
nen werden. Man erzielt namlich durch tiefen Abhieb
der umher stehenden, auf dem frischen und feuchten
Bo den natiirlieh angeflogenen Erlen einen Stockausschlag,
und bedeckt diesen dann so mit Erde auf dem Stocke
und an den Seiten, dafs die Ausschlage schon im nach-
sten Jahre angewurzelt sind. Sie werden alsdann mit
einem scharfen Rodeeisen am Stocke abgestofsen, ausge-
hobeu und verpflanzt. Gewifs ein sehr sinnreiches Ver-
fahren, welches iiberall da angewendet zu werden ver-
diente, wo der Boden, wie hier, nicht zu sumpfig ist.
Von hier gingen wir nach dem Wennebeutel, wo
sich eine der wenigen Ficlitenanlagen des Soiling befindet.'
Soli man nach dem Gerathen dieser Anlage ur-
theilen, so miifste man viele Orte fiir die Anzucht der
Fichte sehr geeignet finden, und sie nur deshalb nicht
wiinschen, weil der Boden fiir Eiche und Buche doch
noch besser pafst. Der Bestand ist etwa 40 Jahre alt,
und, halt 48 Morgen. Die Stamme sind meist bis 70'
hoch und einzelne zeigen einen Durchmesser yon 20 Zol-
len. An einigen Stocken sieht man die Starke einzel-
ner Jahrringe bis zu 1 " gehen, ein Zuwachs, wie ich
ihn nachher nicht wieder gesehen habe. Die Stamme
stehen im fr'eudigsten Wuchs, dennoch hat sich der 2?o-
strichas typographus, der gewifs weit zu fliegen hatte,
ehe er hierher kommen konnte, sehon angesiedelt, ohne
aber bis jetzt merklichen Schaden zu thun.
Das Gedeihen der Fichte im Soiling sollte alle Gegenden,
welche dasselbe Gebirge haben, wie z. B. der
Spessart, auffordern, recht eifrig die Versuche mit dem
Anbaue dieser wichtigen Holzart zu betreiben. In den
Gebirgen, wo die atmospharischen Niederschlage so wich-
tig sind, wird man, selbst auf dem schlechteren lioden,
mehr Gluck mit derselben haben, als mit der Kiefer,
die jetzt so haufig, und schon jetzt mit oft bemerkbarem
Nachtheile, in Gebirgsgegenden auf unpassendem Boden
kultivirt wird. *)
Der Weg zum Wennefelde fiihrt nun durch einen
schonen Eichenbestand von 65 Jahren. Die Stamme
stehen in 30 ’ Entfernung, sind iiber 70 hoch und 16
bis 18" stark. Sie sind fast vollkommen geschlossen,
und dennoch findet sich ein sehr ansehnlicher, wahrscheinlich
durch Vdgel hierher verschleppter Unterwuchs
yon Buchen, die immer noch Triebe von 8 —12" ma-
chen. Man findet darin wieder einen Beweis, wie wenig
die Buche unter dem Drucke der Eiche auf gu-
tem Boden leidet. Zum Theil riihrt dies von der
schwacheren Belaubung der Eiche her, zum Theil von
der geringeren Empfindlichkeit der Buche gegen Druck;
aber ich erklare es mir auch noch aus einer gewissen
Vertraglichkeit, welche beide Baume mit einander haben,
die vielleicht von dem verschiedenen, die Nahrung
hoher oder tiefer aus dem Boden holenden Wurzelbau
herriihrt.
Auf dem Wennefelde selbst, welches durch eine von
Carl dem Grofsen gelieferte Schlacht historisch merk-
wiirdig ist, fanden wir im Hause des alten reitenden
Forsters die freundlichstc Aufnahme nach beschwerli-
chem Marsche. Es ist im Jahre 1723 in der Gegend
erbaut, wo das von den Hussiten zerstorte Dorf Winnefeld
stand. \ Stunde davon liegt das Braunschweigsche
Dorf Derenthal, der einzige im Braunschweigsch-Sollinge
Landbau treibende Ort.
Es wurden einige Insekten-Sammlungen, welche der
*) Ich will nicht den Anbau der Kiefer im Gebirge iiber-
haupt verachten, da ich noch neuerlich immer mehr Beweise
erhielt, dafs sie sehr hoch sogar aushalt (2000'), nur gegen
das Fortkommen derselben auf zu fettem oder zu flachgriindi-
gen Boden, oder in Freilagen erklare ich mich.