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E s ist nun gerade ein Jahr her, dafs ich meine Ober-
schlesische Reise antrat; icli sitzc wahrscheinlich in demselben
Postwagen, wie damals, und freue mich darauf,
ein paar Tage recht tiichtig dm'chgeruttelt zu werden.
Mit meinem schonen Platze im Cabriolet bin ich bald
bekannt; Bucher, Karten, Hammer, und was noch looses
mitgenommen wurde, konnte bald in den zahlreichen
Taschen unseres wandelnden Kammerleins untergebracht
werden, und so schaue ich denn, abwechselnd im Ge-
sprache mit mir selbst und mit meinem einzigen Beglei-
ter, dem vielerfahrenen und gefahrenen alten Schirrmei-
ster Sommer, einem Forsterssohne und ehemaligen lei-
denschaftlichen Jager, behaglich in die Welt hinaus.
Die Eisenbahnen haben ihr Gutes, sie haben aber auch,
abgesehen von der unangenehmen Moglichkeit, gequetscht,
geradert oder gar bei lebendigem Leibe gebraten zu werden,
ihre Unbequemlichkeiten, und ich lobe mir meine
Fuhre, die alle 2 Meilen anhalt; alle Gegenstande, an
denen wir voriiberkommen, betrachte ich mir mit geho-
riger Ruhe, und wenn ich eine hiibsche Pflanze oder
einen viel versprechenden Steinhaufen am W7ege be-
merke, so halt der Schwager still. Lustig ertont sein
Horn mit silbernem Mundstiicke, wenn wir in einen
Ort kommen; Alles steckt die Kopfe zum Fenster hin