
schwarzliche oder griinliche Farbe hat, zieht es Sauer-
stoff aus der Luft an; es wirkt selbst zerlegend auf das
Wasser, dem es gleichfalls Sauerstoff sowohl als die auf-
geloste Kohlensaure entzieht und dagegen den Wasser-
stoff frei macht. Daraus wird begreiflich, warum der
Boden der Urgebirge, und besonders der aus der Ver-
witterung des Glimmerschiefers, Thonschiefers, Basaltes
und aller Eisen im nicht oxydirten Zustande enthalten-
den Gebirgsarten hervorgehende Boden im Anfange, ehe
er noch seine Ockerfarbe erhalten, so unfruchtbar ist;
denn der Sauerstoff-Verlust ist fiir die Vegetation sehr
nachtheilig, und selbst Dung kann sich nicht zu Humus
bilden. Die Verminderung des Kaligehaltes im
Glimmerschieferboden ist allerdings ein Nachtheil, der
jedoch durch den Thongehalt bedeutend iiberwogen wird,
wenn man bedenkt, dafs im lockern sandigen Gneufs-
boden das entbundene Kali durch die Tagwasser gar
leieht ausgelaugt wird, wahrend hier der Thon Wasser
und Kali zuriickhalten kann. 41 — Wie gesagt, die Er-
scheinungen an vielen Stellen in den Sudeten spre-
chen mehr, als die aus dem reinen Chemismus abgelei-
teten Theorien, und dann lafst sich auch nicht einmal
mit Sicherheit behaupten, dafs der Glimmerschieferboden
wirklich mehr Thon habe, indem der Glimmer sich
an der Luft viel schwerer als Feldspath zersetzt, und
dafs, wenn dies auch nicht der Fall ware, die Bundig-
keit des Bodens keinesweges die Hauptriicksicht sey, im
Gegentheile eine zu grofse Bundigkeit stort. Ueberdies
ist auch Gneufs und Glimmerschiefer nie derselbe; denn
ich habe sehr glimmer- und feldspathreiche Gneufse vor
mir, in welchem der Quarzgehalt kaum | betragt. Man
darf nur die Lupe nehmen, um sogleich den gemeinen
Feldspath an seinem blattrigen Bruch, den dichten an
seinem matten unebenen Ansehen, und die eingespreng-
ten Quarzkornchen an ihrer weifsen und grauen Farbe,
dem Fettglanze und meist auch an dem deutlichen klein-
muschlichten Bruche zu erkennen. Der Quarz ist, so
wie der unzersetzt bleibende Glimmer, meiner Meinung
nach, fiir die nothige Lockerheit. des Bodens sehr niifz-
lich, und es kann ohne diese kein gedeihliches Waclis-
thum in einem an Thontheilen iiberreichen Boden be-
stehen. Die grofse Niitzliclikeit der Quarzthcile beweist
schon der Gneufs vom Tannicht; denn hier hat er eine
ungewohnliche Pravalenz dieses Gemengtheils (meist
die Halfte), und doch wachsen hier so schone Buchen,
Fichten und Tannen, wie sie nur irgend wo auf Glim
merschiefer und andern Gesteinsarten vorkommen.
Im Hintertannicht stiefsen wir auf einen kleinen ver-
steckten Windbruch. In einer der starkeren Fichten
hatte der Borkenkafer in seinen Gangeu unverkennbare
Spuren hinterlassen, ohne dafs sich aber in der ganzen
Gegend etwas weiter gezeigt hatte. Gliicklicherweisc
mufs er in den letzten Jahren, und besonders in diesem
die zu seinem Gedeihen nothige Witterung nicht gefunden
haben; denn ich horte auch in Karlsberg, wo er
sonst viel gehaust hatte, dieses Jahr nichts von ihm.
In der Hauung auf dem Redanzgraben sind die grofs-
. ten Fichten- und besonders Taunenstocke, die ich auf
der Reise gesehen habe. Einige haben his 4 und sogar
5 Fufs Durchmesser (3 Fufs iiber der Erde). An dem
einen starken Tannenstocke zahlte ich im Centro 160
Ringe, und diese hatten nur 3". Die aufsern 120 Ringe
mafsen 1'. Die meisten hatten 300 — 400 Jahre und
inwendig immer sehr enge Ringe. Viele von ihnen sind
fest, einige waren schon beim Abhiebe ganz hohl und
faul. Die Stamme haben hier sehr haufig, zum grofsen
Verdrufs der Tischler, gewundenes Holz, ohne Zweifel
in Folge der bewegenden nnd erschiitternden Stiirme,
welche hier herrschen, da wohl der flache und stei-
nichte Grund nicht immer alleinige Ursache dieser Er