
Wir haben auch spater noch schone Linden im Gebirge
gesehen; sie scheinen aber alle angebaut zuseyn; in den
Bestanden sieht man keine.
Noch war ein boser Berg, der Hiittenberg genannt,
zu iiberwinden. Er gehort zu den ansehnlichsten in
Schreiberhau. Ueber den Scheitel dieser Hohe zieht
sich die sogenannte Zollstrafse nach Carlsthal, und iiber
die Strickerhauser nach Bohmen hin. Die Winter-
saat sprofste schon recht schon griin. Herr Forstmeister
sagte mir, dafs sie hier im Juli oder August gesat
werden mufste. Die Winterung bedarf 13 Monate zur
Reife (s. Schreiberhau spater am 14ten).
Freitag den lOteit ganz friih hielt ich noch
mit dem Forster K o h le r, bei welchem wir sehr gast-
freundlich aufgenomrnen worden waren, einen Umgang
auf seiner Wiese, um den Schiiffel kennen zu lernen,
welcher hier neben dem Maulwurfe den Pflanzen Scha-
den thun soli. Aus der Beschreibung ersah ich wohl,
dafs hier eine grofse Spitzmaus, und nicht der Oberschle-
sische Schiiffel, welcher Arctomys Citillus ist, gemeint
sey. Wir revidirten alle Fallen, welche kiirzlich yon
einem Kammerjager aufgestellt worden waren, aber es
hatten sich nur einige Maulwurfe gefangen. Der Maul-
wurf soli noch viel hoher hinaufgehen, so z. B. bis zu
den Schlesischen Bauden oberhalb Schreiberhau (3662
Fufs); doch versichern die Baudenbesitzer, dafs er dort
nur so weit gehe, als der Boden fiir die Grasbenutzung
gediingt wird. Ich mufste also fiir dieses Mai darauf ver-
zichten, die Bekanntschaft dieses Schiiffel zu machen, er-
hielt aber das Versprechen, dafs mir, so wie einer gefangen
wiirde, dieser nachgeschickt werden sollte.
Von der Forsterei ist es bis zum Hochsteine, nach
Hrn. Ste rn i t zk y , 524 Ruthen, bis zu den letzten Hau-
sern an der Zollstrafse 450 R., bis zum Brandweinsteine
1096 R., bis zur Abendburg 1366 R. und bis zur Flinsberger
Zwiesel 1710 Ruthen. Gleich hinter der Forsterei
beginnt der Gneufs. Nach Hrn. St e rn i t z k y ’s schon
friiher dariiber angestellten Untersuchungen soli er sich
langs dem Hochstein-Hohenzuge iiber die W eifse Stein-
riicke von der Zollstrafse bis zur Flinsberger Zwiesel
binaufziehen.
Das erste, was uns bei der Fortsetzung der Excursion
begcgnete, war oberhalb des Forsterhauscs ein 80-
bis lOOjahriger Fichtenort, welcher wieder die trauri-
gen Spuren des besonders urn das bevolkerte Schreiberhau
herum den Bestanden sehr gefiihrlichen Streurechens
an sich trug, und iiberdies noch eine Siid-Lage hat.
Wir naherten uns jetzt mit starken Schritt en einem
Hauptpunkte des Gebirges, dem Hochsteine. Trotz seiner
nicht bedeutenden Hohe von 2803 F. ist hier das
Klima doch so rauh, dafs nicht einmal Kartoffeln neben
der Baude gedeihen. Mit Riiben-Arten, welche man hier
und da in ansehnlichern HShen mit Gluck zieht, sollten
Versuche gemacht werden. Astern, Tageles, Phlox und
einige andere gesate und gepflanzte Herbstblumen standen
jedoch in iippigem Flor. Der Hochstein liegt von
alien Seiten frei und ungesckiitzt, und man kann ihn
mit Gebirgstheilen, hinsichtlich des Klima’s, parallelism?
ren, welche 1000 F. holier sind. Daher giebt es hier
auch wieder interessante Erscheinungen am Holzwuchse
zu beobachten. Man fmdet auf dem ganzen Wege hin-
auf zahlreiche Buchen, und fast iiberall da, wo diese
sind, auch Weifstanneu. Etwa 400 — 500 F. unter der
Bergspitze steht noch ein Buchensamenschlag. Kern-
pflanzen sind aber nur sehr sparsam vorhanden, Stock-
aussclilag gab es genug. Der Schlag steht zwar aufser-
ordentlich licht ( vielleicht nur 6 — 8 Stamme pro Morgen);
indessen ist das, meiner Meinung nach, nicht der
alleinige Grund der fehlenden Samenpflanzen, vielmehr
ist dies in dem rauhen Klima zu suchen, welches nur