ld. ) , beriihmt
als Bestandtheil des heilsamen Lieber'schen Brustthees,
zum ersten Male. Sie steht hier und weiterhin in gro-
fser Menge, aber immer nur in dem Boden der Klip-
pen, und scheint diesen daher eigenthiimlich zu seyn. Fer-
ner war hier Aquilegia vulgaris ziemlich haufig zu sehen.
Conyza squarrosa, Solidago Virgaurea} ffieracium
murorum, Valeriana officinalis und Digitalis purpurea
sind Sachen die auch hier, wie im Harze, immer wieder
am Haufigsten wachsen.
Unsere Wanderung zog sich bis in die Nacht hin-
ein. Es fehlte uns aber, trotz dem dafs wir nichts
mehr besehen konnten, keinesweges an Unterhaltung.
Unzahlige Feuer leuchteten uns von den brennenden Ra-
senhftufen der nahen und fernen Berge her entgegen, gewifs
ein grofsartiges und seltenes Schauspiel. Yor Biel-
stein beginnt namlich schon die Haubergwirthschaft, die
uns den folgenden Tag vorziiglich beschaftigte.
D i e n s t a g d e n 4 8 ten » Unserm Reiseplan ge-
mafs sollten wir heute durch die Reviere nach Miisen
und Hilchenbach gehen. Der H e r r Forstinspektor Wal-
loth aus Bielstein hatte die Giite uns selbst zu fiihren.
Auf dem Wege nach seiner Wohnung auf dem roman-
tisch gelegenen Schlosse kamen wir bei einem Bruche
vorbei, welcher sehr schone und zahlreiche Versteine-
rungen im Thonschiefer enthielt. Das Schlofs liegt auf
einem Trachyt-Felsen. Zum ersten Male in meinem
Leben sehe ich dies Gestein anstehend. Es wird zwar
hier Porphyr genannt, allein ich zweifle doch keinen
Augenblick, dafs es mancher geubte Geognost zu den
Trachyten bringen wiirde. *) Die ziemlich dichte und
matte Grundmasse ist griinlichgrau, lafst sich mit dem
Nagel wenig ritzen, riecht beim Anhauchen stark tho-
nig und enthalt ziemlich zahlreiche Krystalle eines stark
verwitterten, leicht mit dem Messer zu pulvernden Feld-
spathes, so wie auch einige andere, glanzende Partikel-
chen, die man fur glasigen Feldspath halten kann. Das
*) Spater erfubr ich auch durch Hrn. Oberhergrath Haus-
l er in Siegen, dafs es allgemein fiir Porphyr genommen werde,
welcher ofter im Thonschiefer - Grauwackenbezirke hier vor-
komraen soil.