
men erziehen? Schon von Weitem sieht man diesen Co-
lofs iiber die iibrigen Baume hervorragen. An und fiir sich
wurden diese letztern schon ein stattliches, langstrecki-
ges Corps bilden; aber im Vercine mit der Konigsfichte
erscheinen sie nur als Kinder. Ich bedauerte nur, dafs
uns das weit entlegene Ziel des heutigen Tages nicht
gestattete, eine genaue Messung mit dem Baume vorzu-
nehmen, und mufste mich mit einigen oberflachlichen
Scliatzungen begniigen. Um so erwiinschter war es mir,
dafs ich gerade bei der Ablieferung des Manuscripts zur
Druckerei von dem freundlichen Herrn Oberforster eine
Beschreibung erhielt, welche er am 5ten April d. J.,
trotz ly ' hohen Schnees auf dem unwegsamen Gebirge
gemacht hatte, und der er spater noch die Abbildung
nachfolgen liefs. Obgleich unsere oberflachliche Schaz-
zung vor 3 Jahren ziemlich nahe an die Wahrheit an-
ging, so hatten wir uns doch nicht ganz in die unge-
wohnliche Grofse finden konnen, und eben so, wie alle
friiheren reisenden Taxatoren, zu niedrig angesprochen.
Die Konigsfichte im Forstreviere Nesselgrund, sagt
Herr Bias eke, ist unstreitig die prachtigste und alte-
ste Fichte (Rothtanne), die die deutschen Nadelholz-
Waldungen von dieser Species aufzuweisen haben. Sie
imponirt mehr durch ihren regelmafsigen Wuchs — bei
ungeheurer Hohe und gesundem kraftvollen Aeufseren
als durch ihre Holzhaltigkeit *), und erfiillt jeden sinni-
gen Beschauer, besonders aber den Forstmann, mit freu-
digem Slaunen.
*) Schwerlich wird Jemand gegen diesen Aussprnch etwas
einzuwenden haben. Was wir von grofserer Holzhaltigkeit
und grofserem Durchmesser an noch lebenden
BSumen erfahren haben, gehort der Tanne (Weifs- od. Edel-
tanne). Die Maxima, welche ich bei dieser kennen lernte,
sind folgende. Nach der zuverlassigen Mittheilung des Herrn
Gerade im Mitlelpunkte des Nesselgrunder Reviers
steht sie auf einer kleinen Hochebene am sudwestliclien
Fufse des grofsen Vogelberges, ungefahr 2400' iiber der
Ostsee, und ist vor den Abend- und Mittagwinden ziem-
P o lch , eines meiner Zuhorer, steht an einer Stelle, wo man
es am Wenigsten erwarten sollte, da weit und breit fast
nur Laubholz zu finden ist, namlich im Hundsriick, nahe an
der Strafse von Birkenfeld nach Moorbach, eine Tanne von
217y/ Umfang und 1 5 0 'Hohe; er hat dieselbe nach der 5ten
K on ig ’schen Vollholzigkeitsklasse auf 28, und nach der 4ten
Klasse auf 25§ Pr. Klafter berechnet. Ferner erinnert sich
mein College Schneiae r, dafs bei Wembach, am Fufse des
Qdenwaldes, in Mitten des Buchenwaldes eine Tanne von
circa 7' Durchmesser und 140 —150' Hohe stand, und dafs
noch gegenwartig ein paar sehr starke Tannen unter dem Namen
der „Eheleute“ in dortiger Gegend bekannt sind. Dagegen
bleiben aber auch die Ertrage Schlesiens noch in diesem
Augenblicke hier und da nicht zuriick. Herr Oberforster
Bias eke kennt im Reviere Nesselgrund eine nicht un-
bedeutende Zahl riesenhafter Baume, zum Theile von noch
grofserer Holzhaltigkeit, als die der KSnigsfichte; diese alten
Leberstander sind Weifstannen. Im vorigen Jahre wurde
eine derselben gefallt, die 16 Klafter Brennholz gab, und
vor mehreren Jahren lieferte eine andere gar 25 Klafter
Scheitholz ohne Wipfel und Aeste! Ferner schreibt mir Hr.
Oberforster Zebe: „In der Boronower Forst (zur Herrschaft
Koschelin, in Oberschlesien an der Polnischen Grenze) waren,
als ich mich 1809 — 1812 dort aufhielt, noch viele Ur-
walder, aber fast lauter Tannen. Die Waldung Barzen z. B.
entliielt lauter 1^ — 2 — 3griffige Stamme, so dicht geschlos-
sen, wie heut zu Tage nicht SOjahriges Holz. Oft gab Ein
Stamm 4—-6 LattkliHze. Einer, dessentwegen eine Wette
angestellt worden war, entliielt 21 Klafter Sehlesisch Maafs.
Fast alle Stamme waren aber wipfeldtirr, und viele anbrii-
chig. Bei der im Jahre 1812 aufgenommenen landschaftlichen
Taxe waren einige Orte 120 Klafter pro Morgen geschatzt
worden.“