
gegend, die Region der Hirsche genannt, entspricht dem
BegrifFe von Urwald, welchen wir uns zu Hause so gern
ausmalen.
Die Holzarten sind hier die gewohnlichen des Rie-
sengebirges: Fichte, Tanne, einzelne Buchen und Ahorn.
Fichten sind auch hier vorherrschend, und Tannen zu-
riickweichend. Ahorn ist haufiger, Buche seltener.
Der Wuchs erhalt sich aufserordentlich lange schon und
kraftig. Bei einer Hohe, die man wohl auf 3000 Fufs
und dariiber anschlagen kann, sieht man noch Ahorne
von 50 F. Hohe und F. Durchmesser. Der Schaft
wird zwar schon kiirzer, meist auch schon etwas knickig
und gebogen; dafiir ist aber die Astverbreitung desto
grofser, und die Krone fand ich mehrmals von 25 — 30
Schritten Durchmesser! Sticta pulmonacea lauft bis 20
Fufs hoch an den Stammen hinauf, und vermehrt dadurch
das malerische Ansehen der Baume.
Unter den Nadelholzern giebt es zwar keine sehr
auffallend starken Stamme; allein der Bestand ist sehr
gleichmafsig, die Lange des Holzes bedeutend, so dafs
man wohl 65 Klafter pro Morgen hier und da anneh-
men kann. Das Holz ist kerngesund. Rothfaule be-
merkt man nur sehr seiten einmal an einem Stamme,
und es mochte dies als Beweis dienen, dafs diese weniger
Folge eines sehr gedrangten Standes sey, den man
hier iiberall in den natiirlichen Schonungen sieht, als
vielmehr Wirkung der Widerwartigkeiten, welchen der
junge Aufschlag in den niedrigern Gegenden ausgesetzt
ist, wo er nicht blofs vom Wilde, sondern ganz besonders
vom Vieh unaufhorlich verbissen wTird. Die Saft-
circulation beginnt hier friih zu stocken, und man mufs
sich nur wundern, dafs die Krankheit nahe den zahlrei-
chen Gebirgsdorfern nicht noch haufiger ist. Jefzt wird
aber besser auf Schonung gehalten, und so mochte das
Uebel in Zukunft geringer werden.
Wie iiberall, finden sich auch hier kleine Nas-
sen, die sich gleich durch Sphagnum verrathen. Wahrscheinlich
sind sie nicht Ursache, sondern Folge dcr Ent-
blofsung an solchen Stellen. Wo die Sonne herein-
scheint, giebt es Nassen, aber nicht wo der Schlufs der
Baume erhalten wurde. Der ganze Hang ist mit gro-
fsern und kleinern Felsbldcken iibersat. Alle sind mit
dicken Polstern von Hypnum crista castrensis, splen~
dens, tamariscinum, triquetrum besetzt, welche oft ge-
fahrliche Tiefen triigerisch uberdecken und Aufmerksam-
keit auf jeden Tritt nothwendig machen. Meistentheils
bemerkt man gar nicht, dafs die Fichten in einem Boden
wurzeln. Die Wurzeln laufen weit iiber die Steine
hin weg, und kreuzen sich dabei vielmals, ja sie verwachsen
sogar und bilden dann ein grobmaschiges Netz. *
Es wurde schon spat und wir konnten daher nicht
die obere Holzgrenze am Reiftrager, welcher von Prudlo
4172 F. angegeben wird, erreichen. Wir mufsten da,
wo das Holz noch einen schonen Wuchs hat (etwa bei
3200 F.), umkehren. Bald war im Absteigen der untere
Saum des Bestandes erreicht, und wir kamen zu
einem Schlage an der Nordostseite, wo ich wieder die
Art und Weise kennen lernte, wie man hier, besonders
auf den Hohen, die Schlaglinien anlegt. Gewohnlich
wird nur ein schmaler Strich von 5 — 10 Ruthen jahr-
lich abgeholzt, und dann auch im nachsten Jahre, mi
Falle keine natiirliche Besamung erfolgt, sogleich wieder
durch Besamung aus der Hand cultivirt Dunkel-
schlage halten sich in diesen hohen Gegender nicht gegen
den Wind. Ein alter Fichtenstock, den ich unter-
suchte, hatte F. Durchmesser und liefs 240 Jahresringe
erkennen. Die ersten 90 Ringe waren 2 Zoll auf
Einer Seite dick. Yon 100 — 130 Jahren hatte jeder
Ring 2 — 3 Lin. Dicke, dann nahmen sie wieder ab. Die
Ordnung und der gliickliche Erfolg in dem neueren Be